Das ganze System basiert auf legalisierter Insolvenzverschleppung. Macht sich aber keiner Gedanken darüber. Alle sind insolvent.

Mephistopheles, Dienstag, 24.09.2019, 13:14 (vor 1648 Tagen) @ Plancius7012 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Dienstag, 24.09.2019, 13:50

Hallo @Fox-News,

genau das vermute ich auch.
Das größte Risiko geht wohl dieses mal von zombifizierten Firmen
(insbesondere auch Banken) aus. Durch die Niedrig- und Negativzinspolitik
der letzten 15 Jahre sind ca. 20% der Firmen nicht mehr marktfähig. Bei
der nächsten Rezession steht eigentlich deren Insolvenz an. Das kann sich
die Politk aber nicht leisten.

Was wäre da neu daran? Das ganze System basiert auf organisierter Insolvenzverschleppung. Sobald einer zum Termin nicht leisten kann, musste er zu Beginn unserer Kultur Teile seines Besitzes oder den ganzen Besitz verkaufen.
Das war so, bis irgendeiner im ausgehenden Mittelalter die doppelte Buchführung erfunden hat und die Aktiva. Gab es nämlich vorher nicht. Doppelte Buchführung ist nichts anderes als organisierte Insolvenzverschleppung. Man rechnet sich reich und bekommt deswegen Kredit. Dadurch kann man die Insolvenz abwenden. So geht das schon seit dem Ausgang des Mittelalters; aber nicht vorher. Vorher war es tatsächlich so, dass man entweder bezahlen konnte oder sein Eigentum verkaufen musste.
Seitdem jedoch die Aktiva erfunden wurden, kann man auf sein Eigentum einen Kredit aufnehmen. In Wirklichkeit sind aber alle Unternehmen, die mit Krediten wirtschaften, eigentlich insolvent. Wieso sollte man jedoch jetzt an diesem bewährten System irgendetwas ändern?

Das einzige Problem, das sich ergibt, ist mit der Bewertung der Aktiva. Bereits jetzt ist es aber so, wie man aus den laufenden Insolvenzfällen ersehen kann, dass die Aktiva regelmäßig um den Faktor 10 zu hoch angesetzt wurden, d.h., im Insolvenzfall stellt sich heraus, dass die Aktiva nur etwa zu 10% ihres Buchwertes versilbert werden können. Weiß jeder, stört aber niemanden.

Was spricht also dagegen, den Buchwert todemoon zu treiben? Wie alle glorreichen Ideen stammt auch diese aus den USA und zwar von den Telefongesellschaften. Was hat nun eine Telefongesellschaft für einen Wert? Normalerweise besitzen sie nur ein paar Drähte und seit dem die meisten Telefongespräche über Mobilfunk abgewickelt werden, nicht einmal diese mehr. Da kam irgend ein BWLer auf die Idee: Aber die Telefongesellschaften haben Kunden! Und die machen einen durchschnittlichen Umsatz! Also nehmen wir die Anzahl der Kunden und den Jahresumsatz als Wert der Telefongesellschaft, wie das auch bei Arztpraxen und Apotheken und Einzel- bzw. Doppelhandelsgeschäften üblich ist. Damit haben wir den Unternehmenswert.
Die Summe war aber eher mau. Hoppala, dachte der BWLer: Hören die Kunden etwa alle nach einem Jahr wie auf Verabredung auf zu telefonieren? Natürlich nicht! Also nehmen wir das Alter der Kunden, ihre Restlebenserwartung, wo uns sicher jede Versicherungsgesellschaft gerne Auskunft gibt und multiplizieren das mit dem Jahresumsatz. Und schon haben wir den eigentlichen Wert der Telefongesellschaft. Geht auch beim Immobilienwert von Mietimmobilien.
Das war die Ursache der Finanzkrise 2007/08.

Was sprich eigentlich dagegen, da unsere Politiker niemals originelle Ideen haben, dieses Konzept zu übernehmen und die Aktiva jedes Unternehmens gleichzusetzen mit der Restlebenserwartung seiner Kunden? Und schon muss kein Unternehmen mehr Inso anmelden.

Funktioniert allerdings nur so lange wie wir einen Rechtsstaat haben und der eine längere Lebenserwartung hat als die Einzelindividuen. Wenn der Rechtsstaat verschwindet, dann geht der Wert der Aktiva gegen Null.

Daher vermute ich, wird es eine Lösung ähnlich der Bad Banks geben, um
die Bilanz eigentlich insolventer Firmen zu bereinigen und diese Firmen
weiter am Markt leben zu lassen.
Ist aber nur eine Vermutung von mir.

[[applaus]]

Gruß Mephistopheles


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