Deutsche Gedichte No. 17 | Stefan George: Der Widerchrist

Oblomow, Sonntag, 06.10.2019, 23:12 (vor 1635 Tagen) @ Oblomow3320 Views

Das Gedicht bekam ich zugesandt von Willy. Und wo ein Willy ist, da ist ein Weg. Ja, das ist abgeschmackt. Der George ist auch so ein komischer Deutscher. Den Schwulinski (natürlich so in der Art der Griechen[[freude]] )kennt heute niemand mehr, aber wer den Steiner kennt, sollte auch George kennen. Der Herr von Staufenberg scheint dem mal zu Füßen gelegen zu haben. Sowas kommt von sowas. Ne tolle Physiognomie hat der Bursche.

Herzlich
Oblomow

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Stefan George: Der Widerchrist

›Dort kommt er vom berge · dort steht er im hain!
Wir sahen es selber · er wandelt in wein
Das wasser und spricht mit den toten.‹

O könntet ihr hören mein lachen bei nacht:
Nun schlug meine stunde · nun füllt sich das garn.
Nun strömen die fische zum hamen.

Die weisen die toten – toll wälzt sich das volk ·
Entwurzelt die bäume · zerklittert das korn ·
Macht bahn für den zug des Erstandnen.

Kein werk ist des himmels das ich euch nicht tu.
Ein haarbreit nur fehlt – und ihr merkt nicht den trug
Mit euren geschlagenen sinnen.

Ich schaff euch für alles was selten und schwer
Das Leichte · ein ding das wie gold ist aus lehm ·
Wie duft ist und saft ist und würze –

Und was sich der grosse profet nicht getraut:
Die kunst ohne roden und säen und baun
Zu saugen gespeicherte kräfte.

Der Fürst des Geziefers verbreitet sein reich ·
Kein schatz der ihm mangelt · kein glück das ihm weicht..
Zu grund mit dem rest der empörer!

Ihr jauchzet · entzückt von dem teuflischen schein ·
Verprasset was blieb von dem früheren seim
Und fühlt erst die not vor dem ende.

Dann hängt ihr die zunge am trocknenden trog ·
Irrt ratlos wie vieh durch den brennenden hof ..
Und schrecklich erschallt die posaune.


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