Die Geschichte befragen

Falkenauge, Freitag, 13.09.2019, 15:36 (vor 1677 Tagen) @ nereus2528 Views

Hallo nereus,

Du schreibst:

.... aber es ist Fakt, daß die Buchreligionen unter
islamischer Herrschaft in ihrer Existenz nicht gefährdet waren und nach
Zahlung einer Steuer jeder „glauben“ konnte, was er wollte.

Sofern er nicht vorher mangels Unterwerfung getötet wurde.

Eine Radikalisierung erfolgte erst Anfang des 20. Jahrhunderts, weil
zahlreiche Kolonialisierungen für reichlich Frust sorgten und spätestens
nach Errichtung des Staates Israel und aller damit nachfolgend verbundenen
Kriege dieser Frust in offene Feindschaft umschlug.

Eine Radikalisierung war von Anfang an vorhanden. Da die in Medina ansässigen Juden den Islam und Mohammed in der Nachfolge biblischer Propheten nicht anerkannten, ging er schließlich kriegerisch gegen sie vor. „Besonders hart war das Los der Banu Koreiza, eines jüdischen Stammes, der mit Mohammeds mekkanischen Gegnern konspiriert hatte. Die 700 Männer dieser Volksgruppe mussten in Medina in ein für sie ausgeschachtetes Massengrab hinabsteigen, die Hinrichtung währte den ganzen Tag über, ging noch am Abend mit Fackelschein weiter. Die Frauen und Kinder verfielen der Sklaverei.“

In Medina stieg Mohammed auch zum unumschränkten politischen Herrscher auf und legte den Grund für eine in dieser Form bisher unbekannte Glaubens- und Kampfgemeinschaft, eine Symbiose eines sozioreligiösen und politischen Systems. Als Mohammed diese Macht erlangt hatte, „war er in der Lage, zurückzukehren und Mekka und die umliegenden Gebiete zu erobern. Der Islam wandelte sich von einer geistlichen Religion in eine politische Revolution.“2 Nach der Einnahme von Mekka 630 wurden die Juden und die Christen zu Feinden des „wahren Glaubens“ erklärt, die man bekriegen müsse, bis sich jeder Einzelne in demütigender Haltung dem Machtbereich des Islam unterwerfe und den muslimischen Siegern den Tribut entrichte. Die eigentlichen „Heiden“ dagegen haben nur die Wahl zwischen der Annahme des Islam oder dem Tod.

Man muss also festhalten, dass Gewalt im Koran nicht verboten, sondern erlaubt und sogar geboten wird. Auch der meist unvollständig zitierte Vers 32 der 5. Sure „enthält nur ein Tötungsverbot der Muslime untereinander, das nicht gilt, wenn jemand einen Mord begeht oder Krieg gegen Allah und seinen Gesandten führt und Verderben im Land stiftet.“ Zugleich gebietet Allah auch die gewaltsame Ausbreitung des Islam, die durch den Dschihad geschieht, der gemeinhin „Heiliger Krieg“ genannt wird.

„Sechzig Prozent der Koranverse handeln von Djihad. … Der Djihad wurde zur grundlegenden Triebkraft des Islam.“ „Der Djihad ist die Motivation hinter fast jedem terroristischen Akt, der im Namen des Islam verübt wird.“ „Den Djihad finden wir im Koran als einen zwingenden Befehl an alle Muslime vor. Im Djihad geht es darum, Menschen, die den Islam nicht annehmen, zu unterwerfen. Zur Zeit Mohammeds wurde daher der Djihad regelmäßig gegen Christen und Juden praktiziert, wie auch gegen Menschen, die Götzen verehrten – gegen jeden, der sich nicht zum Islam bekehrte. ´Jene, die den Islam ablehnen, müssen getötet werden. Wenn sie sich (vom Islam) abkehren, ergreift sie, tötet sie, wo immer ihr sie findet (Sure 4,89)`“

Bereits unmittelbar nach Mohammeds Tod setzte unter den Kalifen (= Nachfolgern des Gottgesandten), den religiös-politischen Führern, eine gewaltige Expansion ein, um dem Gebot des Koran zu folgen, die Welt durch den Dschihad zum Islam zu bekehren. In fanatischer religiöser Begeisterung eroberten ihre Reiterheere in kurzer Zeit Palästina, Syrien, das mesopotamische Tiefland, das iranische Hochland, das heutige Pakistan und Afghanistan, dann Ägypten und ganz Nordafrika, sowie schließlich ganz Spanien, bis ihr weiteres Vordringen nach Europa von einem europäischen Heer unter Karl Martell in Südfrankreich gestoppt wurde.

In diesem Zusammenhang wurden dann leider auch Christen als Agenten der
Eroberer betrachtet und verfolgt.
Und, was immer gerne vergessen wird.
Wer stand eigentlich am Anfange einer Muslimbruderschaft, einer Al-Kaida
und einem IS?
War diese Radikalisierung nicht auch politisch erwünscht oder wurde sogar
aktiv unterstützt, um geostrategische Interessen durchzusetzen?

Zustimmung! Die radikale Potenz des Islam wird vom Westen für geostrategische Ziele instrumentalisiert.

Darf man das einer Religion vorwerfen oder sollte man hier viel eher die
Akteure mehr in den Fokus nehmen?

Beide.

Bist Du religiös?
Kannst Du mit Ideen einer geistigen Herrschaft über das materielle Sein
etwas anfangen?

Gerade weil ich religiös bin, habe ich persönlich die Frage, was der via "Erzengel Gabriel" Mohammed inspirierende Allah für ein Gott ist. Nach Christus ist Gott die Liebe - für alle Menschen, gleich welchen Glauben sie haben oder in welchen Irrungen sie sich befinden.
Bekanntlich gibt es nach der Bibel nicht nur gute Götter in den höheren Regionen.
Ist das der Gott der Liebe, der befiehlt, Andergläubige zu töten oder zu unterwerfen?

Die Gewalt ist auch im Islam nicht so zwingend veranlagt, wie das immer
dargestellt wird.
Wir dürfen eine spätere Radikalisierung dieses Glaubens durch Okkupation
und Intrige – wie zuvor begründet – nicht mit einer grundsätzlichen
immanenten Gewalt verwechseln.

Stimmt nicht. Siehe oben.

Die Araber waren über Jahrhunderte für ihre Toleranz und
Gastfreundschaft berühmt.

Teilweise. Da kam es immer auf die jeweilige Persönlichkeit des Herrschers an. Z. B. war während der Kreuzzüge Sultan Saladin ein sehr gebildeter und weiser Mann. Lessing hat ihm in seinem Drama "Nathan der Weise" ein Denkmal gesetzt. Man möchte sagen, er war gebildet und weise trotz des Islam, der als Unterwerfungsreligion unter den unerforschlichen Willen Allahs Erkenntnis- und Wissenschaftsfeindlich ist.

Ich kann auch mit dem reinen Prophetentum von Jesus nichts anfangen,

Das ist ein eigenes Thema.

erkenne aber die gewaltige Bilderflut im Kopf, die der Koran von Gott
erzeugt, als maßgeblich an.

Das solltest Du überdenken, s. o.

mfG
Falkenauge


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