Hass zerstört - nach außen wie nach innen

Falkenauge, Dienstag, 15.10.2019, 19:24 (vor 1627 Tagen) @ Tempranillo3771 Views

Hallo Falkenauge,

Der wahre Feind ist der Hass.


Das dachte der vom Juden Nicolas Donin ins Bild gesetzte Louis IX auch und
ließ anno 1240 in Paris den Talmud verbrennen.

Warum fällt niemandem bei uns auf, daß die Erklärung der Jüdischen
Gemeinde Halles einen doppelten Boden hat, obwohl alle so intelligent,
differenziert, reflektiert, rational, ausgewogen und hochseriös sind?

Wer gegen den Haß ist, müßte, will er konsequent, ehrlich und
glaubwürdig bleiben, auch gegen Thora und Talmud sein, (Goldstein,
Menuhin, Menasce, Shahak, Atzmon).

Hallo Tempranillo,

wenn Juden sich trotz Thora und Talmud so äußern und verhalten, ist das aller Anerkennung wert. Darum geht es hier konkret und nicht darum, was alles an Schriften aus dem Hass hervorgegangen ist.
Der Hass in der Seele des Menschen ist die Quelle. Wer sich gegen den Hass wendet, wendet sich indirekt - bewusst oder unbewusst - auch gegen hasserfüllte Schriften.

Es gibt Lebenssituationen, in denen der aufkommende Hass verständlich ist.
Aber trotzdem - Hass wirkt immer zerstörerisch, sowohl nach außen, wie auch zurück nach innen. Aufbauend ist nur die Liebe. Das ist ganz sachlich gemeint.

Ein junger Amerikaner hatte nach der Invasion in Frankreich, an der er in einer Sanitätseinheit teilnahm, und dem Einmarsch in Deutschland ein einschneidendes Erlebnis. In einem befreiten KZ bei Wuppertal diente ihnen einer der Gefangenen als Dolmetscher, der ihm durch seine besonders aufrechte Gestalt, seine hellen Augen und seine unermüdliche Energie auffiel. Sie nannten ihn wegen seines Bartes Wild Bill. Er war seit 1939 im KZ gewesen, mit der gleichen Hungertoddiät wie alle, doch ohne die geringste körperliche oder geistige Verschlechterung. Er war im Lager bei allen beliebt gewesen, und Streitigkeiten zwischen den Insassen verschiedenster Nationalitäten, „die einander fast so sehr hassten, wie sie die Deutschen hassten“, wurden ihm zum Schiedsspruch vorgelegt. Er riet ihnen allen stets, Vergebung zu üben.

Ritchie erklärte ihm, dass das doch nicht leicht sei, viele von ihnen hätten ihre Familienangehörigen verloren. Da erzählte ihm „Wild Bill“, dass er aus Warschau stamme, wo im jüdischen Sektor seine Frau, ihre zwei Töchter und drei kleine Jungen vor seinen Augen von den Deutschen erschossen wurden. Ihn benötigten sie wegen seiner Deutschkenntnisse als Dolmetscher. „Ich musste mich entscheiden, ob ich mich dem Hass den Soldaten gegenüber hingeben sollte, die das getan hatten. -
Es war eine leichte Entscheidung, wirklich. Ich war Rechtsanwalt. In meiner Praxis hatte ich zu oft gesehen, was der Hass im Sinn und an den Körpern der Menschen auszurichten vermochte. Der Hass hatte gerade sechs Personen getötet, die mir das meiste auf der Welt bedeuteten. Ich entschied mich dafür, dass ich den Rest meines Lebens – mögen es nun wenige Tage oder viele Jahre sein – damit zubringen wollte, jede Person, mit der ich zusammenkam, zu lieben.“

Aus: Der Bericht des George Ritchie

Gruß
Falkenauge


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