Weitere Überlegung

Kaladhor, Münsterland, Montag, 05.02.2018, 16:20 (vor 2282 Tagen) @ FOX-NEWS3255 Views

Bevor der Westfeldzug gegen Frankreich endlich begonnen wurde, gab es diverse, verschiedene Kriegspläne, wie man Frankreich am besten niederringen könnte. Anfangs sah der Plan eine Wiederholung des Feldzugs von 1914 vor (Schlieffen-Plan) und es dauerte mehrere Monate, ehe der dann durchgezogene Plan endlich vorlag. Und während dieser ganzen Zeit hat sich Hitler sehr massiv in die Planungen eingebracht. Auch für den Feldzug in Dänemark und Norwegen hat sich Hitler teilweise mit einfachen Kompanieführern in der Reichskanzlei über deren jeweilige Aufgaben beraten.

Und bei Barbarossa? Da sahen die tatsächliche Aufstellung und Durchführung haargenau wie der erste Entwurf aus. Überaus konservativ angelegt mit Hauptstoßrichtung in der Mitte Richtung Moskau mit schwächeren Flanken, die das Baltikum und die Ukraine besetzen sollten. Es gab weiters nur rudimetäre Pläne zur Einbindung der Streitkräfte in Norwegen Richtung Murmansk und mit den Finnen zusammen Richtung Leningrad. Die "Zusammenarbeit" mit Verbänden Verbündeter (Ungarn, Rumänien, Italien) und Freiwilligen (aus Belgien, Frankreich, Spanien usw.) in der Heeresgruppe Süd war vollkommen improvisiert, zumal der Ausrüstungsstand dieser Legionärstruppen nur als höchst mangelhaft bewertet werden konnte.
Dieser ganze Kräfteansatz entsprach aber in keinster Weise den von Hitler definierten Kriegszielen, wonach Moskau nur ein drittklassiges Ziel war.

Erstes Ziel war die Ukraine, die als Kornkammer die Versorgungssicherheit ermöglichen sollte (da merkt man noch die Erfahrungen aus dem ersten Weltkrieg, wo in weiten Teilen Hunger herrschte).
Zweites Ziel war Leningrad als Ursprungsort des Bolschewismus und erst an dritter Stelle kam Moskau als beherrschender Verkehrsknotenpunkt im europäischen Teil der UdSSR.
Trotzdem blieben die Truppenzuteilungen der drei Heeresgruppen unverändert, und Hitler ließ das einfach zu, wo er doch gerade zuvor seine Generale mit der sechswöchigen Niederwerfung Frankreichs Lügen gestraft hatte, die das als vollkommen unmöglich bewertet hatten. Er wurde zu dieser Zeit als "Größter Feldherr aller Zeiten" betrachtet, um so erstaunlicher ist sein völliges Stillhalten bei der Planung von Barbarossa. Im Grunde genommen hat sich Hitler verhalten, als würde ihn der gesamte Ostfeldzug gar nicht interessieren, zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Erst als die Katastrophe im Winter '41 über die Ostfront hereinbrach, hat Hitler das Kommando übernommen (Stillhaltebefehl) und damit wahrscheinlich den vollständigen Zusammenbruch der Ostheere verhindert.

Das ist ein Punkt, der komischerweise von Historikern bislang kaum untersucht wurde.

Grüße,
Kaladhor

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Ich bin nicht links, ich bin nicht rechts, ich kann noch selber denken!


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