Die Zweideutigkeit des Begriffes hat ja einen wichtigen Grund.

Silke, Mittwoch, 25.09.2019, 10:49 (vor 1675 Tagen) @ nereus2568 Views
bearbeitet von Silke, Mittwoch, 25.09.2019, 11:03

Da hast du sicher Recht, lieber nereus,

Bei der Beschreibung des Debitismus wird nach meinem Verständnis der
Begriff "Schuld" moralfrei als VERBINDLICHKEIT, als ein "MÜSSEN wegen..."
verstanden.

Und hier beginnt das Problem.

Ja, so ist es.
Die Doppeldeutigkeit der Sprache besteht nicht ohne Grund.
Ich bin es mir und den meinen, den Menschen um mich herum und den Menschen in weit weit weg gegenüber verdammt noch mal schuldig, mich der Welt mit der Wucht ihres Potentials entgegen zu stellen, egal wie zerbrechlich oder schwach, unvollkommen und beeinträchtigt ich als menschliches Wesen auch sein mag.
Ich habe dieses Potential anzunehmen, und es im Angesicht des Schreckens und des Leidens mit allem was ich habe in eine Realität zu überführen, die die Welt Stück für Stück besser macht.
Eine Veränderungen der Welt dahin, wo ich sie haben will kann ich nur durch eine freiwillige Übernahme von Verantwortung für mein eigene Leben erreichen und nicht diese Sehnsucht anderen aufdrängen oder vorhalten.

Ich habe überhaupt nicht das Recht, mich wie z.B. aktuell Greta Thurnberg. instrumentalisieren zu lassen, mich in die Öffentlichkeit stellen zu lassen um mit auswendig gelernten Vorwürfen gegen die Menschen um mich herum zu werfen, die mich bis hier her getragen, also vorfinanziert haben durch schwere Zeiten mit ihren Mitteln und so gut sie es eben konnten.

Das ist sehr naiv, unreif und problematisch (wider jedes Wissen um debitistische Gesetzmässigkeiten) und auch eigennützig. Es ist immer leicht in einer komplizierten Welt andere mit Vorwürfen zu überschütten sich dem Öko- und Grünendiktat hin zu geben, wenn es mit faschistischen Elementen daher kommt.
Sie ist halt noch ein Kind und andere Kinder werden für andere Sachen missbraucht.

So ist es auch moralisch ein Unding, z.B.:
- der Generation Nazideutschland als Gesamtheit vorzuwerfen, welche Hölle sie da durchleben mussten als "Ganz normale Männer", so wie Viktor Frankl diesen Schuldkult auch richtig stellt und angreift. Auch ist es problematisch,
- sich über die Menschen in den neuen Bundesländern aufzuregen, die in ihrem riesigen Gulagsystem leben mussten, bis sie all ihren Mut zusammenkratzen und dieses Banditentum raus schreien konnten, um dann auch noch den Zusammenbruch ihres gesamten aufgezwungenen Wertekanons (ML-Müll)durchleben zu müssen mit dem Verlust von allem, was ihnen über die Jahrzehnte die dem einzelnen Menschen von aussen aufgezwungene Stabilität dieser Diktatur verliehen hatte. Es sollte auch hinterfragbar sein dürfen,
- den Asylantragstellern von der einen Seite her pauschalisiert allen als Gesamtheit niedere Beweggründe, Lügen, Faulheit, kriminelle Energie, fehlende Not als Fluchtursache und fehlenden guten Willen bei dem bemühen der deutschen Menschen, menschlich zu bleiben im Angesicht von Unmenschlichkeit zu unterstellen, genau so wie es problematisch ist, diese Phänomene im Einzelnen als Gesamtheit weg leugnen zu versuchen mit Zensur und Verfolgung derer, die ihre Wahrheit angemessen artikulieren.

Das Thema Schuld/Schulden kann allerhöchstens in einer kurzen knackigen
Definition moralfrei definiert werden, aber niemals bei einem Hineingleiten
in die Details.

Gesellschaften sind sehr komplexe Lebewesen mit sehr komplexen Systemelementen, die auf Wertvorstellungen und Traditionen fussen, wie z.B. den zehn Geboten, die schon immer von Machtstrukturen missbraucht und pervertiert wurden und werden, so dass aus wahrhaftigem Bemühen um eine Verbesserung der Welt eine mörderische Ideologie wurde, die in wiederholten Vernichtungsfeldzügen gegen die afrikanische und arabische Welt, Süd und Nordamerika, gegen andere Völker und Glaubensrichtungen gipfelte.
Ihre Ursprünge reichen weit zurück zum Beginn der Zivilisation mit z.B. dem Codex Hammurapi und den noch älteren Rechtsetzungen.

