Vermutlich einige grundsätzliche Fehlannahmen bei deinen Überlegungen.

Silke, Samstag, 24.08.2019, 11:55 (vor 1704 Tagen) @ Weiner2823 Views
bearbeitet von Silke, Samstag, 24.08.2019, 12:47

jedenfalls nach meinem Verständnis...
Ich meine, es ist leider genau so kompliziert, wie der @Ostfriese andeutet.

Lieber Weiner,

Niemand weiß, warum in diesem Universum alles rotiert

Der Mond z.B. rotiert nicht.

Nun gibt es in diesem Universum der Vielheit nicht nur eine
Schwingung sondern eben viele, viele Schwingungen.

Ausschliesslich Schwingungszustände.
Materie im von uns simulierten Zustand der Dinge gibt es nicht, so wie ich das bisher verstanden habe.
Ein von mir "greifbarer" Apfel ist nur die Ausmittelung von Schwingungszuständen, die ich mir simuliere, damit ich ihn mit meiner was auch immer (wir nennen diese Ansammlung von Wahrscheinlichkeiten wohl HAND) greifen kann um ihn was auch immer (wir nennen das ESSEN).

Wie passen die nun
zusammen, wie kann man sie verketten, wie kann man stabile
Schwingungskomplexe erzeugen?

Das geht nur, wenn die einzelnen Schwingungen zueinander in gewissen
Resonanzen stehen.

Alle Schwingungen stehen in Interaktionen.
Verstärken, Dämpfen, Modulieren, Resonanz usw.

Ein gutes Beispiel sind auch die Elektronenschalen in den Atomen und die
Regeln für ihre Besetzung.

Es gibt keine "Schalen". Das sind nur Simulationen, weil wir eben eher dinglich denken.
Es sind Bereiche der Aufenthaltswahrscheinlichkeit.
Die reichen mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten von hier bis zum "Ende des Universums".

Hier gibt es (von den Physikern) so genannte
„magische Zahlen“, auch Quantenzahlen genannt, deren 'Herkunft' man
einfach nicht kennt bzw. zur Kenntnis nehmen will. Man kann sie nur
akzeptieren und mit ihnen rechnen. Tatsächlich hängen sie mit
Gesetzmäßigkeiten im Primzahlenraum zusammen; die Grundlage der
Titius-Bode-Reihe ist beispielsweise der so genannte „Goldene
Schnitt“.

Was hat das mit Ashitaka zu tun? Die scheinbar chaotischen Schwingungen
beispielsweise von Börsenwerten (oder allen
gesellschaftlich-geschichtlichen Entwicklungen) sind nicht wirklich
chaotisch sondern sind zusammengesetzt aus bzw. sind eine
Überlagerungserscheinung von einzelnen Schwingungen.

Chaos ist nach dem von dir selbst genannten Ilya Prigogine nur Ordnung der ganz besonderen Art und keine blosse Unordnung.

Gleichgültig aber, wie diese Details der Konstruktion nun aussehen:
die numerischen Werte der Zukunft sind für ein solches System bereits
zu Beginn festgelegt
– eben weil die Schwingungen jede für sich und
alle zueinander gewissen Gesetzmäßigkeiten gehorchen müssen. Zwingend.
Es ist sogar so, dass ein System gar nicht erst in Gang gesetzt werden kann
(oder „autopoietisch“ sich selbst in Gang setzen kann), wenn nicht
bereits am Anfang diskrete Bezugswerte eingehalten werden.

NICHTS setzt sich autopoietisch "selbst" in Gang.
Autopoietische Systeme fangen an, sich (nur unter dem Einfluss von Potentialstrukturen, von Durchflüssen) selbst zu organisieren, und nicht "aus sich selbst heraus startend" (das geht nicht und ist eine grundsätzliche Fehlannahme vieler Biologen weil sie nur auf zu enge Areale starren.
Sie betrachten ein Lebewesen "schau es lebt aus sich selbst heraus" ohne die ihm dafür das notwendige Potential verleihenden Strukturen zu brücksichtigen.
Wolfgang Nitschke hat da auch mal ein bisschen mehr versucht, als andere (Im Kommentar wird wieder richtig auf el_mar seinen F.Roddier verwiesen.

Ein Schwarm bildet sich z.B. nicht aus sich selbst heraus (bottom up) sondern wird von ihn erzwingenden Potentialstrukturen gebildet (top down).
Die Schwarmagenten werdenen von den umgebenden Zwängen und Einflüssen zusammen gezwungen (bessere Überlebenschancen). Die Murmuration ist REAKTION auf äussere Einflüsse und nicht Veränderung von äußeren Einflüssen.

