Urschuld enttarnt

Silke, Montag, 17.06.2019, 13:57 (vor 1747 Tagen) @ Naclador3739 Views
bearbeitet von Silke, Montag, 17.06.2019, 14:35

"Urschuld ist für mich eine Schuld, die meine Existenz beendet, wenn ich nicht termingerecht tilge."

Das ist im Prinzip der Punkt, lieber Naclador,

lass mich noch ein bisschen daran herum nörgeln, aber Vorsicht, es wird kompliziert.
Hier meine Gedanken dazu...

Man könnte ja einfach definieren:
"Urschuld ist die Bedürfnisbefriedigung eines lebenden Systems" und würde damit eine kurze und knackige Aussage haben,
die aber leider falsch ist.

Siehe Existentielle Schuld.

"Urschuld ist für mich eine Schuld,

Ja.

die meine Existenz beendet,

Nein.
Eine Schuld beendet nichts.
Ein schuldhafter Zustand endet bei
1. Tilgung der Schuld oder
2. Nachschuldnerstellen oder
3. Verschwinden von Schuldner und/oder Gläubiger.

Die Tilgungsmöglichkeit der Schuld "Leben eines Systems" ist mir nicht bekannt.
Der Tod ist aber nur ein individuelles Ausbuchen einer Teilsumme dieser gesamten Schuld "Leben der Menschheit" in der größeren Schuldsumme "Leben insgesamt".
Die individuelle Tilgung kann aufgeschoben werden, dann ist dafür immer Zins zu zahlen.
Finanzierung = die Grenze bis zur Tilgung weiter ausweiten = Termin für Tilgungsnotwendigkeit in die Zukunft verschieben -> dafür muss Zins bezahlt werden.
Was existiert, ist immer verschuldet.
Ein Auto verrottet und ein einzelner Mensch stirbt mit Zeitablauf (Thermodynamik/ Debitismus). Das System Menschheit stirbt aber nicht so ohne weiteres.

wenn ich nicht termingerecht tilge."

Die Schuld "zu leben" kann ich nicht tilgen.
Wo ist der Termin?
Leben kommt von irgendwo, saust durch meinen Stammbaum, meine Grosseltern, Eltern und ist in mir, um sich (trotz meines individuellen sterbens irgendwann) über meine Kinder und Kindeskinder und im Prinzip über die ganze zukünftige Menschheit fortzusetzen.

Ich kann nur finanzieren = Aufschub der Tilgung erwirken.
Genau das müssen wir von Geburt an machen: Aufschieben der Tilgung.
Die Schuld eines lebenden Systems ist sein Leben.
Der dazu gehörige Gläubiger ist mir nicht bekannt.
Ich weiss nicht wer oder was mich ins Leben geworfen hat. Potentialstrukturen wie die Natur und Umwelt/ Energiedurchfluss z.B. von der Sonne ins All - die haben aber auch wieder übergeordnete Ursachen und Strukturen.
Das werde ich vielleicht erst nach meinem Tod erfahren.

Diese Schuld "lebendig sein/existieren" ist IMHO nicht tilgbar sondern endet nur für ein einzelnes Individuum, wenn sie nicht mehr bedienbar gehalten werden kann = individueller Tod bei Weiterexistenz des übergeordneten Systems (Familie, Stamm, Art).
Der Tod eines Individuums ist ein Verlust des "Zustandes Leben/existieren/schuldig sein" und der Verfall seines biologischen Anteils nach dem "Todeseintritt" der Verlust des individuellen Vehikels.
Ich weiss das im Detail noch nicht, das ist aber auch zu kompliziert zum Urschuldverständnis für Jungdebitisten.

