Willkommen im Irrenhaus Deutschland

Plancius, Montag, 02.09.2019, 21:36 (vor 1669 Tagen)8366 Views
bearbeitet von unbekannt, Montag, 02.09.2019, 21:41

Vor kurzem hatte ich mal wieder eines der schockierenden Erlebnisse, wie schlimm und eigentlich aussichtslos es um den Zustand unseres Landes bestellt ist.

Ich war auf einer Fachtagung von einem meiner Maschinenbau-Kunden (alteingesessener deutscher Mittelstand) in Köln. In der Regel habe ich es dort wie auch in meinem sonstigen Arbeitsumfeld mit Akademikern (Ingenieure, Betriebswirte, z.T. promoviert) zu tun. Ein promovierter Betriebswirt des gastgebenden Unternehmens referierte und anschließend konnten Fragen gestellt werden. Einer der anwesenden Japaner stellte die Frage, wie denn das gastgebende Unternehmen junges, qualifiziertes Personal finde. Er machte auf die Situation in Japan aufmerksam, die durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist:

- Die Geburtenraten sinken. Dadurch wird der Pool, aus der die japanischen Unternehmen ihren Nachwuchs schöpfen, permanent kleiner.
- Der Wohlstand, den die jungen Japaner von Geburt auf kennen, führte zu einer Verschiebung der persönlichen Präferenzen. Es wird jetzt mehr auf persönliches Wohlergehen Wert gelegt, als sein persönliches Leben in den Dienst der Firma zu stellen. Kurzum, Arbeitsmotivation und Leistungsbereitschaft sinken.

Der Referent nickte zustimmend bei den Ausführungen seines japanischen Kunden und startete nun ein Feuerwerk politischer Statements, an dem unsere Bundeskanzlerin ihre reinste Freude hätte. Er machte zunächst einige Ausführungen zur Situation in Japan, dass ihm die Probleme des demografischen Wandels dort bekannt seien. Er verwies auf den seit Jahrzehnten schwachen Nikkei-Index, die sinkenden Geburtenraten und die damit verbundene latente Wachstumsschwäche der japanischen Volkswirtschaft. Dann nannte er als Hauptursache der demografischen und generell der gesellschaftlichen Probleme in Japan die nach wie vor vorhandene Abschottung des Landes und eine fehlende, zukunftsweisende Migrationspolitik der japanischen Regierung.

Dann kam er darauf zu sprechen, wie wir in Deutschland die demografischen Probleme lösen und der Wirtschaft langfristig einen Pool an qualifiziertem Personal zur Verfügung stellen. Er lobte nun die Politik des Multikulturalismus, der Immigration und insgesamt die zukunftsweisenden Entscheidungen der deutschen Bundesregierung und insbesondere der deutschen Bundeskanzlerin. Insbesondere die Grenzöffnung im September 2015 bezeichnete er als eine richtige Entscheidung der Bundeskanzlerin und einen Glücksfall der deutschen Geschichte.

Er verwies darauf, dass er mit Mitte 50 Angehöriger der Babyboomer-Generation ist und wir ohne Migration die Rentenansprüche der Babyboomer nicht in adäquater Höhe befriedigen könnten. Nur mit Migration können wir die Leistungsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft langfristig sicherstellen.

In dieser Schicksalsfrage der deutschen Nation ist er es auch seinen beiden Kindern schuldig, sich eindeutig pro Migration zu positionieren, um auch für seine Kinder langfristig ein Leben in Freiheit und Wohlstand zu sichern. Er ist sich dessen bewusst, dass er und die anderen Deutschen in den nächsten ca. 7 Jahren zunächst in die Migranten investieren müssten, so in die Vermittlung von Deutschkenntnissen und in die Qualifizierung. Das kostet natürlich kurzfristig Geld und führt zu temporären Wohlfahrtsverlusten. Aber das ist der einzige, alternativlose Weg, um Deutschlands Zukunft sicherzustellen. Migration seit den frühen 60er Jahren hat Deutschland groß gemacht und ist Quelle von Wohlstand und nur Migration in Verbindung mit einer offenen Gesellschaft könne Wohlstand und Demokratie in Zukunft sichern.

Während ich die Ausführungen des Referenten als Frechheit und politischen Missionierungsversuch gegenüber den japanischen Gästen empfand, sah ich um mich herum nur zustimmende, nickende Gesten. Das Moralisierende und politische Missionieren der Mehrheit der Deutschen, wie ich sie alltäglich erlebe, denen ich mal so salopp ein induziertes Irresein unterstelle, ist einfach nur ekelhaft. Sie merken gar nicht, wie sie den hässlichen Deutschen wieder hervorkramen, wo wir doch in den Nachkriegsjahrzehnen unser Image im Ausland aufpoliert haben.

