Das Problem mit den Statistiken

nereus, Montag, 05.08.2019, 07:51 (vor 1719 Tagen) @ Weiner2746 Views

Hallo Weiner!

Zunächst werde ich nicht anzweifeln, daß es in Russland Armut gibt und die sozialen Verhältnisse in Deutschland (z.B. Gesundheitsversorgung, staatliche Zuschüsse zum Lebensunterhalt) denen in der „Putinei“ überlegen sind.
Der staatliche Mindestlohn liegt ebenso unter der Armutsgrenze, was durchaus als grenzwertig betrachtet werden kann, denn man weniger verdienen darf, als halbwegs normal zu existieren ist das sehr sonderbar. [[hae]]

Mit den Statistiken ist es allerdings auch so eine Sache.
2017 gab es eine Umfrage, welche diese Angaben machte:

Das Moskauer Lewada-Zentrum hat kürzlich eine Umfrage zur russischen Geschichte veröffentlicht. Was die Russen stolz macht, wollten die Meinungsforscher wissen, und was sie beschämt. Auf der Habenseite nannten die Befragten vor allem den Sieg im Zweiten Weltkrieg, die Heimholung der Krim und die Rolle ihres Landes bei der Erschließung des Alls.

Auch bei den historischen Tiefschlägen gab es einen klaren Favoriten unter den vorgegebenen Antworten, nämlich die Aussage: „Ein großes Volk, ein reiches Land – und doch leben wir ewig in Armut und Schäbigkeit.“ 54 Prozent halten das für treffend und Armut für eine Peinlichkeit, die Russlands unwürdig ist. Das ist die geringste Zahl, seit die Umfrage durchgeführt wird. 1999 waren es noch 79 Prozent, 2008 immerhin 69 Prozent, die der These zustimmten. Andererseits ist die Armut nach wie vor der mit Abstand größte Schandfleck, den die Russen ihrem Land attestieren.
..
Insgesamt leben nach Angaben des staatlichen Statistikdienstes Rosstat heute 21,4 Millionen Russen unter dem Existenzminimum, also 14,6 Prozent der Bevölkerung.
Dabei hatte Russland die Massenarmut lange erfolgreich bekämpft. Von 2000 bis 2012 sank der Anteil der statistisch Armen von 29 auf 10,7 Prozent.

Quelle: https://ostexperte.de/armut-in-russland/

2018 meldete die Caritas, daß 25 % der Russen unter der Armutsgrenze leben würden, siehe hier:
https://www.caritas-international.de/hilfeweltweit/europa/russland/armut-sibirien-kaelte

Du zitierst nun eine Studie von Rosstat (2019) in der 14,3 % der Menschen unter der Armutsgrenze leben würden.

Also wenn im Jahr 2017 14,6 % als arm bezeichnet wurden, 2018 25 % der Einwohner von Armut betroffen waren und 2019 sind es dann 14,3 %, dann leuchtet mir nicht so recht ein, wie hier das Verderben zunimmt, wenn die blanken Zahlen etwas anderes sagen.
Die Charitas-Zahlen sind wohl mit Vorsicht zu genießen, aber auch die anderen Zahlen geben eher eine gleichbleibende bis leicht abnehmende Tendenz wieder.

Lt. Rosstat betrug der Durchschnittslohn der Russen im Jahr 2016 600 € und Deine Zahlen (3 Jahr später) gehen von 680 € aus, was einer Steigerung von mehr als 13 % entspräche.
Keine Frage, die russische Inflation frißt alles wieder auf, aber die Türken, mit deutlich höheren Inflationsraten haben sich auch noch nicht alle ins Messer geworfen.
Zahlen sind also immer auch Auslegungssache.

Darf ich davon ausgehen, daß wir übereinstimmen, daß die russische Armut auch ein klein wenig der aggressiven Politik des Westens zu zuschreiben ist?
Allein die Welt-Drogen-Fabrik Afghanistan sorgt - und zwar mit VOLLER ABSICHT - dafür, daß Russland und seine Randstaaten mit süchtig machenden Rauschmitteln überzogen werden, was naturgemäß in Abhängigkeiten und Armut führt.
Das gehört zum stillen Krieg gegen die Unwilligen, ebenso wie die künstlich aufgezogenen Aufstände, von denen wir gerade in Hongkong ein weiteres anschauliches Beispiel erleben dürfen.

mfG
nereus


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung