Literatur als nutzbare Hilfe

Tempranillo, Sonntag, 04.08.2019, 13:21 (vor 1721 Tagen) @ Tempranillo3981 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 04.08.2019, 13:52

Wer Literatur sucht, die ihm helfen kann, wird in Deutschland, England, erst recht Amerika, fast lauter Nieten ziehen. Die Treffer, und zwar gleich dutzendweise, gibt's beim Erbfeind.

Das beginnt 1600, mit Montaigne, danach kommen Molière, André Chénier, Alexis de Tocqueville, Alphonse Toussenel, Gougenot des Mousseaux, Drumont, Delassus, Monniot, Celine, Bardèche und und und, und jeden Tag werden neue Bücher herausgebracht, die Verständnisprobleme beseitigen wie Aspirin Kopfschmerzen.

Gestern habe ich geschrieben, daß mir Schiller so unangenehm ist. Für mein Gefühl überfrachtet er die fragilen Formen der Lyrik mit viel zu viel Pathos. Als würde man zwei Kilo Lammkeule auf eine Briefwaage legen.

Das kann nicht gut gehen und führt nicht selten zu etwas mir schwer Erträglichem oder, wie im Fall der Glocke, wo ich trotz des genialen Konzepts an vielen Stellen nicht anders kann, als zu grinsen, zur unfreiwilligen Komik. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist der Schritt ganz besonders kurz, vor allem bei Schiller.

Was bleibt von dem, was Deutsche die letzten drei Jahrhunderte geschrieben haben, wirklich übrig?

Wenig. Auch Oswald Spengler sollte eher neben Alois Irlmaier einen Ehrenplatz in der Mülltonne finden, statt als ernsthafter Historiker ernst genommen zu werden, (Phoenix5, Meph, Taurec und BBouvier, bitte entschuldigt, aber wenn ich Oswald Spengler höre, entsichere ich meinen Browning).

Spenglers schmierige, sich bei Machthabern und Geldfürsten anwanzende Miserabilität riecht man erst, wenn man Alternativen zur Verfügung hat, die es, ich kann es leider auch nicht ändern, primär in Frankreich gibt.

Durch Deutschlands Kulturgeschichte zieht sich ein tiefer Bruch: so ledern, zäh, langweilig, teilweise offen verlogen viele Autoren sind, so großartig sind die Komponisten.

Noch einmal Beethovens Violinsonate No. 8:
https://www.youtube.com/watch?v=qncW_VSO_nQ

Der Anfang ist eine glatte Provokation, man könnte sagen Publikumsverarsche.

Wer das Stück nicht kennt, vielleicht ein wenig unaufmerksam ist, weiß nicht, machen die gerade ihre Finger warm, oder gehört das zur Sonate?

Gustav Mahlers 1. Sinfonie wäre ein anderes Beispiel: stimmen die noch, oder ist das schon die langsame Einleitung?

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung