Amerikanischer Sezessionskrieg

Ostfriese, Montag, 01.05.2017, 09:09 (vor 2553 Tagen) @ Ostfriese6998 Views
bearbeitet von unbekannt, Montag, 01.05.2017, 13:13

Ich möchte den Sätzen:

„Sie [die Rothschild] hatten den Ausgang der Napoleonischen Kriege
entschieden, indem sie ihr finanzielles Gewicht auf Seiten Großbritanniens
in die Waagschale geworfen hatten. Jetzt würden sie mit über den Ausgang
des amerikanischen Sezessionskrieges entscheiden – indem sie sich
heraushielten.“

von Niall Ferguson im Hinblick auf die Situation im Amerikanischen Sezessionskrieg einige Ergänzungen hinzufügen.

Die Eroberung von Vicksburg durch die Nordstaaten gilt vielen Historikern als Wendepunkt im Amerikanischen Bürgerkrieg – so steht es wenigstens in den Geschichtsbüchern. Der Fall von New Orleans ein Jahr vorher war aus finanzieller Hinsicht aber verheerend für die Südstaaten – und damit kriegsentscheidend.

Wegen der ungenügenden industriellen Basis, den vielen sich selbst versorgenden Farmen, den vielen Kleinstädten und dem Fehlen eines zentralen Steuersystems war liquides Geldvermögen, das ja den Finanzierungen an der Basis der Ökonomie entstammt, nur in begrenztem Umfang vorhanden. Es konnte sich kein ausreichend großer eigenständiger Kapital- und Rentenmarkt als Grundlage zur Finanzierung der Sezession im Süden bilden – die Konföderation war auf ausländische Geldgeber angewiesen.

Jenseits einer tiefen Ablehnung der Sklaverei kamen die Rothschilds allein aus geldökonomischer Sicht zu der Erkenntnis, dass der Süden nicht kreditwürdig war. Der Versuch der Konföderation, konventionelle Anleihen auf dem europäischen Markt zu platzieren, scheiterte.

Wegen der fehlenden Steuerbasis wurde jetzt die Baumwolle als neue Art der Besicherung der Anleihen herangezogen. Unter klar definierten Bedingungen konnten die Pfund-Sterling-Anleihen in Baumwolle getauscht werden bei sieben Prozent Verzinsung und zwanzigjähriger Laufzeit. Trotz der militärischen Misserfolge der Konföderation bei Gettysburg und Vicksburg und auch der Fähigkeit die Baumwollernte wegen der Monopolstellung zu reduzieren, erhöhten sich die Kurse der Südstaaten-Anleihen.

Sicherheiten taugen nur etwas, wenn die Gläubiger im Falle der Einstellung der Zinszahlung auf sie zurückgreifen können. Das änderte sich mit dem Fall von New Orleans als zentralem Exporthafen für Baumwolle – er war der Wendepunkt des Sezessionskrieges. Die Ausfuhr der Baumwolle brach zusammen auch aufgrund des Embargos, das die Südstaaten gegen Großbritannien verhängt hatten – das Königreich sollte nämlich gezwungen werden, zugunsten der Konföderation in den Krieg einzusteigen. Sie bezog ihre Baumwolle fortan vorwiegend aus China, Ägypten und Indien.

Die Südstaaten waren mit ihrem Versuch, die Rentenmärkte und Kapitalmärkte zu manipulieren, gescheitert.

Die Regierung des Südens war jetzt gezwungen, ungedeckte Papierdollar schlechter Qualität herzustellen. In der Folge gab es zunehmende Geldfälschung und viele Gemeinden druckten einfach auch eigene Scheine. Das Ergebnis war eine Hyperinflation von 4000 Prozent – die Wirtschaft des Südens brach noch vor der Kapitulation zusammen. Bei Kriegsende betrug der Wert des Dollars der Konföderation nur noch einen Cent.

Die Hyperinflation ist ein unbewusstes und außer Kontrolle geratenes ins Verderben führendes immer wiederkehrendes Ereignis – ausgelöst von der Zentralmacht. In den Worten von Niall Ferguson:

„Es sollte nicht das letzte Mal in der Geschichte gewesen sein, dass der Versuch, den Rentenmarkt anzuzapfen, in ruinöser Inflation und militärischer Demütigung endete.“


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