Was wir also ein Leben lang tun ist nicht Urschuldtilgung sondern:
Finanzieren = Aufschieben der Entschuldung indem wir Zins zahlen und damit die Schuld bedienbar halten.
Dieses "Bedienbarhalten" ist das berühmte "essen, trinken, wärmen, schlafen, schützen usw."
Es hält die Schuld (lebendig sein) nur in der Schwebe indem wir Vermögen aufbauen und erhalten.
Je mehr Vermögen wir aufbauen, je höher sind wir verschuldet, weil wir das Vermögen verteidigen müssen (Zins zahlen).
Da kann jeder Imperator ein Lied von singen.
...morgen die ganze Welt...war halt für das eine oder andere Reich eben doch nicht so eine auf Dauer erfolgreiche Strategie.

Mit sinkendem individuellem Vermögen kann ich den Zinszahlungen nicht mehr ausreichend nachkommen.
Ich gerate in den Zustand der persönlichen Überschuldung (Krankheit/Behinderung) bis zu dem Punkt, an dem die Schuld vollumfänglich weitergegeben wurde oder ausgebucht wird - ich sterbe (das ist ein Prozess und kein Ereignis).
Wird die Schuld wirklich ausgebucht.
Nein.
Meine Kinder und deren Kinder (mit allem um sie herum) sind meine Nachschuldner.
Alles was mich ausgemacht hat muss entsorgt und/oder verwertet werden.
Viel von mir wird nicht mehr so leicht löschbar sein.
Meine Meme fressen sich gerade durch andere Gehirne, und keiner kann sich dagegen wehren.
Gelesen ist gelesen, es ist zu spät, du bist infiziert...

Zur Vereinfachung sprechen wir hier im Forum von Urschuldtilgung wenn wir uns Essen, Trinken, Wärme usw. verschaffen, obwohl es nur eine Bedienbarhaltung der Schuld, also eine Finanzierung ist (wir tilgen diese Schuld nie).

Da gehören meine sonstigen Beschaffungsimpulse nicht dazu.

Ein lebendes System richtet alle Anstrengungen darauf, zu leben, ob es ihm passt oder nicht, es muss.
Dieses Phänomen können nur wir Menschen aus tricksen, indem wir unsere Bewusstheit verändern.
Dann erst könnten wir Selbstmord begehen und damit die weitere Akzeptanz unserer Urschuld ablehnen.

Eine interessante Lehre für mich aus Deinem Austausch mit Ashitaka:
Es gibt zwei Wege, reich zu werden: Man maximiert seinen Besitz, oder man
minimiert seine Bedürfnisse.

Eigentum, nicht Besitz...
Wahrscheinlich geht es aber eher um Kapital und Vermögen, Passive und Aktive.
Je mehr ich mich verschulden kann, desto vermögender werde ich.
Rückzug ist der falsche Weg.
Deshalb bin ich gegen die Mauerbauerei.
Ein Teil von mir sind Kinder und Kindeskinder.
Helfe ich beim Mauerbauen mit verbaue ich diesem Teil von mir alle Chancen auf Entfaltung und Überleben.
Früher dachte ich Rückzug ist der richtige Weg, heute weiss ich aber...
...es ist Angriff.
Das zeigt dir jede überlebende Struktur in der Evolution.
Ungesunde Urschuldminimierung und -maximierung sind problematisch und führen zum Aussterben des Systems (der Art).
Ein lebendes System wie "die Menschheit" mit seinen Subsystemen wie "meiner Familie" und darin dem Subsystem "Silke" entfaltet sich jeweils bis zur Kritikalität und kann in diesem Zustand finanzieren und finanzieren und finanzieren bis es das nicht mehr kann.

Bei diesem Prozess "Leben" werden im Subsystem "Silke" die Körperzellen ununterbrochen erneuert und im Subsystem "Familie" die Individuen (Alte gehen und Junge kommen nach) und im Subsystem "Menschheit" eben auch und im System "Leben" erst recht.

Ohne Kritikalität keine Befähigung zur weiteren Finanzierung.
Wer sich in der Komfortzone verbarrikadiert ist schon verloren.
Wer sie verlässt, der verschiebt das "verlieren" auf bestimmte oder sogar unbestimmte Zeit.

Zu deinen zentralen Gedanken zum Thema "Wert und Nutzen" kann @Ashitaka vielleicht genauer darstellen, was er meinte.

Liebe Grüße
Silke


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