Labsal auf die Seele

helmut-1, Siebenbürgen, Sonntag, 19.01.2020, 23:29 (vor 1530 Tagen) @ Dieter1512 Views

schon beeindruckend, was da manche rüberbringen. Natürlich kommt da Wehmut auf, wenn nicht sogar Neid. Warum dürfen diese Leute auf etwas stolz sein, was unsereinem verwehrt wird? Ein gesunder Patriotismus ist doch die Wurzel eines Menschen. Jeder Baum, der seiner Wurzeln beraubt ist, fällt doch beim ersten leisen Wind um.

Eine ganz andere Stilrichtung, als der melancholische Fado, ist der mexikanische Überschwang. Aber trotzdem gibts da Gemeinsamkeiten, und die sind nicht zu übersehen.

https://www.youtube.com/watch?v=g9N1BUV8d40&list=PLDKW_xaQvlxWCn1UzxhkLPnG03RmEBaqM...

Würde ein Interpret sich - so wie Fernandez im Video - in Deutschland oder Österreich die Nationalflagge umbinden? Wohl kaum. Die meisten wissen ja gar nichts mit der Fahne anzufangen, kennen deren Bedeutung gar nicht. Arm sind wir geworden, sehr arm. Wir kennen die Quelle nicht mehr, aus der wir entsprungen sind. Und schon gar nicht erkennen wir die Gefahr, die uns aus dem fortlaufenden Mischmasch blüht.

Seit dem 12. Jahrhundert lebten die Sudetendeutschen in den Randgebieten von Böhmen und Mähren, zwischen und neben den Tschechen. Trotzdem haben sie sich behauptet, sich mit den Nachbarn arrangiert. Nichts ist von ihrer Kultur verloren gegangen, bis sie vertrieben wurden. Dann kamen sie "heim ins Reich", zu den Vorfahren ihrer Ahnen. Wie lange wird man in Deutschland noch wissen, was "sudetendeutsch" ist? Eine Frage der Zeit.

In Brasilien, wo sich die Dörfer der vor hunderten von Jahren dorthin ausgewanderten Sudetendeutschen befinden, dort gibt es sie immer noch. Z.B. São Bento do Sul, oder Linha Imperial, oder Linha Isabel, dort haben sie ihre Traditionen, und auch ihren Dialekt beibehalten.

Ein ähnliches Schicksal widerfährt den Siebenbürger Sachsen, nach ihrer Auswanderung nach Deutschland. Dafür kommen zunehmend Deutsche und Österreicher nach Siebenbürgen und lassen sich hier nieder. Werden wir hier in Siebenbürgen mal in 100 Jahren die Enklave für den Erhalt des Deutschtums sein?

Es war mir immer ein Bedürfnis, auf meinen vielen Aufenthalten in den unterschiedlichsten Gebieten in Deutschland jeden deutschen Dialekt zu verstehen. Ist mir manchmal - zumindest anfangs - schwer gefallen. Aber ich verstehe jeden aus dem deutschen Kulturkreis, - egal, ob es ein Elsässer, ein Ostfriese, ein Schlesier oder ein Vorarlberger ist. Auch, wenn ich selbst diesen Dialekt nicht sprechen kann.

Es ist letztlich die Orientierung nach der persönlichen Identität, die dafür den Antrieb bietet. Diese Identität fußt in der Herkunft, in der Liebe zum Land. Man fühlt das, auch wenn es dazu erstmalige Erfahrungen gibt. So wie es mir ergangen ist, als man als junger Wiener auf der Fähre von Hammerfest zum Nordkap mit zwei Bayern ins Gespräch kam. Klar, so wurde unsereinem in der Schule gelehrt, - Bayern ist ja bereits "Ausland". Aber die Schule des Lebens hat dann plötzlich was ganz anderes gelehrt, - nämlich das, was man an Gemeinsamkeiten hat.

So wie in dem Lied der Fado-Sängerin. Eine Stelle im Text als Beispiel:

O Leute meines Landes
Jetzt wurde mir klar
diese Traurigkeit, die ich bringe
Ich habe sie von dir erhalten

Jeder wird von seiner Heimat geprägt, sofern er bereit ist, diese anzunehmen. Erst dann begreift er, über welchen Reichtum er verfügt.


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