Der Debitismus - die von uns gepflegte Story!

Hinterbänkler, Schweiz - tief im Emmental, Mittwoch, 21.08.2019, 00:53 (vor 1710 Tagen) @ Silke5369 Views

Sie pflegen eine Story, setzten darauf ihr Recht und Gesetz gegen
die Masse und...
...leben davon.

Hallo Silke,

es ist nicht so, dass diese mächtigen Leute ihre Story pflegen, sondern wir alle pflegen diese Stories, die schon uralt sind.
Wir können im Prinzip nicht anders, denn die Stories pflegen sich genau genommen von selbst - durch uns alle.
Die Stories, das sind die Meme, die sich immer wieder selbst reproduzieren, von Generation zu Generation.

Solange wir zum Beispiel folgende Meme (eine klitzekleine Auswahl) verinnerlicht haben, reproduzieren wir diese laufend - für unsere Nachkommen aber auch täglich für uns -, und halten damit die Systemstories am laufen:

- Gesetze und Regelungen sind für ein Zusammenleben notwendig
- Es gibt Eigentum und mir gehört dieses oder jenes
- Ehe oder die moderne Formen von romantischen Zweierbeziehungen sind artgerecht
- Dinge oder Menschen sind gut oder böse
- Die Mächtigen sind mächtig
- Mir sind die Hände gebunden, ich bin ohnmächtig
- Es gibt Gerechtigkeit
- Strafe ist notwendig
- Ich kann mich verschulden
- Es gibt zu jeder Sache eine Ursache
- Die Ursache wirkt
- Es gibt Erlösung
- Die Gedanken sind frei
- Es gibt geistiges Eigentum
- Ein langes Leben ist das wichtigste
- Schule ist notwendig und eine wertvolle Einrichtung
- Erziehung ist notwendig
- Soziale Stellung ist wichtig
- Was bewiesen wurde, ist so
- Verträge sind notwendig und unbedingt zu halten
- Wenn ich Hunger habe, muss ich essen
- Die Umstände sind schuld

All diese Glaubenssätze haben wir geerbt.
Eltern, Märchen, Lehrer, Pfaffen, Parteien, Presse, TV, H/Bollywood usw. sind sich einig, dass wir das unbedingt verstehen und verinnerlichen müssen.
Solche Glaubenssätze und die damit verknüpften eigenen Gewohnheiten zu erkennen und für sich selbst für ungültig zu erklären und deren Macht (die Macht der Gewohnheit) für sich selbst zu brechen ist die Voraussetzung dafür, dass es irgendwann neue Stories geben wird.

Stories, wo es nicht mal mehr eine debitistische Urschuld geben wird.
Denn die Urschuld ist eine Ableitung von solchen Prämissen.

Was wäre, wenn wir andere Glaubenssätze verinnerlichen und pflegen würden:
- Ich habe und bekomme alles, was ich für diese wunderbare Reise auf dieser Welt benötige
- Das Leben heute ist der Umweg, den ich heute machen möchte
- Was ich jetzt nicht habe, benötige ich jetzt nicht
- Mein Körper ist nicht meine Ganzheit
- Die Welt/mein Körper ist zuerst ein geistiges Etwas (Energie, Information...) und zuletzt Materie
- Ich verschenke mich und was ich habe: Alles was ich tue ist ein Geschenk für andere
- Alles was andere mir (an-)tun ist ein Geschenk von diesen
- Ich bin mit allem verbunden

Ich bin übrigens der Überzeugung, dass die paläolithischen Menschen nach diesem ersten Satz gelebt haben: 'Ich habe und bekomme alles, was ich für diese wunderbare - und magische - Reise auf dieser Welt benötige'.
Damit unterlagen sie eben nicht dem Debitismus.
Sie hatten keinen Hunger so wie wir, d. h. sie waren niemals verzweifelt, wenn sie gerade nichts zu essen hatten.
Sie waren eben sich selbst nicht schuldig Essen zu besorgen, wenn der Magen knurrte und konnten dies auch unglaublich lange ohne debitistischen Stress aushalten.

So wie ich das mitbekommen habe, ist das nichtverzweifelte Verhalten bei Nahrungsmangel bei verschiedenen 'paläolithisch' lebenden Stämmen (austr. Aborigines, Buschmänner) nachgewiesen.

Es wäre spannend mal die untersten Prämissen des darauf aufgebauten Debitismus zusammenzustellen.
Und ob diese zwingend sein müssen oder ob etwas anderes auch denkbar wäre. Z. B. wie ich gerade skizzierte.

So oder so ähnlich

Hinterbänkler

---------- Bonusmaterial bzgl. Geschenk ---------

Der Mensch ist ein Gästehaus.
Jeden Morgen eine neue Ankunft.
Eine Freude, eine Depression, eine Gemeinheit,
ein Moment der Bewusstheit: Sie
kommen als unerwartete Besucher.

Heiße sie alle willkommen und bewirte sie.
Selbst wenn sie eine Bande Kummer sind,
die durch dein Haus fegt und die Möbel hinauswirft:
Erweise jedem Gast die Ehre.
Vielleicht räumt er dich leer
für neue Freuden.

Der düstere Gedanke, die Scham, die Bosheit:
Begrüße sie lachend an der Tür
und bitte sie herein.

Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn jeder ist dir geschickt als ein Führer
von der anderen Welt.

Mewlana Jalaluddin Rumi

--
...und es gibt überhaupt gute Gründe dafür, zu mutmassen, daß in einigen Stücken die Götter insgesamt bei uns Menschen in die Schule gehen könnten. Wir Menschen sind - menschlicher ...

Friedrich Nietzsche 'Jenseits von Gut und Böse'


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