Schuld ohne Moral

Naclador, Göttingen, Mittwoch, 25.09.2019, 11:38 (vor 1669 Tagen) @ nereus2459 Views

Hallo nereus,

Nein, das tut sie eben nicht.
Wenn das soeben geborene Kind nicht den moralischen Input der Mutter
erhalten würde, dann wäre es binnen weniger Stunden tot.

1. braucht das Kind nicht "moralischen Input", sondern Wärme, Nähe und Nahrung, es benötigt Hilfe bei der Urschuldbedienung, weil es noch nicht für sich selbst sorgen kann. Es benötigt Vorfinanzierung.

2. Und warum wäre es sonst tot? Weil es seine Urschuld nicht bedienen kann.

Für jede andere Schuldart lassen sich ähnliche Beispiele bringen.

Ganz bestimmt sogar, aber sie widersprechen nicht dem Debitismus.


Ach was, mit dem Begriff Schuld kann man schon umgehen.
Es ist nur so, daß der gemeine Mensch damit seine Probleme hat, nicht
weil die Kirche ihm ein Konzept auf’s Auge drücken wollte, sondern weil
Schuld gleichzeitig Verantwortung generiert oder bedeutet.
Und wer will schon gerne zur Verantwortung gezogen werden? [[freude]]

Das Problem ist hier wiederum nicht, dass man mit dem Begriff nicht umgehen könnte, sondern dass er zu solchen Missverständnissen führt, wie Du sie hier gerade demonstriert hast.

Die Sünde hat aber im Debitismus nichts zu suchen und ist ein rein
moralisches Konzept. Tiere kennen keine Sünde, sind aber der Schuld, hier
der Urschuld, genau so unterworfen wie wir.

Jetzt wird es etwas haarig.
Vielleicht gefällt es Dir besser, wenn ich sage: Wer sich seiner
Verantwortung nicht stellt, begeht eine Sünde.
DAS war es übrigens, was die Kirche ursprünglich damit meinte, denn
Sünde war früher viel umfassender gedacht, wobei der Begriff später nur
auf Sexualität u.ä. reduziert wurde.

Diese Auffassung wiederum finde ich problematisch. Denn das würde bedeuten, der ausgesetzte Säugling hat den Hungertod verdient, weil er die Sünde begangen hat, seine Urschuld nicht zu bedienen. Man macht also aus der thermodynamischen Zwangsläufigkeit eine moralische Verfehlung. Neudeutsch würde man von "Victim Blaming" sprechen.

"Schuld" im debitistischen Sinne ist dagegen kein moralisches, sondern
ein thermodynamisches Konzept.

Es ist offenbar immer noch nicht verstanden worden.

Korrekt. Es ist von Dir immer noch nicht verstanden worden.

Verträge, Abgaben, Urschulden sind ohne Menschen undenkbar.
Und da wir moralische Wesen sind, kann man das Eine vom Anderen nicht
einfach trennen.

Stimmt für Verträge, stimmt wahrscheinlich auch für Abgaben, aber nicht für Urschuld. Das ist der Kern unserer Auseinandersetzung hier.

Dass wir moralische Wesen sind, würde ich nicht ungeprüft für alle Menschen unterschreiben wollen.

Was man trennen kann ist die Buchhaltung, die Einnahmen und Ausgaben
gegenüberstellt oder auch Bilanzen, die monetäre Übersichten
verschaffen.
Kontostände spiegeln Verhältnisse wieder, aber sie sagen absolut nichts
über die Hintergründe aus, wie diese zu Stande kamen.

Wurden die 500.000 € durch 25 Jahr ehrliche Arbeit erwirtschaftet oder
steht dort dieser Betrag, weil dessen Kontoinhaber 4 Auftragsmorde in den
letzten 12 Monaten begangen hat?

Buchhaltung ist ein sekundäres Phänomen. Sie sagt nichts über die tatsächliche Verschuldung aus, sondern beschreibt nur unsere Art, mit Schulden umzugehen.

D.h. nicht, daß jeder Ökonom beim Lesen einer Statistik oder Bilanz
jedes Mal in Tränen ausbrechen soll [[zwinker]] , wenn er die Zahlen zur
Kenntnis nimmt, aber wer diese Dinge in einen völlig anderen Teil der
Wirklichkeit verbannen will, hat die Systematik dahinter nicht verstanden
oder er agiert böswillig.
Schulden widerspiegeln lediglich Abhängigskeitsverhältnisse.

Ja. Aber nicht nur Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Menschen, sondern auch die Abhängigkeit des Einzelnen von Energiequellen und Entropiesenken.

mfG
nereus

Viele Grüße,
Naclador

--
"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson


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