Ist alles weniger kompliziert.

Weiner, Freitag, 23.08.2019, 20:04 (vor 1701 Tagen) @ Ostfriese3240 Views

Guten Abend Ostfriese!

Möglicherweise geht meine Antwort an Deinen Gedankengängen vorbei, aber vielleicht ist sie dennoch Dir und anderen Mitlesern hilfreich beim Verstehen dsssen, was die Welt im Innersten zusammenhält und umtreibt.

Niemand weiß, warum in diesem Universum alles rotiert: Galaxien rotieren, ja das Universum insgesamt rotiert, Sonnensysteme rotieren. Die Sonnen selbst und auch die Planeten drehen sich zudem um ihre eigene Achse. Im Mikrokosmos rotieren die Elektronen um die Kerne und haben je ihren eigenen Spin. Alles dreht sich.

Die Antwort kann nur philosophisch gegeben werden: Drehung ist ein Kompromiss. Die Vielheit der Punkte in und bis zur Peripherie soll trotzdem in einer Einheit und Ganzheit verbleiben, sprich auf einen einzigen und gemeinsamen Mittelpunkt bezogen bleiben. Vielheit und Gesamtheit in einer Einheit sind nur möglich mit einem Kreis. Das ist der Kompromiss.

Die Kreislinie in ihrer zeitlichen Entfaltung, etwa bei der Rotation eines Planeten um seine Sonne, kann zahlenmäßig beschrieben durch eine Sinusfunktion:

https://www.matheretter.de/wiki/einheitskreis-zur-sinusfunktion

Die Sinusfunktion wiederum wird gerne auch als Schwingung bezeichnet. Die „Ursache“ dafür, dass alles schwingt, liegt demnach darin, dass alles rotiert – d.h. dass alle Dinge und die Kraftbeziehungen zwischen ihnen zwar viele (numerische) Werte bzw. Raum-Zeit-Positionen einnehmen wollen, dabei aber die Einheit und Gesamtheit wahren müssen.

Nun gibt es in diesem Universum der Vielheit nicht nur eine Schwingung sondern eben viele, viele Schwingungen. Wie passen die nun zusammen, wie kann man sie verketten, wie kann man stabile Schwingungskomplexe erzeugen?

Das geht nur, wenn die einzelnen Schwingungen zueinander in gewissen Resonanzen stehen. Wenn energetische Schwingungen sich überlagern oder wenn materielle Planeten miteinander in einem ganzheitlichen System kreisen sollen, dann müssen bestimmte Verkehrsregeln eingehalten werden. Sonst kommt es zu Kollisionen oder Aufschaukelungen, die das System zerstören würden. Diese Gesetze sind die Gesetze der Harmonie. Das Universum, wo es aggregiert, besteht immer aus "harmonischen Komplexen".

Die Physik anerkennt diese nicht (weil die Physik nur analytisch und zerlegend operiert), aber die harmonischen Komplexe beherrschen alles. Die einfachste Aggregatione ist die Kugel, etwa die Kugelgalaxien oder Atomkerne. Flache Galaxien sind jünger, denn es ist schwierig, eine dreidimensionale Sphäre lange Zeit stabil zu halten - alles verflacht im Lauf der Zeit ...

Es gibt Gesetzmäßigkeiten für harmonische Komplexe. Beispielsweise gehorchen die Planeten in unserem Sonnensystem (ungefähr) der so genannten Tititus-Bode-Reihe, und zum Erstaunen der Astrophysiker tun das sehr gern auch die Planeten in den bislang entdeckten Exoplaneten-Systemen. Aber man kann sich nicht erklären, warum das so ist – eben weil man in der Physik die so genannten Gesetze der Harmonie nicht zur Kenntnis nimmt.

Vor ein paar Tagen hatte ich geschrieben, dass dissipative Strukturen ebenfalls nur dann sich bilden können, wenn die Rückkopplungsschleifen, aus denen solche Strukturen sich zusammensetzen, zeitlich aufeinander abgestimmt sind.

Ein gutes Beispiel sind auch die Elektronenschalen in den Atomen und die Regeln für ihre Besetzung. Hier gibt es (von den Physikern) so genannte „magische Zahlen“, auch Quantenzahlen genannt, deren 'Herkunft' man einfach nicht kennt bzw. zur Kenntnis nehmen will. Man kann sie nur akzeptieren und mit ihnen rechnen. Tatsächlich hängen sie mit Gesetzmäßigkeiten im Primzahlenraum zusammen; die Grundlage der Titius-Bode-Reihe ist beispielsweise der so genannte „Goldene Schnitt“.

Was hat das mit Ashitaka zu tun? Die scheinbar chaotischen Schwingungen beispielsweise von Börsenwerten (oder allen gesellschaftlich-geschichtlichen Entwicklungen) sind nicht wirklich chaotisch sondern sind zusammengesetzt aus bzw. sind eine Überlagerungserscheinung von einzelnen Schwingungen. Mit den üblichen Analyseinstrumenten (etwa Fourier) kommt man ihnen aber nicht bei, weil sie – unter dem Zwang gegenseitiger Resonanz – sich nach den Gesetzen der Harmonie ausrichten müssen. Ein Bild zur Veranschaulichung: die Planeten ziehen nicht auf Kreisen sondern – etwas verzerrt - auf Ellipsen ihre Bahn.

Gleichgültig aber, wie diese Details der Konstruktion nun aussehen: die numerischen Werte der Zukunft sind für ein solches System bereits zu Beginn festgelegt – eben weil die Schwingungen jede für sich und alle zueinander gewissen Gesetzmäßigkeiten gehorchen müssen. Zwingend. Es ist sogar so, dass ein System gar nicht erst in Gang gesetzt werden kann (oder „autopoietisch“ sich selbst in Gang setzen kann), wenn nicht bereits am Anfang diskrete Bezugswerte eingehalten werden.

Je besser bzw. je 'harmonischer' die Schwingungen bei der Gründung des Systems aufeinander abgestimmt sind, desto länger wird das System auch bestehen. Zwangsläufig aber werden irgendwann die einzelnen Schwingungen nicht mehr resonieren oder sich gar stören – und dann stirbt das System. Zwangsläufig deswegen, weil die Gesetze der Harmonie auf einer schmalen Gratlinie zwischen Chaos und Ordnung sich entwickeln (siehe irrationale Zahlen, PHI ist die irrationalste unter ihnen) – irgendwann laufen die Schwingungen einfach auseinander …

Wenn Ashitaka somit ausdrücken will, dass Werte und Konfigurationen der Zukunft eine (Sog-) Wirkung auf die Gegenwart haben, so ist das zwar ein bißchen schräg ausgedrückt, aber es ist insofern wahr, als die vergangenen, die gegenwärtigen und die zukünftigen Werte kräftemäßig streng und eng aufeinander bezogen sind. Ihre wahre Struktur ist transzendent und liegt somit jeneseits Raum und Zeit. Würde man nur die Zukunft kennen, könnte man die Vergangenheit rekonstruieren – gewöhnlich aber geben wir uns damit zufrieden, wenn wir aufgrund der Kenntnis der Vergangenheit ein wenig Zukunft vorhersagen können ...

In Ansätzen hat bereits Leibniz sich intensiv mit diesen Themen beschäftigt und die Verhältnisse als prästabilisierte Harmonie bezeichnet. Es läuft auf einen ziemlichen Determinismus hinaus. Die im Universum realisierte Vielheit ist aber so gewaltig (groß) und die Systeme sind gegeneinander alle offen, so dass es praktisch unmöglich ist, zur adäquaten Beschreibung eines Teilsystems alle Faktoren auf den Bildschirm der Analyse zu bekommen. Annäherungen sind freilich möglich.

Die Quantenphysik ist ein unnötiges Geschwurbel. Es werden durch sie "Wahrscheinlichkeiten", "wahrscheinliche Aufenthaltsräume" etc. etc. in die Diskussion eingeführt. Das ist aus methodischer Sicht legitim, weil wir es immer und überall mit statistischen Vielheiten zu tun haben. Die Sichtweise aus dem Blickwinkel der Statistik erschwert aber den Zugang und vernebelt dadurch die grundlegenden Verhältnisse.

Gott ist Mathematiker von Beruf, in seiner Freizeit und aus Leidenschaft aber Komponist.

"Niemand in diesem System handelt unbewusst für sich selbst, sondern einzig für den Erhalt des Gleichgewichtes."

Klingt etwas moralisch und esoterisch. Ist aber richtig, weil wir alle Glieder von vorübergehend bestehenden, dynamisch agierenden und harmonisch strukturierten Energiekomplexen sind. Wir handeln aber nicht wirklich aus uns selbst, sondern sind Gehandelte.

Liebe Grüße – Ostfriese

Liebe Grüsse, Weiner

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PS: Im Barock lagen die Zyklen der Kulturgeschichte so, dass sowohl das dynamisch Unsymmetrische (siehe die Herkunft des Begriffes 'baroque') wie auch das streng Gesetzmäßige gleichzeitig in das Bewusstsein des Menschen treten konnten. In der intuitiven Erkenntnis dessen, was unseren Kosmos seinem Wesen nach ausmacht, war der Mensch des Barocks vermutlich am weitesten gekommen.

Gottfried Wilhelm Leibniz, * 1. Juli 1646 in Leipzig, † 14. November 1716
Johann Sebastian Bach, * 31. März 1685 in Eisenach, † 28. Juli 1750
Georg Friedrich Händel, * 5. März 1685 in Halle(Saale), † 14. April 1759
(die schwarzen Markierungen sollen andeuten, dass die Orte und Geburtszeiten nicht zufällig verteilt sind)

Temperanillo hat bestimmt ein paar Hörbeispiele auf Lager ...


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