Wenn der Grigory über die eigenen Füße fällt.

nereus, Dienstag, 10.12.2019, 17:02 (vor 1592 Tagen) @ nereus1734 Views

Der "Aufklärer" hatte die Welt wissen lassen:

Whistleblower Grigori Rodtschenkow sagte im Dlf-Sportgespräch, er sei 2013 gebeten worden, eine Dopingprobe zu manipulieren und positiv zu machen..
..
Im Dlf-Sportgespräch sagte der ehemalige Leiter des Moskauer Dopinganalyselabors, Grigori Rodtschenkow, über den stellvertretenden Sportminister Nagornykh:
„Er fragte mich, ob wir das machen könnten. Ob wir ihre Probenflaschen öffnen und den Inhalt durch Dopingurin ersetzen können. Ich war absolut schockiert.“
Naghornik wollte bei einem Wettbewerb in Moskau offenbar die ukrainische Biathletin Wita Semerenko zugunsten russischer Athleten des gefälschten Dopings überführen.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/russische-dopingmanipulation-so-nicht-mehr-anwendbar-abe...

2013?
Bei einem Biathlon-Wettbewerb in Moskau?
Das wäre in etwa so wie ein Biathlon-Wettkampf in Berlin, Madrid oder Paris, aber egal.
Beim Weltcup 2012/2013 kämen nur Krasnaja Poljana und Chanty Mansisk in Frage, die in Russland liegen. Sonst käme man ja nicht an die Proben, nicht wahr?
Der erste Wettkamport ist Sotschi und der zweite liegt im Ural, beides ziemlich weit weg von Moskau.
Aber da Journalisten ja eher Propagandisten als ehrliche Makler sind, interpretiere ich hier das Labor von Moskau hinein, denn sonst wird die ganze Story schwachsinnig.
Übrigens, die Saison 2013/2014 kann nicht in Frage kommen, da es da, außer den Winterspielen in Sotschi, keinen Wettkampf in Russland gab.

Nehmen wir also an, daß der Sportminister tatsächlich an Rodtschenkow herantrat.
Wenn er die Probe der Ukrainerin mit der Russin vertauscht hätte, würde das noch irgendwie Sinn ergeben, denn so wäre die positive Probe der Russin an die unschuldige Semerenko gewandert.
Nur, so war es ja nicht.
Es sollte ja nur die Probe der Ukrainerin getürkt werden.
Doch wozu?

In besagten Wettbewerben hätte das wenig genutzt.
In Sotschi (Krasnaja Poljana) belegte Semerenko im Sprint Platz 16 und im Einzel Platz 31. Die Russin Olga Seizewa wurde im Sprint Zehnte und im Einzel sogar Zweite.
In Chanty Mansisk war Seizewa zwar beide Male hinter Semerenko, nur war da wiederum Olga Wiluchina vor der Ukrainerin.
Semerenko wurde beim Weltcup Zehnte und Seizewa Elfte.
Prinzipiell interessiert eine solche Platzierung bei einem Weltcup keine Sau, weil es eh alles nur Holzplätze sind.
Und deswegen soll der russische Sportminister in einer derart heiklen Mission unterwegs gewesen sein, um bei einem Wettkampf, der nur Spezialisten interessiert, die Trickkiste zu öffnen?

Zwar schreibt der SPIEGEL fernab jedes sportlichen Durchblicks:

"Die ukrainischen Biathletinnen haben ihm besondere Sorge bereitet, denn sie waren bei den Spielen in Sotschi die größte Konkurrenz für die russische Staffel", sagte Rodschenkow, der damals Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors war und bei Vorbereitungswettkämpfen Zugriff auf Proben hatte. Er habe den Betrug aber mit der Begründung verweigert, dass die Manipulation bei weiteren Tests nachgewiesen werden könne.

Quelle: https://www.spiegel.de/sport/wintersport/doping-in-russland-whistleblower-grigori-rodsc...

Es ist zwar richtig, daß die Ukrainerinnen in Sotschi die Goldmedaille in der Staffel gewannen, das konnte aber ein Jahr zuvor – man schaue auf die mageren Ergebnisse – kein Mensch wissen.
Und die Ukraine Krise begann erst im November 2013, also viele Monate später. Damit scheidet auch ein politisches Motiv aus.

Schockiert war der „Gute“ auch.
Nun sind die Russen zwar Bauern, aber Bauern sind in der Regel schlau.
Was wird wohl den Sportminister bewogen haben sich an Rodtschenkow zu wenden, falls es wirklich so war.

Nun, in Russland war bekannt, daß die kleine Kanalratte Proben manipulierte und dafür ordentlich Kohle abzog. In diesem Fall hätte es also sehr nahe gelegen, wenn der korrupte Minister zum Betrüger gegangen wäre, um dort Hilfe zu erbitten.
Nur wäre dann Rodtschenkow nicht schockiert gewesen, sondern hocherfreut, weil der Minister seine Dienste sicher ordentlich bezahlt hätte.

Kurzum, ich glaube dieser kleinen Kanalratte – die jetzt als Whistleblower gehandelt wird - kein Wort. Diese Story stinkt ziemlich arg.
Nur muß man sich dazu ein wenig mit der Materie beschäftigen und sich nicht nur Relotuis-Geschichten ausdenken.

Er lügt, wenn er das Maul aufmacht – was nicht heißt, daß die Russen kein Doping benutzen, also genau das tun, was alle machen, wenn sie eine Medaille haben wollen.

mfG
nereus


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