Alte und neue Börsen

Echo, Sonntag, 10.11.2019, 19:52 (vor 1600 Tagen) @ Plancius2289 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 10.11.2019, 20:01

Einige [...] Werte [...] werden von meiner Depotbank [...] nicht angeboten

Manche Firmen delisten bewusst von der Börse; schweizer Unternehmen wurden gar zwangs-delisted, und manche Broker bieten halt nicht alles an. Daran kann man wohl wenig ändern.

So werde ich gezwungen, mehrere Depots zu unterhalten.

Deswegen geht man ja auch in verschiedene Supermärkte, bis man alles hat was man braucht. Das ist Marktwirtschaft und nicht weiter schlecht. Wenn genügend Bedarf da wäre, gäbs sicherlich auch "Vollsortimenter", aber die Bürokratie ausländischer Werte ist nicht nur komplizierter, sondern manche haben auch noch ziemlich wenig Volumen, das rentiert sich dann sicher nicht mehr (IT-Infrastruktur, Kurslieferanten, ...)

in Fremdwährung kaufen

Ja, ist schwierig aber gelegentlich möglich. Etwa mit ausländischen Brokern.

Wenn ich bestimmte Aktien kaufen möchte, werden diese nur als ADR
angeboten. Und das ist ja im eigentlichen Sinne nur ein Zertifikat und
keine Aktie.

Schlimmer noch, Aktien werden generell immer auf irgendwelchen undurchsichtigen fremden Verwahrstellen gelagert, die kriegt man gar nie zu sehen. Manche werden gar an Shortseller weiterverliehen.
Die Zwischenhändler verdienen auch gut mit - etwa Fondsmanager für schwer zugängliche Märkte. Und es gibt auch Mauscheleien mit Orders an Fremdbörsen. Wenn's runter geht, wird die Order fix ausgeführt; wenn's hoch geht, simuliert der Broker "Verzögerungen".

Digitalisierung
Eine solche Technik (zentrales Buchungssystem) müsste es doch längst geben.

Gibt es. Der Durchbruch kam mit offenen Netzwerken und Kryptographie. Kryptowährungen! Jeder kann da die Eigentümerschaft verschieben ohne einen Ausweis vorzeigen zu müssen. Teilweise sogar ohne Mittelsmann ("DEX"). Nur die klassichen Börsen und Unternehmen müssen sich halt an Compliance halten, und es gibt allgemein noch einige rechtlichen Fallstricke. Auch für den Nutzer.

Immer mehr Unternehmen werden künftig die Listinggebühren traditioneller Börsen scheuen (habe z.B. gehört ein Fonds müsse mindestens 60000 im Jahr an die Depotbank abdrücken) und sich neue Wege der Finanzierung suchen. Das wird derzeit sogar in der Politik besprochen. Es könnte also bald noch einfacher werden für Unternehmer, diesen Weg zu gehen. Kryptographie ermöglicht auch recht easy das Abzeichnen von Abstimmungen. Und Dividendenausschüttungen könnten direkt aufs Kryptowallet fließen. Findet der Staat aber auch nicht so toll, denn die Abgeltungssteuer wird seitens der Bank bislang automatisch abgezogen.

Kann mir mal jemand erklären, weshalb es heute noch Präsenzbörsen mit Kursmaklern, Börsenhändlern usw. geben muss.

Genau kann ich's nicht beantworten, aber zum einen ist das Parkett in erster Linie Show für die Medien, und außerdem sorgen Kursmakler auch für Liquidität und machen manchmal Geschäfte auf eigene Rechnung. Und manchmal auch Murks. Musste schonmal Schadenersatz einfordern.

Das ganze könnte doch bereits voll computerisiert ablaufen

Manchmal will man aber ganz einfach nicht. Stichwort Sesselpupser, Gewerkschaften, Bullshit Jobs, ...

der eigentlich am einfachsten zu realisierende elektronische Marktplatz

Ganz so einfach ist es nicht. Da steckt schon ordentlich was dahinter, das ist nicht einfach nur ein kleiner Server der in der Ecke rumsteht, da geht's um Genauigkeit, Sicherheit, Schnelligkeit, Kapazität, regulatorische Auflagen, Bürokratie. Nur haben wir Retail Investors gar nicht den direkten Draht zur Börse. Sonst könnten wir auch CumCum/CumEx Geschäfte machen?

Was ich definitiv empfehlen kann ist die TradeRepublic App. Die finanzieren sich derzeit in erster Linie von Venture Capital und Kickback Provisionen. Die Ordergebühren des zwar überschaubaren Sortiments sind faszinierend niedrig und die Spreads sind günstig.


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