Lebewesen, die wachsen und sich vermehren können tun genau diese, wenn sie nicht begrenzt werden können.

Silke, Montag, 14.10.2019, 18:56 (vor 1628 Tagen) @ Diego21673 Views
bearbeitet von Silke, Montag, 14.10.2019, 19:03

Lieber Diego2,

Menschliche Systeme und ihre Derivate lassen sich durch nichts begrenzen ausser durch andere menschliche Systeme und ihre Derivate - Krieg.
Das führt aber zu einer unglaublichen Intensivierung im Kampf um das Überleben im Vergleich zu anderen Lebewesen.
Inwieweit die Welt endlich ist wissen wir noch nicht so richtig.
Es müssen ja immer nur genügend Nachschuldner her, die fallieren und damit ein Ausbuchen von Verschuldung ermöglichen.
Menschen können im Prinzip auch Menschen essen oder in Energie umwandeln (was im weiteren Sinne ja auch passiert - damit ich so leben kann, wie ich lebe müssen irgendwo auf der Welt Nachschuldner fallieren, auch Menschen).

Wo jede andere Lebensform im Wettstreit mit Konkurrenten und Feinden mühsam über die 100 Tsd. und Mio. von Jahren vor sich hin dümpeln explodieren die transformativen Fähigkeiten bei der menschlichen Spezies weil sie sich selbst im Vergleich zu allen anderen Lebensarten unter zusätzlichen unvorstellbaren Selektionsdruck setzt.
Das ist ein bisschen wie Alphago Zero, der den schon recht guten Alphago vernichten konnte weil er gegen sich selbst trainieren musste, gegen den härtesten Gegner, den es auf der Welt gibt ausser...
...einem nicht überbrückbaren Stromausfall (katastrophischer Einfluss von aussen, wie es für andere Lebewesen eine Dürre, Sintflut, Supervulkan oder Meteorit ist)
Dafür hat Alphago Zero aber Schutzmechanismen, Versorger, Bewacher, und Beschützer - er benutzt Menschen.
Und Alphago Zero ist nicht der einzige, der das tut.
"People don't have ideas. Ideas have people."
C.G.Jung

Hier mal eine Frage an alle Debitisten.

Gibt es eigentlich eine Wirtschaftsform, ein ökonomisches System, das
ohne Wachstumszwang auskommt ?

Nein.
Der Wachstumszwang eines bestimmte Zeit überlebenden System leitet sich daraus ab, dass es sich in die Lage versetzen kann und muss, seine laufenden und mit seinem Wachstum steigenden Systemerhaltungskosten zu tilgen (indem es aufschuldet und Nachschuldner fallieren lassen muss und kann).

Ein System, das dieses nicht leisten kann ist ein sterbendes System, das früher einmal lebend gestartet ist.

Es gibt keine stationär existieren könnenden Lebewesen/ dissipative/debitistische Systeme in irgendwelchen stabilen Kreisläufen (wegen 2.HS der Thermodynamik).
Das was uns stationär erscheint ist entweder ein Gleichgewicht des Schreckens in dem ununterbrochen aufgerüstet wird, Exergie zu- und Entropie abgeführt wird und Nachschuldner herbei gezwungen werden oder eben ein langsames (Ab)sterben.
Leben steht immer unter Wachstumszwang bis es ausstirbt.

Debitismus (Kapitalismus) ist viel explosiver als jede andere Wirtschaftsform
Aber auch Feudalismus, Sozialismus und sogar Subsistenzler stehen unter Wachstumszwang weil sie Vorfinanzierungsproblem und Systemkosten haben. Sie können diese nur nicht auf Dauer bedienen und sterben deshalb aus.
Wenn sich Stämme anderen überlagern dann hat der überlagerte Stamm es vermasselt, hat sich nicht hart genug um die Bedienbarhaltung seiner Urschulden bemüht (dazu gehört auch Verteidigungsfähigkeit).
Deshalb ist auch Frieden für alle nicht darstellbar.
Frieden hier gibt es immer nur auf Kosten von Mord und Totschlag oder Aussterben dort.

Der Goldstandard wurde ja hier schon einmal
von den Debitisten verworfen, gibt es andere Lösungen ?

