Es ist und bleibt vieles einfach nur Geschmackssache

helmut-1, Siebenbürgen, Mittwoch, 30.10.2019, 04:48 (vor 1634 Tagen) @ tar2313 Views

Ums gleich zu Beginn zu sagen: Ich spreche niemanden seine persönliche Ansicht ab, auch nicht Dir. Aber ich hoffe, wenn ich Dir zugestehe, dass Du über gewisse Dinge anders denkst, dass Du das umgekehrt genauso hältst.

Zum Thema:
Ich hab mir mal den ersten Titel vorgenommen:Electric Youth - Innocence

Wenn ich versuche, sowas (für mich selbst) zu analysieren, - ob mir das gefällt, ob ich aus diesem Titel für mich was rausholen kann, wie die Aussagekraft des Textes und der Musik ist, wie ich die Darbietung der Interpreten bewerte, - dann höre ich mir das mehrmals an. Genau das habe ich getan, - auch mehrmals den Text durchgelesen.

Allerdings höre ich mir das mehrmals an, ich sehe mir das nicht an. Nur auf diese Art ist man in der Lage, etwas auditiv zu beurteilen, - die Videos sind meist "Sand in die Augen", um die Defizite in der Musik zu übermalen. Es sei denn, es ist ein authentisches Video von einem live-Auftritt eines oder mehrerer Musiker.

Zur Musik:
Schwache Sache, - vier Harmonien (Eb, Cm, Gm, Ab), wo eine permanent träge Klangfolge ertönt, - ohne irgendwelche Höhepunkte, - auch nicht beim Refrain.

Zur Interpretin:
Trifft die Töne zwar halbwegs richtig, aber mit einer derart schwachen Stimme, dass man froh sein muss, dass sie ein Mikro zur Verfügung hat. Ohne dieses wäre sie bei einem live-Auftritt verloren.

Zum Text:
Ich hab mir den auch mehrmals durchgelesen. Ich komm einfach nicht drauf, was der aussagen soll, auch nicht der Refrain, - der es in der Regel dann auf den Punkt bringen soll. Natürlich kann man der Meinung sein, dass es sich dabei um eine Art "höherer Philosophie" handelt. O.k., da darf ich für mich in Anspruch nehmen, dass ich dafür vielleicht nicht genug gebildet bin. Auch bei anderen Texten in dieser Art tue ich mir da schwer.

Ich vergleiche es mit einer x-beliebigen Textstelle z.B. aus Nietzsches "Also sprach Zarathustra":

Ein Tanz- und Spottlied auf den Geist der Schwere, meinen allerhöchsten grossmächtigsten Teufel, von dem sie sagen, dass er „der Herr der Welt“ sei.“—
Und diess ist das Lied, welches Zarathustra sang, als Cupido und die Mädchen zusammen tanzten.
In dein Auge schaute ich jüngst, oh Leben! Und in’s Unergründliche schien ich mir da zu sinken.
Aber du zogst mich mit goldner Angel heraus; spöttisch lachtest du, als ich dich unergründlich nannte.
„So geht die Rede aller Fische, sprachst du; was sie nicht ergründen, ist unergründlich.
Aber veränderlich bin ich nur und wild und in Allem ein Weib, und kein tugendhaftes:
Ob ich schon euch Männern „die Tiefe“ heisse oder „die Treue“, „die Ewige“, „die Geheimnissvolle.“—
Doch ihr Männer beschenkt uns stets mit den eignen Tugenden—ach, ihr Tugendhaften!“
Also lachte sie, die Unglaubliche; aber ich glaube ihr niemals und ihrem Lachen, wenn sie bös von sich selber spricht.

Maximal zwei Seiten kann ich in einem Stück von so einem Text lesen, - dann setzt es bei mir aus. Nur derjenige, der in der Lage ist, mir hier die konkrete Botschaft zu interpretieren, die aus den Zeilen Nietzsches hervorgeht, ist auch in der Lage, mir den Text aus diesem Titel von Electric Youth zu verdeutlichen. Ich kann es leider nicht.

Fazit:
Bei solchen Darbietungen mache ich oftmals die Probe in der Form: Das Ding auf Wiederholung setzen, ohne das Video anzusehen. Spätestens nach der 3. Wiederholung schaltet man freiwillig ab. Es ist derart seicht, dass davon nichts in Erinnerung bleibt, - anders als bei einem "Ohrwurm", wo man immer wieder auf eine gewisse Melodienfolge kommt.

Aber, - wie ich schon sagte, - es ist eben alles Geschmackssache. Mein "Nachteil" ist vielleicht, dass ich mit der Musik seit über sechs Jahrzehnten eng verbunden bin, weswegen ich wahrscheinlich auch andere Ansprüche an diese habe.


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