Wie wäre es mit dieser Perspektive?

nereus, Mittwoch, 18.09.2019, 08:13 (vor 1675 Tagen) @ Tempranillo3915 Views

Hallo Tempranillo!

Du schreibst: Ignazio Silones Bemerkung *Wenn der Faschismus wiederkommt, wird er sagen, ich bin der Antifaschismus* ist brillant; aber nur einen kurzen Moment, den man auch von einem Blitzlicht geblendet ist.
Liest man den Satz noch einmal, aber bitte genau und mit dem Willen zur Exactitude, müßte einem auffallen, daß der zweite Teil so richtig ist, wie der erste grundfalsch.

Dann schauen wir einmal.
Ich gehe davon aus, daß Silone ein System meinte, in dem nur eine Partei das Sagen hat, ein Spitzel- und Überwachungsstaat die Bürger permanent in Angst versetzt und einem ideologischen Kult gehuldigt wird, der dieses System legitimieren soll.
Also in etwa das, was George Orwell in ein niederschmetterndes Buch geschrieben hatte.

Silone war in seiner Jugend Sozialist/Kommunist und in den Zwanzigern ein Gegner des Mussolini-Systems. Er dürfte daher die Segnungen einer Diktatur zumindest erfahren haben. Allerdings wurden auch Spitzelgerüchte verbreitet, deren Substanz sich nie aufklären ließ.
Später, als er die Machenschaften unter Stalin und in der KomIntern erleben durfte, wandelte sich seine Einstellung zum Kommunismus.
Die praktischen Wirkungen waren offenbar ähnlich, nur die Fahnenfarbe hatte gewechselt.

Aus diesem Erfahrungshorizont heraus (der gemeine Ossi bekommt gerade rote Ohren [[freude]] ) hat er vermutlich diesen Satz geprägt, der ihm von Francois Bondy zugeschrieben wird.
Bei Bedarf bitte hier entlang: http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=474521

Alle, die sich wie Grönemeyer und Margarete Stochowsky als antifaschistisch bezeichnen sind es auch; sogar aus tiefster Überzeugung, was man ihnen ausnahmsweise glauben darf. Sie sind Apostel der Demokratiereligion und als solche automatisch dem Internationalismus und Antinationalismus verpflichtet.

Was Grönemeyer und Stokowski angeht, stimme ich Dir zu.
Doch aus Sicht des großen Rahmens, ist das vermutlich auch nur ein Teil der Wahrheit.
Die sogenannten Demokraten, die uns die Welt erklären wollen, arbeiten zum Zweck ihres Endziels – der Errichtung des Weltstaates mit „Weltkaiser“ – mit beiden Optionen, dem Kommunismus UND dem Faschismus.
Daher ähneln sie sich ja auch in mancher Hinsicht frappierend.

Und genau das schien auch Silone aufgegangen zu sein, der als Gast/Beobachter der KomIntern immerhin recht nahe an den gewissen Kreisen dran gewesen war.
Daher würde ich mit dem Begriff „grundfalsch“ nicht so wild hantieren.
So falsch ist es meiner Ansicht nach nicht.

Nehmen wir mal den Antichristen der Moderne Adolf Gröfaz.
Er sorgte (im Ergebnis) dafür – ob bewußt oder auch unbewußt – das sich das sozialistische Modell nicht nur in Rußland etwas länger etablieren konnte, sondern auch im gesamten Osteuropa.
Ebenso wirkte er maßgeblich an der Gründung des Staates Israel mit.
Wenn Du jetzt noch das subtrahierst – was öffentlich nicht gesagt werden darf – zu welchem Ergebnis müßte dann ein scharfsinniger Analytiker, wie Du, kommen?

Was ist dann der Faschismus wirklich?
Er ist genauso eine Maskerade wie der Kommunismus.

mfG
nereus


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