Eine Unternehmensberaterin berichtet.

nereus, Freitag, 25.10.2019, 09:11 (vor 1617 Tagen) @ Albrecht5752 Views

Hallo Albrecht!

Ich wollte gerad einen eigenen Thread aufmachen, sah aber gerade noch Deinen Beitrag zu M. Krall und daher ich hänge mich einfach mal darunter weil es zum Thema paßt.

Eine Unternehmensberaterin berichtet.
Annette Heinisch heißt die Gute und sie hatte ein interessantes Erlebnis.

Im Artikel wird zunächst die überbordende Bürokratie beklagt, die den Mittelstand belästigt, aber der Grund, warum ich ihr Erlebnis einstelle, ist ein anderer.

Letztes Jahr im Sommer ging ich nach Beendigung einer Besprechung mit Vertretern der zahlreichen an diesem Projekt beteiligten Behörden zu meinem auf dem Werksgelände parkenden Auto.
Dabei traf ich den Betriebsleiter der Gießerei, der nach Schichtende als letzter aus der Gießerei kam.
Ich wollte ihm die Hand geben, aber weil diese zu schmutzig war, reichte er mir seinen Ellbogen (der auch nicht viel sauberer war, aber Schmutz macht mir ohnehin nichts aus).

Wir kamen ins Gespräch und ich meinte, er müsse nun sehr froh über den Feierabend an diesem heißen Tag sein, bei diesen hohen Temperaturen in der Gießerei zu arbeiten, sei ja wirklich höllisch.
Er winkte ab und meinte, bei ihm sei alles gut, sein Job kein Problem.
Dann sagte er zu meiner völligen Überraschung: „Sie haben den Scheißjob! Für kein Geld der Welt würde ich mit Ihnen tauschen.“

Diesen Moment werde ich nie vergessen, ich war völlig perplex.
Da stand ich elegant gekleidet, umhüllt von einem Hauch von Chanel aus einem zwar nicht klimatisierten, aber doch ventilierten Besprechungsraum kommend und der Mann, der einen Knochenjob in der Hölle macht,
sagt, ICH hätte den Kürzeren gezogen?
Und er meinte es erkennbar ernst!

Während ich ihn noch mit offenem Mund anstarrte, ging sein Blick zur Seite und sein Gesichtsausdruck veränderte sich.
Als ich mich umwandte, sah ich, dass hinter den offenen Werkstoren die Limousinen meiner Gesprächspartner wegfuhren.

Mit den Worten „Sehen Sie zu, dass wir unsere Arbeitsplätze behalten, wir wollen hier nur ruhig arbeiten. Und passen Sie gut auf sich auf“ nickte er mir zu und ging.

Während der gesamten Rückfahrt, die dank des Verkehrs und der großzügig bemessenen Baustellen lange dauerte, ging mir das nicht aus dem Kopf.
Mir war in dem Moment klar geworden, dass er „die da oben“ für gefährliche Irre hielt, für eine Art unberechenbare Raubtiere, die nur darauf warteten, normale Bürger zu zerstören und ich mich zu denen in den Ring (oder Käfig) wage. Eine Art Löwenbändiger sozusagen.

Schon vorher war mir in vielen Gesprächen aufgefallen, wie tief die Kluft geworden ist zwischen „denen da oben“ und der Basis.
Das Vertrauen, dass die Interessen der Bürger durch die „Eliten“ vertreten und geschützt werden, ist verschwunden. Viele versuchen zunehmend verzweifelt, „denen da oben“ die Rückmeldung zu geben, dass mehr als nur Details nicht mehr funktionieren, sondern etwas ganz gewaltig im Argen liegt.

Der Ökonom Dr. Daniel Stelter drückte es kürzlich so aus:
„Es ist interessant zu sehen, wie sich die Erkenntnis immer mehr durchsetzt, dass wir es in der Tat mit einer Strukturkrise zu tun haben, die meines Erachtens das gesamte Gesellschaftsmodell unseres Landes gefährdet.
Die konsequente Erosion der ökonomischen Grundlagen gepaart mit steigenden Belastungen aller Art erreichen den Punkt, an dem es kippt. Sobald das der Fall ist, beginnt ein Kollaps, der wohl nicht mehr umkehrbar ist.“

Aber keiner hört zu. Keiner will zuhören. Manchmal kam mir schon der ketzerische Verdacht, es will keiner hören, weil die Verantwortlichen schlicht keine Lösung wissen. Vielleicht ist es nicht so, dass sie es nicht besser wollen, sondern es tatsächlich nicht besser können. Sie sind Gefangene ihrer Ideologien, die zwar erkennbar nicht mehr funktionieren, aber aus denen sie keinen Ausweg finden.

Quelle: https://www.achgut.com/artikel/wirtschaft_was_wirklich_los_ist_bericht_einer_beteiligten

Es geht mir nicht darum einmal mehr von der Krise zu berichten oder über deren Ursachen.
Es geht um das Gefühl des Leiters der Gießerei, der Frau Heinisch subtil drohte.
Sie solle gut auf sich aufpassen.
Dieser eine Satz war wie ein Schlag auf ihren Kopf.

Wie tief der Riss schon geht, dass nicht nur das Vertrauen weg ist, sondern die „da oben“ als gefährliche Irre angesehen werden, war mir zuvor jedoch nicht bewusst gewesen.
„Die da oben“ schließt alle „Eliten“ mit ein, die ebenso eifrig im blühenden Phrasenwald gewildert haben wie unsere Politiker.
Bei näherem Nachdenken fielen mir auch andere Leute ein, die das wahrscheinlich genau so sehen wie der Betriebsleiter, die Hoffnung, es wäre ein Einzelfall, dürfte trügerisch sein.

Seitdem geht es mir nicht allzu gut, denn ich weiß, dass uns schwierige Zeiten bevorstehen.
Die ungelöste Eurokrise, die zusätzlich das ungelöste Rentenproblem verschärft, die ungelöste Migrationskrise, die enorm hohe Abgabenlast der Bürger – die Liste ungelöster Probleme ließe sich lange fortsetzen. Es gibt auf Dauer keine einfache Lösung, je länger man vor den Problemen wegläuft, desto härter wird es.
Was man dann aber vor allem benötigt, ist das Vertrauen der Bürger, sehr viel Vertrauen sogar.
Und dann kam Greta.

Wie immer der Schlußsatz auch gemeint ist.
Sollte uns Greta von diesen Problemen ablenken?
Oder wollen die Regierigen das Leiden noch erhöhen, denn Gretas Forderungen kosten Geld und schränken ein?

Es brodelt im Vulkan .. vorerst noch leise.

mfG
nereus


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