"Woher kommt es, daß ein Hinkender uns nicht beleidigt, während ein hinkender Geist dies tut?"

Silke, Freitag, 20.09.2019, 22:45 (vor 1672 Tagen) @ Oblomow1467 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 20.09.2019, 22:49

Die Ursache ist die: der Hinkende erkennt, dass wir gerade gehen, der hinkende Geist aber sagt, dass wir es sind, die hinken. Ohne dieses würden wir eher Mitleid als Zorn für ihn haben.
Blaise Pascal

Lieber Oblomow,

Leider redest Du hier Psychofirlefanz.

Mag sein.

Beleidigungen sind mit das
Schoenste in jeder Sprache.

Ich kenne auch Sprachen/Orte, da ist jedes zweite Wort eine Beleidigung, wird aber eingesetzt, wie andere Leute "ähm" sagen.

Warum genau scheint dir das schön?
Also ich meine jetzt nicht unbedachte, gewohnheitsmässige und dumpfe Beleidigungen.
Die sind einfach nur unbedacht, gewohnheitsmässig und dumpf, weil mehr nicht geht.
Das ist dann doch aber genau so, als wenn ich den jeweils Hinkenden ob seiner körperlichen oder seiner geistigen oder sozialen Beeinträchtigung schelte.

Bei so richtig zielgerichteten Beleidigungen, die treffen sollen und auch treffen geht es ja eher um das, was der zu Beleidigende an Wertvorstellungen auf sich ziehen kann/ verkörpert bzw. um eine Verteidigung eigener Wertvorstellungen um nicht selbst unter sich zusammen brechen zu müssen.

Geht es dem Beleidiger danach besser?
Geht es dem Beleidigten danach besser?
Ist die Beziehung danach besser?
Ist das Problem danach besser?

Geht es darum, dass man sich danach aussöhnen und dabei gut fühlen kann?
Geht es darum, dass man durch gerichtete Beleidigung Aufmerksamkeit und Zuwendung von dem bekommt, der einem so viel wert ist, dass man sich die Mühe macht, ihn zu beleidigen?
Geht es darum, dass man Gemeinschaft wenigstens in der gemeinsamen Beleidigung findet.
Geht es darum, seiner Triebhaftigkeit nachzugeben?

Wenn ich im Beleidigungsmodus bin kann ich nicht zielorientiert denken und agieren.
Viel Einsatz, kein Gewinn, mehr Schaden als vorher - die Welt ist danach schlechter.

Ich hatte schon mal beschrieben:
Prof. Hüther erklärte auf Youtube und in seinen Büchern, dass ich den Gegenüber mit einer Beleidigung zum Objekt mache und mit ihm dann nicht weiter auf der Subjekt-Subjekt-Ebene das Problem lösen kann, das wir miteinander offensichtlich haben.
Zu so einer Verschwendung habe wir debitistisch betrachtet nicht wirklich Mittel zur Verfügung, da wir sowieso schon dauernd im Minus operieren.
Beleidigungen sind destruktiv und mobilisieren nichts gutes.

Also warum beleidigen wir uns und andere hier und draussen?

Nachdenkliche liebe Grüße
Silke


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