Die Grundaussage stimmt, aber es fehlt was Grundsätzliches

helmut-1, Siebenbürgen, Freitag, 02.08.2019, 16:54 (vor 1701 Tagen) @ Mephistopheles3100 Views

Fassen wir das mal zusammen und bringen es auf den Punkt:

- jede Pflanze, auch ein Baum, der gut "im Futter" steht, also gesund ist und mit ausreichend Nährstoffen und der adäquaten Feuchtigkeit versorgt wird, der ist bei weitem bei Schädlingsbefall nicht so anfällig wie ein "gestresste" Pflanze, der Teile ihrer "Grundausstattung" fehlen und die dadurch Mangelerscheinungen aufweist. Das ist ein alter Hut, und das gilt als festgeklopft.

- Generell sind Monokulturen bei weitem anfälliger für Krankheitsbefall und andere negative Erscheinungen als eine gemischte Kultur. Egal, ob es sich um Ackerbau oder um die Forstwirtschaft handelt. Trifft natürlich für reine Fichten- oder Buchenwälder genauso zu.

- Was mir fehlt, bei allen Beiträgen, die ich bis jetzt gelesen habe: Das ist das Grundwasser. Ich weiß nicht mehr, in welchem Jahr das war, irgendwann in den 80er Jahren, als es ein extremes Trockenjahr in Deutschland gab. (Damals gabs noch keine Klimahysterie). Damals sank der Grundwasserspiegel von den Ø 5 - 6 m auf Ø 7 - 9 m Tiefe. Viele Baumarten, die Flachwurzler sind, konnten mit ihren Wurzeln nicht so schnell nachfolgen und vertrockneten deshalb. Typisches Beispiel, die Birken als Flachwurzler. Viele sind damals vertrocknet.

Niemand schreibt etwas über den Stand des Grundwassers. Hab auch darüber nichts gelesen. Ist er überhaupt davon betroffen? Ist er abgesunken? Ich weiß es nicht, - hab mich auch damit nicht speziell befasst.

Natürlich nimmt jede Pflanze über die Spaltzellen in den Blättern (auch Nadeln sind "Blätter") Feuchtigkeit bei Regen auf. Aber davon lebt sie nicht. Das Wesentliche ist das Wasser von unten. Nun muss man wissen, was die Rotfichte braucht und ob sie ein Flachwurzler oder Tiefwurzler ist.Ich weiß das zwar, aber nehmen wir mal die "offiziellen" Weisheiten:

Wiki:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Fichte#Verbreitung_und_Standort
daraus:
Die Fichte stellt nur hinsichtlich der Wasserversorgung hohe Anforderungen. Die Böden müssen gut durchlüftet bleiben. Der Standortkundler bezeichnet diese Böden als frisch bis mäßig frisch, das heißt ganzjährig (mit Ausnahme sehr heißer Sommermonate) ist eine gute bis ausreichende Wasserversorgung gewährleistet. Bezüglich der Nährstoffansprüche ist die Fichte eher anspruchslos. Klimatisch bevorzugt die Fichte winterkaltes Kontinental- und Gebirgsklima.

Nirgends steht da was von hoher Luftfeuchtigkeit, - würde auch nicht zutreffen. Kontinentalklima heißt, hohe Temperaturen mit niedriger Luftfeuchtigkeit.

Nun kommt die Fichte in den höheren Gegenden hervorragend mit den Umwelteinflüssen zurecht. Pflanzt man sie in Täler mit mildem Klima, dann kann das gutgehen, muss aber nicht. Ich erinnere mich an meine Skandinavienzeit. In Norwegen gibts keine Kirschen, - geht eben nicht wg. des Klimas. Natürlich kann ich dort auch probieren, Feigen anzupflanzen, - aber, wenn die dann verrecken, bekomme ich Entschädigung vom Staat? Oder nur den Vogel gezeigt?

