Politik, Sprache und Simulation: Don't fix it, it is not broken.

Ostfriese, Mittwoch, 25.01.2017, 21:50 (vor 2658 Tagen) @ mh-ing4538 Views

Hallo mh-ing,

die Diskussionen über die ‚Wucht der Sprache‘ von Trump („Die Marke Trump hat immer schon mit Größe zu tun gehabt“ von 00:21:56 bis 00:35:00), die ‚Anzahl der Besucher‘ bei der Inauguration, ‚alternative Fakten‘, Untersuchung des ‚Wahlbetruges‘ und neuerdings der Verweis auf das ‚Christentum‘ usw. sind nur Ablenkungsmanöver, um die tatsächlichen politischen Entscheidungen …

http://www.epochtimes.de/politik/welt/trumps-erste-tat-gegen-abtreibung-gelder-fuer-pla...

Alle "christlichen" Präsidenten davor haben gekniffen. Jetzt kommt Trump
und tut etwas. Wenn man den Bericht weiter liest, stehen dort Sachen über
diese Organisation, die wohl es nicht in unsere Haupt-Medien bislang
geschafft haben.

Wo ist das der Aufschrei der Tierschützer, der Asylantenschützer, der
Umweltschützer gewesen?

… zu verdunkeln und zu verheimlichen – zu dissimulieren. Elisabeth Wehling hat bei THADEUSZ-und-die-Beobachter über die Zusammenhänge zwischen der Sprache der Inaugurationsrede und der Politik von Trump etwas gesagt. Sie veröffentlicht seit 2008 zum Thema Framing: Wie müssen sprachlichen Deutungsrahmen gesetzt werden, um Debatten und Diskussionen in eine bestimmte Richtung zu lenken. „Heute stecken konservative Thinktanks wie die Heritage Foundation Millionen von Dollar in die Entwicklung von Frames.“

Ab 00:33:00 bis 00:41:00

„Die Rede war geplant, natürlich, sie war von vorne bis hinten strategisch. Sie war sehr kurz, aber sie hat genau die Punkte rübergebracht, die er jetzt erstmal im Raum stellen wollte – vollkommen klar. Er ist bei seinem Tonfall geblieben und man hat sofort gesehen in der Rede – die Bilder, die er gedanklich schafft über Sprache nämlich, das sind Bilder über die nächsten programmatischen Punkte bei ihm für die nächsten Wochen und Monate … , d.h. er weiß genau, was er tut – und eine Sache fand ich spannend. Ihr habt jetzt gerade geredet über die Frage der Größe – Größe ist ein großes Thema für Trump – … und das es so kommt, dass wir hier heute Abend zusammensitzen und tatsächlich darüber sprechen, waren jetzt so viele Leute dort oder so viele oder hat er doch gelogen, das ist ein Ablenkungsmanöver. Trump hat in der Zwischenzeit sein ‚parenthood‘ – also den Gesundheitsschutz für Frauen global (… von Ronald Reagan erstmals eingeführt), den hat er wieder zurückgefahren … so um die 600 Millionen Dollar im Jahr. In der Regel sind das Organisationen, die besonders für Frauen Gesundheitsvorsorge geben und nur ein kleiner Prozentteil für Abtreibungen. … Darüber reden wir heute Abend nicht. Und insofern, diese Größengeschichte von Trump – diese Kommunikationsstrategie von Trump – ist ein Ablenkungsmanöver. … Ich glaube, da ist Strategie dahinter. … Er hat vier, fünf Mal über Gott, die Bibel gesprochen. … Was macht er? Er bereitet sich über die Sprache auf die Programmatik vor, die in den nächsten Wochen und Monaten kommt. Unter anderem natürlich bei den ganzen religiösen Themen wird das innenpolitisch sein. Es werden Sachen sein wie das Recht auf Ehe. Obama hat ja das Recht auf Ehe für alle durchgesetzt. Das wird natürlich zurückgefahren werden. Es werden Sachen sein wie der ‚focus on the family‘ – eine fundamentalistisch christliche Organisation, die so groß ist, dass sie ihre eigene Postleitzahl hat. Die z.B. für ‚for gay conversion‘, Gelder für Schwule und Lesben investiert – man betet Leute, die homosexuell sind, um in Heteros. … Er hat ähnlich wuchtige Bilder in der Wahlkampfkampagne gefahren, aber immer mit der Perspektive, dass aus Mexiko oder dass aus anderen Ländern sozusagen Gift und Krankheit und Tod nach Amerika hinein getragen werden. Und jetzt … hat er angefangen einen neuen Bogen zu spannen und jetzt ist es eben so, dass der Westen, die Welt, die internationale Gemeinschaft Amerika plündern … eine Plünderung fahren. … Die kommen her und nehmen unser Geld und er hat ja auch gesagt, die reißen das Geld aus unseren Haushalten und umverteilen das dann auf die Welt. …und das ist wiederum und da wären wir wieder, über die Sprache ist die gedankliche Strategie, um damit eine bestimmte Programmatik – Beispiel internationale Wirtschaft usw. – durchsetzen zu können in den Köpfen der Amerikaner. Und das genau sehen wir gerade durch diese intensiven Bilder. … In Kalifornien ist die Stimmung relativ perplex, die Menschen haben Angst … Das Thema ist angekommen – auch in Berkeley …"

Die Diskussionsrunde hat mir erneut gezeigt, dass das Werk von Baudrillard im englischsprachigen Raum – im Gegensatz zu Deutschland – eine starke Resonanz hervorgerufen hat. Die ‚Beobachter‘ und die Zuschauer haben angesichts der Ausführungen von Frau Wehling nur noch gestaunt. In Deutschland brauchte es zum Beispiel 45 Jahre, um seine ‚La société de consommation‘ zu übersetzen und herauszugeben. Reinhold Beckmann kennt die Zusammenhänge wohl: „Das ist nicht manipuliert. Das ist die Wirklichkeit.“ und ebenso der Politiker Georg Padzerski (00:02:36 bis 00:02:47) von der AfD: „Es geht nicht nur um die reine Statistik, sondern es geht darum, wie das der Bürger empfindet. Im Englischen gibt es ein schönes Wort, das heißt: ‚Perception is reality‘. Also das, was man fühlt, ist auch Realität.“

Gruß Ostfriese


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