In der Mittagspause kam man dann im Kollegenkreis nochmals darauf zu sprechen und man war sich einig: man fühlte sich einfach glücklich, im besten Deutschland aller Zeiten zu leben und von einer weitsichtigen Bundeskanzlerin repräsentiert zu werden.

Für mich ist es einfach deprimierend, egal, wo ich beruflich hinkomme, nur noch von Leuten umgeben zu sein, die die offiziellen Parolen von Regierung und Medien nachbeten. Ich habe ja beruflich fast ausschließlich in Westdeutschland zu tun. Eigentlich ist der Westdeutsche ziemlich unpolitisch. Aber wenn mal das Thema Politik kommt, dann wird nur das nachgebetet, was politisch korrekt ist. Lieblingsthema ist Donald Trump. Fängt mal jemand ein politisches Thema an, ist es einfach en vogue, sich über Trump zu echauffieren. Für mich ist es immer schwer auszuhalten, mich nicht zu äußern, weil ich mich als Kritiker der aktuell gültigen Ideologie in einer absoluten Minderheitenposition befände und ich sofort als Nazi abgestempelt würde. Und damit könnte ich meine berufliche Tätigkeit an den Nagel hängen.

Dieses permanente Nachplappern der vom System vorgegebenen Meinung, und das auch im privaten Umfeld, ist ein wesentlicher Auslöser für mich, weshalb ich vor 2 Jahren aus West- nach Ostdeutschland gezogen bin. Ich habe mich ständig wie in einem Irrenhaus gefühlt. Das Vertreten der Politik der Bundesregierung ohne jegliches Hinterfragen ist jedoch nicht auf Westdeutsche beschränkt. Häufig sind die fanatischsten Verfechter der politischen Korrektheit Ex-Ossies, die vor Herbst 1989 in den Westen übergesiedelt sind. Ossies, die sich nach der Wende im Westen niedergelassen haben und dort erfolgreich eine bürgerliche Existenz aufgebaut haben, sind in politischer Hinsicht nach meinen Erfahrungen auch opportunistisch und linientreu.

Das Paradoxe dabei ist, dass ich sowohl den beruflichen und - abgesehen vom Politischen - auch den privaten Umgang mit den Menschen, mit denen ich beruflichen Umgang habe, schätze. Prinzipiell sind die meisten in ihren Grundwerten konservativ, sie sind weit gereist, sie sind ehrlich im Umgang miteinander, sind zuvorkommend, sie streben nach einer sicheren bürgerlichen Existenz mit eigener Immobilie, legen Wert auf Bildung, ordentliches Äußeres, ein gepflegtes Zuhause, sie haben wohlerzogene Kinder und ermöglichen ihnen viel Freiraum in ihrer individuellen Entwicklung und öffnen ihnen Bildungsperspektiven usw. usf. Prinzipiell tragen sie all die Werte in sich, die ein ökonomisch und politisch gesunder Staat benötigt und die Deutschland nach dem Krieg erfolgreich gemacht haben.

Genau genommen ist es auch gerade diese bürgerliche bzw. kleinbürgerliche Gutmenschenfraktion, die in der Mehrheit Träger unserer Kultur und Identität ist. Nur sind sie sich dessen wohl nicht bewusst. Es sind die bürgerlichen Systemlinge, die im Zivilschutz und THW aktiv sind, sie trainieren ehrenamtlich in Sportvereinen unsere Kinder, sie sind in der Freiwilligen Feuerwehr, die Frauen singen im Kirchenchor und organisieren Bachfeste. Es ist schon eigenartig, wenn mich der Gesang des örtlichen Kirchenchors zu Bachs Weihnachtsoratorium zu Tränen rührt, dieselben Frauen jedoch andererseits gleichzeitig auch in der lokalen Flüchtlingshilfe aktiv sind und durch ihre Tätigkeit zum Totengräber unserer Kultur werden und mich bei Artikulation meiner politischen Ansichten am liebsten auf einem Scheiterhaufen brennen sehen würden.

Meines Erachtens steckt in den meisten dieser Menschen ein guter Kern, aber es sind noch schwache, junge Seelen, die durch Medien und Staatspropaganda einfach manipuliert werden können. So wie diese Menschen jetzt Merkel anbeten, wären sie im dritten Reich dem Führer hinterhergelaufen. Ja, ich weiß jetzt, was Faschismus ist und wie er entsteht.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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