Das aktuell weltgrößte PV-Kraftwerk

Weiner, Montag, 29.07.2019, 23:31 (vor 1704 Tagen) @ Weiner3265 Views

Guten Abend!

Ich habe im vorstehenden (eigenen) Beitrag von den Zinserwartungen privater Investoren gesprochen und dabei Zahlen genannt, die vielleicht nicht glaubhaft scheinen. Deswegen hier nachfolgend ein Beispiel aus dem öffentlich zugänglichen Bereich.

Am arabischen Golf ist zu Monatsanfang das derzeit weltgrößte PV-Krafwerk »Noor Abu Dhabi« (arab. Noor = Licht) ans Netz gegangen. Es bedeckt eine Fläche von gesamt 8 km², zeitweise waren 2900 Arbeiter auf der Baustelle, die 2 Jahre bestand - die Ausführung hatte die Sterling & Wilson Pvt Ltd (Teil der privaten Shapoorji Pallonji Group,Indien).

Planer und Lieferanten waren Marubeni Corp (Japan) sowie Jinko Solar Holding (China), die jetzt 20% Anteile halten, 60% hält die lokale Sweihan Photvoltaic Independent Power Project, die den Strom an die staatliche Strom- und Wassergesellschaft EWEC verkauft, die wiederum den Strom an die Endkunden vermarktet.

An der Finanzierung beteiligten sich acht Geschäftsbanken, mehrheitlich japanische (u.a. die Bank of Tokyo-Mitsubishi, jetzt MUFT, die Norinchukin Bank und Sumitomo Mitsui Banking). Ich erwähne das alles nur, um auf die INTERNATIONALE Struktur eines solchen Projektes hinzuweisen. Für diese Leute, egal ob im Finanzbereich oder im Ingenieurbereich, gibt es keine Länder und Staaten mehr. Du rufst bei der Sekretärin an, und die bucht Dir Flug, Visum und Hotel.

Der Strom wird von der EWEC abgenommen zu 0,0213 € pro kWh, den Endkunden kostet die kWh wohl um die 0,05 . 0,07 €. So viel wie in Deutschland die EEG-Umlage oder das Netzentgelt ...

Dieses Kraftwerk hat 766 Millionen Euro gekostet. Die Leistung liegt bei 1,177 Gigawatt oder 1177 Megawatt oder 1 177 000 kW. Kosten pro 1 kWp also 650 €. Wir könnten natürlich für den selben Preis auch 1177 "BHKW" zu je einem Megawatt aufstellen; ein Gas-Dampf-Kraftwerk (GuD) wäre günstiger, aber da brauchen wir in beiden Fällen einen Kraftstoff, während die Sonne kostenlos liefert.

Am Arabischen Golf können wir mit 3500 Sonnenstunden pro Jahr rechnen, und ich versuche nun eine Illustration der Wirtschaftlichkeit dieser Investition.

3 500 h x 1 177 000 kW ergibt 4 119 500 000 kWh pro Jahr, und mit einem Verkaufspreis von 0,0213 pro kWh sind am Jahresende also 87 745 350 € zusammengekommen - 87,7 Millionen!

Wir hatten einen Aufwand von 766 Mio und haben nach 8-9 Jahren unser Geld zurück. Danach liegen wir gut im Gewinn: Recyclingkosten dürften in dieser Größenordnung bei 2% liegen (vielleicht sind sie bei den 766 Mio. schon eingerechnet). Die Panels haben vermutlich eine spezielle Beschichtung gegen Wind & Sand. Betriebskosten sind unbekannt aber nicht riesig. Es wird eine Degradation über die Jahre geben. Aber die Lebensdauer ist effektiv länger als 25 Jahre. Ich weiß hier um PV-Zellen in einem privaten Projekt von Anfang der 1970er Jahre, die heute noch verwertbar Strom liefern. Die Investition in PV ist heute also keine riskante mehr.

Möchte jemand dieses Beispiel aus Sicht des Debitismus oder der Mainstream-Finanzmathematik kommentieren (Auf- und Abzinsung, Kapitalwert, soziale oder doppelte Diskontierung etc. etc.)? Ich habe das jetzt nicht gemacht, aber die "Rendite" dürfte in dem Bereich liegen, den ich in meinem vorigen Beitrag genannt habe.

Wobei hier der kostenlose Lieferant die Sonne ist. Wir können aber auch mal ein Beispiel mit dem kostenlosen Lieferant namens Mensch uns anschauen. Dazu gehen wir auf die folgende Seite:

https://www.boerse.de/fundamental-analyse/Daimler-Aktie/DE0007100000

Wir müssen dann ganz nach unten runterscrollen und sehen dort als letzte Grafik den GEWINN von Daimler bezogen auf einen Daimler-Mitarbeiter. Im Jahr 2018 war der Gewinn echt miserabel, etwa 24.000 € pro Mann/Frau/Divers. Bei der VONOVIA war er in 2018 zehn mal so hoch, d.h. 230.000 € Gewinn pro Mitarbeiter (ähnlich die Verhältnisse auch bei Rohstoff-Konzernen). VONOVIA, das sind u.a. privatisierte, ehemalige Eisenbahnerwohnungen. Ich will auch hier nicht in Rendite-Diskussionen einsteigen (bei Daimler wären es 5% pro Mitarbeiter und bezogen auf den Umsatz pro Mitarbeiter). Ich will nur illustrieren, dass sich mit Menschen genauso profitabel Geld verdienen lässt wie mit der Sonne. Und so wie die Sonne aus sich selbst strahlt, so zahlen die Mitarbeiter auch ihr Leben selbst, und finanzieren darüberhinaus die Manager und Politiker, die die Mitarbeiter und Bürger "führen" dürfen. Und trotzdem werfen diese Mitarbeiter am Ende noch so viel Wolle und Milch und Fleisch ab ...

Stellt, verwundert, Weiner fest.


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