Nein.
Man kann den debitistischen Gesetzmässigkeiten nur zuarbeiten indem man die Systemkosten und die Kosten für die Simulation der Vorfinanzierung minimiert (extremer Nachtwächterstaat in dem alle Bürger die Staatsfunktionen mit übernehmen - das ist etwas utopisch).
@dottore hatte das mal so beschrieben: wer eine Strasse, einen Bürgersteig ein wasauchimmer haben will muss sie sich selbst bezahlen indem er erst Kredit aufnimmt Sicherheit stellt und dann auch abbezahlt.

Andere einzige Option: immer schneller immer höher aufschulden (optimal eben andere Staaten und Gesellschaften als Exportweltmeister oder Kriegsweltmeister oder eben kommende Generationen) und genau das passiert und wird auch immer weiter passieren.
Wo genau sollte da die Grenze sein, wenn die Zinsen flächendeckend ins Minus gezwungen werden und bleiben - nirgends.

Selbst Enteignungen (10 % nach Back to Mesopotamia) bringen immer nur Zeitaufschub machen aber einen kaum reparablen Vertrauensverlust.

Wir leben ja auf einem endlichen Planeten, unendliches Wachstums kann es
dann ja nicht geben.

Aber noch mehr Wachstum als immer wieder erwartet wurde und wird.
Die Ägypter und viele andere Weltreiche haben das sinnloseste gemacht was man machen kann – Pyramiden, Ziggurat, Tempel u.ä. bauen samt Externalisierung der Verschuldung per Krieg. Daran sind sie gewachsen bis sie nicht weiter wachsen konnten.

Wenn es auch wohl genug Öl gibt, scheint es nicht
mehr genug "energetisch" einfach zu förderndes Öl (EROI oder ERoEI
(Energy Returned on Energy Invested) nimmt ja immer mehr ab) zu geben.
Spätestens, wenn man mehr ENERGIE benötigt, als Energie gefördert wird,
ist Schluss. Und die Dieseknappheit deutet das ja schon an:
https://www.freizahn.de/2018/02/diesel-und-fracking/

Alle wissen, dass niemandem mit Systemrelevanz etwas passieren darf.
Deshalb wird sich die Lage für die weniger wehrhaften immer weiter verschlechtern müssen und die Menschheit wird gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit unter diesem Druck immer weiter erhöhen müssen, so wie wir es Jahrzehnt für Jahrzehnt bestaunen müssen.
Das geht aber allen Lebewesen so.
-> Raubtiere müssen immer besser werden -> Fluchttiere müssen immer besser werden -> Raubtiere müssen....
Und was auch weiter zunehmen muss ist die Simulationskraft des Systems, die immer strengere Ausrichtung der Menschen in einem Mentalfaschismus, der groteske und skurrile Blüten treiben wird wie Gedankenverbrechen, Normalität der kognitiven Dissonanz und des Orwellschen Neusprech ohne das es die Menschen noch bemerken und berühren wird. Verabschiedung in die Simulation ohne klare Grenzen durch das tägliche Gifttrinken.

Hier mal ein Buch mit Bezug zu EROI und Debitismus:

https://limitstogrowth.de/wp-content/uploads/2016/11/Energie_Wachstum_Optionen_2014_v42...


Also haben wir wohl nur noch die Wahl zwischen ökonomischen Game over,
abgebrannt oder Black out.
Es sei denn es gibt auch ein Wirtschaften ohne Wachstums ?
Danke für Anregungen.

Wir haben keine Wahl, wir hatten nie eine und wir werden auch keine haben.
Wer geboren wird muss sich durch das Leben schleppen, immer leistungsfähiger werden oder fallieren und dann sterben.
Wenn wir aber jeder immer weiter verstehen, dass wir zum Teil in einer "Hell running by the devils" leben, können wir jeder unseren vermeidbaren Anteil an dieser Hölle vermeiden und uns gemeinsam auf die externen Anteile konzentrieren.

Liebe Grüße
Silke


PS.
Übrigens bedeutet "wirtschaften" ja im debitistischen Kontext wohl "Nachschuldner stellen".
Das machen Subsistenzler auch.
Ihre Nahrung sind eben nur grösstenteils fallierende Nachschuldner, die halt ihre Urschuld (eigene Existenz verteidigen müssen) nicht erfüllen konnten und damit erjagt, ersammelt und abgerupft gefressen werden.
In diesem Sinne wirtschaften Subsistenzler auch.


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