Hier im Forum wird der Begriff scheinbar nicht ausreichend sauber
definiert, da immer wieder Moral bemüht wird.

Wenn Du die Moral hinter Dir lassen möchtest, dann verabschiede Dich
bitte auch vom Menschsein.

Ich lasse die Moral nicht hinter mir, sondern nehme sie erst einmal aus der Diskussion heraus, um das debitistische Verständnis nicht durch unfruchtbare Diskussionen über gut und böse zu zerstören.

Das Eine kannst Du ohne das Andere nicht haben.

Auch für nicht materialisierte lebende Systeme, wie memetische und kulturelle Phänomene gelten die Gesetze des Debitismus. Auch sie starten mit Verschuldung, müssen vorfinanziert werden und letztlich Nachschuldner stellen, um nicht im Chaos der mentalen Verwirrung, wie sie Baudrillard thematisiert hatte, zu versinken - "...frei flottierende Zeichen..."
Nicht grundlos hat @Ashitaka die tiefe und uralte Wahrheit als Signatur verwendet:
"Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie die Welt im Innersten funktioniert. Denn im Gegensatz zu heute war im alten Ägypten das Wort und die Tat eins. Ein gesprochenes oder geschriebenes Wort wurde in Handlung umgesetzt."

Es war schon immer der Kampf von Kosmos gegen Chaos wie im alten Ägypten von Horus oder in Babylon von Marduk mit dem Spaten gegen Tiamat.

In dieser Form kannst Du physikalischen Gesetzen nachjagen, Planetenbahnen
berechnen oder untersuchen wann der Vesuv das nächste Mal ausbrechen
wird.
Sobald allerdings menschliche Beziehungen (Kontraktschuld, Abgabeschuld
u.a.) auf den Plan treten, lauert automatisch im Hintergrund die Moral.

Das sehe ich auch so, aber eben auch bei Urschuld und religiöser Schuld (wieso lässt du diese draussen?).
Ich möchte sie nur erst einmal heraus halten, weil ja die debitistischen Phänomene, die bei allen Lebewesen zu beobachten sind auch erst einmal separiert betrachtet werden können, um die Mechanismen ausreichend klar deutlich und abgrenzbar zu verstehen.

Danach kann man dann gut, wie auch evolutionär erst danach geschehen (spätere Entwicklung entsprechender Hirnstrukturen), die später entstandenen geistig/ mentalen Konstrukte wie Zentralinstanzen, Recht und Gesetz, Moral und Ethik hinzu nehmen, die Tiere und Pflanzen ja nun offensichtlich nicht haben.

Das hat nichts damit zu tun, daß bei diesen Absprachen, Verbindlichkeiten
keine Regeln/Gesetze zu beachten wären.

Das versteht sich.
Der @dottore hat sein Konzept von den heutigen komplexen Phänomenen her entwickelt.
Ich sehe (wie andere hier auch) verblüffende Parallelen zu viel einfacheren und viel älteren Phänomenen - debitistische Gesetze, die anfänglich nur in der Ökonomie verortet werden, lassen sich gut allen lebenden Systemen zuordnen und bieten damit die Chance auf die Offenlegung einer fundamentaleren Betrachtung, wie sie von @dottore, @Phoenix5, @Ashitaka, @el_mar, @Ostfriese, @Kurt, @pigbonds und anderen auf ihre Art (und von dir eben auf deine Art) gesucht werden.
DAnn noch solche Denkansätze wie der goldene Schnitt und die Thermodynamik uva.
Das ist doch sehr spannend, aber allein nicht mehr schaffbar.
Deshalb müssen wir die kleinste gemeinsame Schnittmenge suchen, mit der wir alle noch operieren können ohne in sinnlosen Zank zu verfallen.

Dazu muss ein Mindestmass an Disziplin, Wertschätzung und Toleranz her sonst bleibt alles nur ein "Nein, ich habe Recht und du nicht!"
Das ist nicht gut und eine unglaubliche Verschwendung und es öffnet Trollen und Saboteuren vom Lebenswerk eines @dottore und eines @Elli Tür und Tor...

Liebe Grüße
Silke


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