Der Denkfehler eines rückwärts ablaufenden Films

Mephistopheles, Mittwoch, 11.09.2019, 12:44 (vor 1679 Tagen) @ Silke1147 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Mittwoch, 11.09.2019, 12:59

Macht geht von der Eigentum setzenden Instanz aus (letztlich
Derivat der Waffe)

Hatte der Muschkote Macht? Der Muschkote hatte zwar eine Waffe, aber Macht?
»Woher kommts«, sagten sie untereinander, »daß diese Stiegelhupfer (denn sie hielten uns für Musketierer, maßen kein Tier in der Welt ist, das einem Musketierer gleicher siehet als ein Dragoner, und wenn ein Dragoner vom Pferd fällt, so stehet ein Musketierer wieder auf) ihre Heller so weisen?«

und nicht vom Eigentümer (der kann nur die

Bemächtigung für die Durchsetzung seiner Interessen nutzen = die Macht
ableiten, nicht selbst Dank Eigentum wirksam machen).
Verschwindet die Eigentum per Recht setzende, garantierende und
verteidigende Struktur, dann verschwindet die Macht aus dem gesamten Haufen
der Eigentümer

Man findet einen gewissen Zustand vor und stellt sich dann vor, wie dieser Zustand erreicht wurde. So in etwa, wie wenn man einen Film rückwärts abspult und dann sich der zerbrochene Krug allmählich wieder zusammenfügt. Das ist eine Spielerei; angewendet auf die Wirklichkeit aber ein veritabler Denkfehler. Man müsste den Film dann bis zu dem Moment zurücklaufen lasse, wo die Filmrolle erstmal produziert wurde.

Zum Glück wissen wir über die westeuropäische Macht-Geschichte einigermaßen Bescheid, die sich nach dem Zerfall des westeuropäischen Imperium Romanum entwickelte (der östliche Teil bestand noch etwa 1000 Jahre weiter). Da war mit Eigentum setzende Instanz gar nichts, sondern es begann mit einem gewählten oder sich selbst in eine entsprechende Position manövrierenden König, dem seine Getreuen einen Treueid schworen, womit sie dann mit einem Teil des eroberten Gebietes beliehen wurden. Das nannte man Lehen. Dieser Treueid konnte natürlich nur auf religiöser Grundlage eine verbindliche Basis haben.
Die Lehensherren durften von denen, denen sie ihr geliehenes Gut überließen, Abgaben fordern. Daraus resultierte dann die Hausmacht. Von Eigentum setzende Instanz war noch lange keine Rede. Eigentum konnte erst entstehen, als es einen Rechtsstaat gab. Der brauchte aber noch ein paar Jahrhunderte.

Wir sehen also, Macht gab es schon lange, bevor es Eigentum und Recht gab, sie basierte auf einem Männerbund (wie noch heute; zerfällt der Männerbund, dann ist das gleichbedeutend mit einem Zerfall der Macht. Frauen können keine Macht generieren, sondern nur von ihr profitieren) und dieser Männerbund konnte nur auf religiöser Basis zusammengehalten werden. (Zerfällt diese religiöse Basis oder wird Religion unverbindlich, dann geht die Macht zwangsläufig über auf Warlords, die sich punktuell temporär behaupten können). Eine generationenübergreifende Macht wird dann unmöglich, Machtinhaber kommen nach dem Zufallsprinzip zustande und jede Kultur, die nur generationenübergreifend erhalten werden kann, verschwindet.

Die Macht löst sich auf, damit auch Eigentum und Geld. Die Machtsysteme zerfallen, da sie kein Derivat der Waffe, sondern ein Derivat der Männerbünde sind.

Gruß Mephistopheles


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