Widerspruch! Man muss eben heute KEIN Speichellecken!

Plancius, Donnerstag, 23.02.2017, 10:40 (vor 2590 Tagen) @ ebbes3906 Views

Genauer:

Du musst dich entscheiden, ob du deinen Kindern, deinen Mitarbeitern,
deiner Frau und letztlich auch dir den lieb gewordenen (hohen)
Lebensstandard nimmst, weil du dich gegen das System stellst oder nicht.

Werte @ebbes und werter @Griba,

hier möchte ich Euch entschieden widersprechen.

In der DDR MUSSTE! man von Zeit zu Zeit Lippenbekenntnisse abgeben, wobei jeder wusste, dass es geheuchelt ist.
Heute jedoch - und das macht den entscheidenden Unterschied zur DDR aus - plappern fast alle Leute den Bullshit von Staat und Medien freiwillig auch im privaten Umfeld nach und positionieren sich noch damit ohne Zwang in der Öffentlichkeit.

Gerade die fehlende Gegenöffentlichkeit im privaten Umfeld macht dieses System für einen kritischen Menschen so unerträglich. Man fühlt sich einfach so einsam und ohnmächtig und nur noch von Irren umgeben.

Hier Beispiele:
Im Kölner Karneval haben sich alle Karnevalsvereine und Musiker (auch Höhner usw.) öffentlich gegen die AfD, gegen deren Parteitag in Köln und für das Hausverbot von Höcke im Maritim ausgesprochen und zu Widerstand gegen die AfD aufgerufen.
War das notwendig, so gegen die einzige Opposition im Lande zu hetzen? Hätten Sie Lebensstandard, Karriere und Familie riskiert, wenn Sie einfach Ihre Fresse gehalten hätten? Fast alle Künstler stellen sich ohne Zwang auf Seite des Systems. Eine der wenigen Ausnahmen ist Helene Fischer, die sich einfach nicht öffentlich zu politischen Themen äußert. Hat es ihr geschadet? Sicher nicht, sie reitet nach wie vor auf einer Welle des Erfolgs.

Nächstes Beispiel.
Seit Wochen wird im Kollegenkreis am Arbeitsplatz, in der Teeküche und in der Mittagspause gegen Trump gehetzt. Wenn ich meine Meinung zu diesem Thema sagen würde, dann würde ich wohl Job und meine Kunden riskieren. Aber dieses öffentliche Bekunden, dass man auf Seiten des Systems steht, ist mit Sicherheit nicht notwendig, auch im Hinblick auf den Erhalt des eigenen Lebensstandards.

Drittes Beispiel.
Einladung zum runden Geburtstag in der Nachbarschaft. Da wetteifert man doch, wie man denn den syrischen und irakischen Familien, die seit kurzem in der Straße leben, das Einleben und die Integration in das Stadtviertel möglichst angenehm gestalten kann. Eigentlich alles nette, hilfsbereite, ehrliche, arbeitsame Menschen - sozusagen typisch Deutsche. Aber wenn ich ihnen meine Gedanken zum Asylthema offenbare, würden mir die sonst so herzensguten Mitmenschen die Hölle auf Erden bereiten und mich wohl aus der Wohnung mobben.

Obwohl dieser Staat sicher noch mehr Freiheiten zulässt als der reale Sozialismus a la DDR, empfinde ich persönlich dieses System als repressiver, weil die private Gegenöffentlichkeit fehlt, um gesellschaftliche Missstände im privaten Gespräch aufzuarbeiten und dadurch auch Zorn abzubauen. Es gibt ja noch nicht mal mehr politische Witze.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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