Waren wir nicht schon weiter?

Naclador, Göttingen, Donnerstag, 22.08.2019, 10:59 (vor 1681 Tagen) @ Silke4584 Views

Liebe Silke,


Ich bin der festen Überzeugung, das werden wir auch nicht so schnell los
werden.

Nein, loswerden wollen wir es ja auch gar nicht. Es ist nur immer wieder erstaunlich, wie so ein kleines Konzept einen so lange umtreiben kann.

Du und ich sind uns da in vielen Aspekten schon sehr einig,

insbesondere

darin, dass Urschuld eigentlich ein thermodynamisches Prinzip ist und

daher

unabhängig vom Bewusstsein derselben existiert.


Ganz genau.
Offene thermodynamische Systeme fernab des thermodynamischen
Gleichgewichtes, wie z.B. Lebewesen, müssen andauernd entropiearme
Energie aufnehmen und entropiereiche Energie abgeben und dabei Entropie
exportieren.
Die Masse/Energiemenge bleibt ja vor und hinter der dissipativen Struktur
die gleiche.

Richtig. Energie ist eine Erhaltungsgröße, Entropie nicht. Letztere muss, wie die Gesamtverschuldung, ewig wachsen.

Schön zusammen gefasst. Ich rechne mich da zu 3.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob dottore wirklich in 1 gehört.

Und irgendwo wird IMHO auch behauptet das Tiere/Pflanzen weder
wirtschaften noch Zins leisten müssten, obwohl sie sehr wohl beides
müssen (Nachschuldner stellen und im Zeitablauf anwachsende Verschuldung
bedienbar halten = eben um ihr Überleben kämpfen).

Zinsen leisten und Urschuld bedienen müssen sie, aber wirtschaften? Nein. Dazu könnte sie nur eine Abgabeschuld zwingen, die sie nicht haben.

Man könnte mit viel Phantasie argumentieren, dass das Wolfsrudel dem Alphatier nach erfolgreicher Jagd eine Abgabe schuldet, aber daraus jetzt ein Wirtschaften zu postulieren, halte ich für verfehlt. Bei Pflanzen fehlt mir schließlich jede Vorstellung, wie diese wirtschaften können sollten.

"Debitistischer Ablauf ("Wirtschaften", nicht Produzieren - etwa zur
Tilgung der"Urschuld") setzt also Staat voraus."
@dottore
"Die Urschuld führt einzig und allein zum Produzieren, was bekanntlich
nichts mit"Wirtschaften" zu tun hat. Die Ursache ist Deine physische
Existenz, nichts weiter."
@dottore

Da bin ich mit @dottore d'accord.

Dottore stellt hier nur einen Zusammenhang her zwischen dem Bewusstsein
der Urschuld und dem Bewusstsein des Zeitverlaufs, aber er macht das
Bewusstsein der Urschuld damit nicht zur Bedingung für das Vorliegen

einer

Urschuld. Im Gegenteil macht er an anderen Stellen ja deutlich, dass

auch

Tiere urschuldig sind. Sie sind sich dessen nur nicht bewusst.


Das würde für mich mehr Sinn machen, weil ich meine, dass @dottore sein
Urschuldkonzept schon sehr, sehr gut ausformuliert hatte.
Hast du ein Zitat?
Der Meister selbst schweigt sich ja in den letzten Jahren zum Thema aus
und sinniert eher über das Schicksal männlicher Küken.[[herz]]
"Jeder kann die Urschulden von Jedem bedienen"
"Urschuld = Kaloriendefizit"
"Urschuld lässt sich auch ganz ohne Geld, Zins, Märkte, Preise usw.
tilgen. Siehe Sammler- und Jägergesellschaften."
@dottore

Hier ein Fehler beim Großmeister. Die Urschuld wird nicht getilgt, sondern nur refinanziert. Nach der Tilgung wäre man sie ja los, man wäre urschuldenfrei.

Ich sehe da nach wie vor keinen bedeutenden Unterschied. Da ich meine
Urschuld nicht tilgen kann,


Du tilgst doch aber deine Urschuld ununterbrochen (ÜBERLEBEN MÜSSEN,
Termin ist dauernd neu) - du kümmerst dich doch ständig um dein
Überleben.
Sie wächst nur leider mit Systemveränderung (oft wird fälschlicherweise
von Zeitablauf gesprochen) zu, je älter du wirst um so schneller, weil
immer mehr in dir stirbt und immer weniger beginnt neu zu leben, bis du
dann als Gesamtsystem fallierst, weil zu viel abstirbt im Vergleich zum zu
wenigen nachwachsenden.

Und da, meine ich, waren wir vor kurzem schon weiter. Ich tilge meine Urschuld nicht, ich halte nur die Zinsen bedienbar.

Alterung ist letztlich Entropie-Akkumulation. Unser Körper wird die Entropie nicht so schnell los, wie sie neu entsteht. Das Geheimnis der ewigen Jugend ist das Geheimnis der vollständigen Entropieausscheidung.

Die Verantwortlichkeit?
Du bist es DIR schuldig, DEIN verliehenes Potential zu nutzen.
Das ist doch ein höherer Anreiz, als wenn du einem Dritten schuldest, der
dann wohlwollend oder ablehnend ist.

Für Dich vielleicht. Ich bin da Pragmatiker. Ob ich es mir selbst, meinem Erbgut, meinem Schöpfer oder Mutter Gaia schuldig bin, mich zu erhalten, ist doch wumpe. Ich tu halt, was ich kann, um die Entropie draußen zu halten.

Von der Systematik her muss es IMHO bedeutsam sein.
Wenn ich mich mit Schuldverhältnissen beschäftige, muss ich Gläubiger
und Schuldner ganz genau zuordnen können, sonst kann ich die
Schuldverhältnisse, ihre historische Entstehung und ihre aktuelle
Phänomenologie nicht korrekt beschreiben und werde mit all meinen Aussagen
angreifbar.

Ich fürchte, da kommen wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Bei mir fällt der Gläubiger Occams Rasiermesser zum Opfer.

Es bleibt ein schwieriges Terrain
Liebe Grüße
Silke

In der Tat.

Es grüßt zurück,
Naclador

--
"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson


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