Die Lebewesen auf der Erde leben nicht "aus sich selbst heraus", sondern weil sich ein Energiedurchfluss Sonne->Erde->Weltall (oder eben die Smoker im Ozean) gebildet hat, in dem sie sich fleissig und sehr variabel (Biosphäre) "selbst organisieren können", weil sie dazu ermächtigt sind und nicht weil sie es einfach aus sich selbst heraus können.

Du solltest mal bitte eine griffige Definition für Leben bringen, die sich nicht nur an den Funktionen von Leben fest klammert.
WAS IST DAS WESEN VON LEBENDEN SYSTEMEN?

In Ansätzen hat bereits Leibniz sich intensiv mit diesen Themen
beschäftigt und die Verhältnisse als prästabilisierte Harmonie
bezeichnet. Es läuft auf einen ziemlichen Determinismus hinaus.

Die Welt ist indeterministisch wie nur irgendwas.
Die Zukunft beeinflusst z.B. die Vergangenheit (Wheeler-Experiment).
Das Determinismuskonzept ist Schnee von gestern aus den "Die Welt ist eine grosse mechanisch funktionierende Maschine - Überlegungen"
Das ist sie nicht.

Die Quantenphysik ist ein unnötiges Geschwurbel.

Nur für Leute, die sie IMHO nicht verstanden haben.
Technische Umsetzungen der quantenphysikalischen Überlegungen sind überall um uns herum zu bestaunen wie z.B. der Transistor, der Laser oder die ersten makrophysikalisch funktionierenden Qubit-Module beim Quantencomputerbau.

Es werden durch sie
"Wahrscheinlichkeiten", "wahrscheinliche Aufenthaltsräume" etc. etc. in
die Diskussion eingeführt.

That's it.

Das ist aus methodischer Sicht legitim, weil
wir es immer und überall mit statistischen Vielheiten zu tun haben. Die
Sichtweise aus dem Blickwinkel der Statistik erschwert aber den Zugang und
vernebelt dadurch die grundlegenden Verhältnisse.

Boltzmann würde staunen über deine Ansichten.

Gott ist Mathematiker von Beruf, in seiner Freizeit und aus
Leidenschaft aber Komponist.

"Niemand in diesem System handelt unbewusst für sich selbst, sondern

einzig für den Erhalt des Gleichgewichtes."

Klingt etwas moralisch und esoterisch. Ist aber richtig, weil wir alle
Glieder von vorübergehend bestehenden, dynamisch agierenden und harmonisch
strukturierten Energiekomplexen sind. Wir handeln aber nicht wirklich aus
uns selbst, sondern sind Gehandelte.

Wenn wir Selbstorganisation betreiben können handeln wir sehr wohl auch aus uns selbst, aber eben immer nur genau so viel, wie uns dafür Potential verliehen wurde.

Autopoietische Systeme wie z.B. Menschen haben Handlungsspielräume im Rahmen der sie allerdings stark begrenzenden, be- und entmächtigenden und ausrichtenden (Potential verleihenden) Zentralmachtstrukturen.

Diese Spielräume stellen unsere Freiheit dar.
Wir können die Notwendigkeit des Durchlaufens von Bifurkationen nicht verhindern, aber wir haben dabei Freiheitsgrade.
Wenn wir uns z.B. tendenziell nur links halten geraten wir immer linker, wenn nur rechts dann immer rechter.
Damit verändern wir aber auch die (nicht) "deterministische" Welt per Interaktionen.

Wenn ich z.B. für mich entscheide, die Welt und die Menschen eher positiver und optimistischer zu betrachten räume ich mir (durch die damit veränderten Wahrscheinlichkeiten bei den Entscheidungen an den Bifurkationspunkten) eher die Chancen ein, dass die Welt um mich herum auch wirklich positiver und optimistischer (natürlich nur in den möglichen Grenzen) wird, als wenn ich griesgrämig und pessimistisch über alles um mich herum klage und ständig den Weltuntergang verkünde, anstatt Chancen zu nutzen, die sich immer und aus jeder Konstellation ergeben.

Deshalb verstehe ich noch nicht so richtig, worauf du hinaus willst.
Ich sehe die Welt eher als riesiges Ansammlung von Chancen auch trotz der harten Gesetzmässigkeiten des Debitismus und nicht als eine einzige und unveränderbare Kausalkette.

Liebe grübelnde Grüße
Silke


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