Deutsche Gedichte No. 11 - J.W.Goethe: Selige Sehnsucht

Oblomow, Freitag, 27.09.2019, 05:18 (vor 1645 Tagen) @ Oblomow3800 Views

Eigentlich, weil in mehreren Threads ploetzlich vom Satan die Rede ist, wollte ich ein wenig Mephisto zu Wort kommen lassen, wie er in der Studierstube mit Faust spricht, lasse es aber sein.

Herzlich
Oblomow
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Goethe: Selige Sehnsucht

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.


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