Was das Wurzelwerk betrifft, da bekomme ich im Internet einen Anfall. Einmal schreibt man von der Fichte als Flachwurzler:
https://www.stihl.de/baumlexikon-detailseite.aspx?idTree=155

Dann wieder schreibt man als Senkwurzler und Tellerwurzler:
https://www.baumportal.de/fichte-rotfichte

Ich geb auf das überhaupt nichts mehr. Die Rotfichte hat ein Wurzelbild, ähnlich einem Apfelbaum. Also nach unten und auch nach der Seite. Anders ist es bei der serbischen Fichte (auch so eine Modepflanze in den Gärten). Das ist ein ausgesprochener Flachwurzler und auch deren Wurzeln gehen nicht weit vom Stamm weg. Man kann bei einer serbischen Fichte bei ca. 7 m Höhe ein Wurzelbild beobachten, das sich nicht mehr als 70 cm im Radius ausgebreitet hat. Es sind auch die Ersten, die beim starken Wind umfallen. Pflanze ich so eine serbische Fichte neben dem Sprüher einer Beregnungsanlage, kann ich davon ausgehen, dass sie krepiert. Die will nämlich keine intensive Feuchtigkeit, - sie ist den Karst der Adria gewöhnt.

Was heißt das nun im Klartext:
Die Fichte holt sich ihren Wasserbedarf über die tieferen Erdschichten. Diese sind über das Kolloidalsystem mit dem Grundwasserspiegel versorgt. Sinkt dieser ab, dann kann es sein, dass es eine Zeit dauert, bis das Kolloidalsystem (das System der kommunistischen Gefäße, - von mir so benannt, - es heißt eigentlich "kommunizierende") zu wirken beginnt, und das dauert der Pflanze zu lange.

Wenn jemand glaubt, dass nur ein Regen nach längerer Trockenheit das Heilbringende sein kann, dann irrt er. Der Boden ist für die Wasseraufnahme "gesperrt". Er verschließt bei Starkregen sofort die Poren und das Wasser läuft ins Tal hinab, ohne ins Erdreich einzudringen. Über die Bäche und Flüsse wird wieder die angrenzende Gegend hinsichtlich des Grundwassers versorgt, - aber auch mit Zeitverzögerung, und nicht in jeder Tiefe (es gibt auch Erdschichten, die nichts weiterleiten).

Fazit:
Unsere Wälder gehen angeblich kaputt. Quatsch. Es sind die künstlichen Wälder der Holzprofiteure. Ein natürlicher Mischwald, der dort gewachsen ist, wird niemals kaputt gehen, - egal, bei welchem Klima. Nur: Das ist wesentlich kostenintensiver, aus einem Mischwald eine bestimmte Baumsorte herauszuschlagen als bei einer Monokultur. Ich kaufe das Schnittholz aus Fichte hierzulande für ca. 150 €/m³. Beim Mischwald müsste das das Doppelte kosten.

Die Milch ist nur mehr weißes Wasser, aber dafür billig. Auch die Lebensmittel sind im Supermarkt billig, aber wir schimpfen über die Qualität, und wir merken gar nicht, wie wir uns in die Tasche lügen. Wenn man alles immer billiger haben will, dann bezahlt irgendjemand dafür die Zeche, in diesem Fall die Natur.

Nicht das Klima oder irgendwelche unvorhergesehenen Umstände machen unsere Natur kaputt, sondern immer nur das krampfhafte Streben nach mehr Profit. Klar kann man darüber spekulieren und auch im Forum die unterschiedlichsten Meinungen loslassen. Ich aber empfehle, sich im Net zu informieren, bevor man sich hier in Glaubensdingen verliert, die nicht haltbar sind.

Dieter hat mit seinen Aussagen recht, - aber er hat einen riesigen Vorteil: Er sieht das aus der Sicht des Produzenten, der von dem Element "Baum" oder "Strauch" existentiell lebt und dadurch einen ganz anderen Überblick hat. Ich als Landschaftsbauer habe lediglich die Produkte in einer Baumschule gekauft, verpflanzt und damit weiterverkauft. Ich weiß, was ich weiß, aber er hat zwangsläufig von der Materie weit mehr Ahnung, weil er davon gelebt hat.


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