Es fehlt offenbar irgendwo anders. ;-)

nereus, Montag, 23.09.2019, 13:47 (vor 1649 Tagen) @ stokk3985 Views

Hallo stokk!

Da fragen wir einfach einmal die NZZ.

Wenn eine so spezielle Sache wie Repo-Geschäfte zu einem Medienthema wird, liegt der Verdacht nahe, dass irgendetwas aus dem Ruder gelaufen ist. In der Tat musste die Notenbank der USA vergangene Woche ein Notprogramm aus dem Boden stampfen. An vier Tagen hintereinander sah sich die Federal Reserve Bank von New York gezwungen, Liquidität über ihr Open Market Desk in den an einem Engpass leidenden Dollar-Geldmarkt zu pumpen: insgesamt fast 280 Mrd. $. Darüber hinaus kündigte sie an, den Banken bis zum 10. Oktober täglich 75 Mrd. $ in Form kurzfristiger Repo-Geschäfte anzubieten und drei 14-Tage-Repos über je mindestens 30 Mrd. $ zu offerieren.

Quelle: https://www.nzz.ch/finanzen/us-geldmarkt-woher-ruehrt-die-liquiditaetskrise-ld.1510541

Was ist ein Repo-Geschäft?

Unter Repo-Geschäften oder Rückkaufvereinbarungen ist der zeitlich begrenzte Tausch von Wertpapieren gegen Liquidität zu verstehen, im konkreten Fall stellte die Notenbank Geschäftsbanken über Nacht Liquidität zur Verfügung gegen einwandfreie Sicherheiten, vor allem Treasuries.

Das klingt erst einmal normal.

Notwendig geworden war dies, weil die effektive Federal-Funds-Rate, zu der sich Geschäftsbanken gegenseitig Geld ausleihen, wegen der Marktenge über das noch geltende Zielband des Fed von 2,0–2,25% hinausgeschossen war – sogar bis zu einer Innertagsspitze von 10%.

Aha, das Zielband hielt also nicht.
Nix da mit 2 %, man wollte bis 10 % sehen.
Nur, warum schoss da etwas hinaus?

In eher technischen Erklärungen wird darauf hingewiesen, dass die Banken einen besonders hohen Liquiditätsbedarf hatten, da der Quartalssteuertermin für Unternehmen zusammenfiel mit dem Zahlungstermin für Schatzanweisungen im Wert von 77 Mrd. $, die die Regierung zur Finanzierung des steigenden Haushaltdefizits in der Vorwoche emittiert hatte.

Ach so.
Das weiß man ja auch nicht vorher, daß da irgendwann etwas fällig werden könnte. Und das ist dann noch etwas mit dem Defizit los.

Bemerkbar gemacht habe sich auch die gesunkene Überschussliquidität der Banken beim Fed. Diese ist seit Oktober 2014, als das Fed mit dem Abbau seiner durch die quantitative Lockerung (QE) angeschwollenen Bilanz begonnen und aufgehört hatte, Wertpapiere zu kaufen (bis dahin zumeist von Banken), von 2,62 Bio. $ auf 1,38 Bio. $ gefallen.

Die FED kauft keine Wertpapiere mehr und schon gibt es ein Problem.

Kleiner erklärender Einschub: Meine Waren kann ich seit Jahren nicht mehr am Markt feilbieten (weil sie keiner haben will oder nur zu unterirdischen Preisen), doch mein reicher Onkel aus Amerika hat immer den größten Teil des „Krempels“ abgenommen. Jetzt hat er mir kürzlich mitgeteilt, daß er künftig davon Abstand nehmen wird.
Scheiße! Es lief doch so gut .. bisher .. mit dem Onkel. [[zwinker]]

Beruhigend sei aber, dass die von den Banken für die Repo-Geschäfte bereitgestellten Sicherheiten heutzutage von guter Qualität seien – anders als die oft auf zweifelhaften Hypothekarkrediten basierenden Repo-Geschäfte, die zur Finanzkrise geführt hatten.

Die FED kaufte ursprünglich Wertpapiere von Banken – warum eigentlich? [[freude]]
Und nun bieten Banken für ihre Repo-Aktivitäten Sicherheiten von guter Qualität. [[hae]]
Wir dürfen unterstellen, daß damit Papiere mit erstklassigem Rating gemeint sind, also Triple A und nur wenig darunter.

In einem Zeitungsinterview unterstrich der Präsident des New Yorker Fed, John Williams, dass untersucht werde, warum Banken gezögert hätten, ihre Überschussreserven auszuleihen, obwohl sich im Finanzsystem der USA Risse gezeigt hätten, was zu den Interventionen geführt habe. Nun fragen Kommentatoren, ob das Fed nur den Liquiditätsbedarf falsch eingeschätzt habe oder ob in der Nach-QE-Welt eine systemgefährdende Dysfunktionalität bestehe.

Hört, hört!
In der Nach-QE-Welt könnte es eine systemgefährdende Dysfunktionalität geben.
Nachdem der reiche Onkel aus Amerika meine Ware nicht mehr übernimmt, habe ich ein Problem.
Wer hätte das gedacht?!
Ein Analyst sagt dazu:

Die Banken wollten nicht mehr die Risiken eingehen, die für ein gesichertes Funktionieren des Finanzsystems auch in Stresszeiten notwendig seien.

Wenn jemand sich ängstigt, gibt es in der Regel einen Grund dafür.

Die Finanzierung der steigenden Haushaltsdefizite der Regierung führt zu Stress im Finanzsystem. Steve Blumenthal, Präsident der Capital Management Group, bezeichnet die Liquiditätsprobleme deshalb als Warnzeichen, als unbeabsichtigte Konsequenz in einem komplexen System.

Komplex?

Kleiner Hinweis am Rande.
Zuvor hatte ich erwähnt, daß eine Sicherheit bei Repo-Geschäften erstklassig sein sollte, also AAA oder AA+.
Danach lasen wir, daß die steigenden Haushaltsdefizite der Regierung ein Problem wären.

Frage an den Sender Eriwan: Welches Rating haben eigentlich US-Staatsanleihen, die ja dieses problematische Defizit finanzieren?
Antwort: Moodys vergibt AAA, Fitch benotet mit AAA und Standard & Poors greift zu AA+.

Alles wird gut werden. [[lach]]

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen;
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf!
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!
..
Seht, er läuft zum Ufer nieder;
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!
..
..
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!

Aus dem Gedicht Zauberlehrling von J.W.v.Goethe

Oder für mehr grafisch orientierte Leser:

[image]

Quelle: https://i.imgur.com/htgyRG0.jpg

mfG
nereus


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung