So einfach ist es nicht. (mT)

DT, Sonntag, 28.07.2019, 10:56 (vor 1728 Tagen) @ Naclador2289 Views

"So blöde sind die Klimaforscher auch nicht, dass sie das nicht untersucht
hätten. Die Schwankungen in der Lichtintensität erklären die Erwärmung
nicht."

Das hat nichts mit "blöd" zu tun, es fehlt einfach an langjährigen Zeitreihen, wo die "Lichtintensität", sprich Globalstrahlung, mit hoher Genauigkeit und unter denselben Bedingungen untersucht wurde.

Wie in dem verlinkten Bericht aus der Schweiz
https://www.meteoschweiz.admin.ch/content/dam/meteoswiss/de/service-und-publikationen/P...
gezeigt wird, ist das Bellani Kugelpyranometer das WELTWEIT am längsten dauerhaft in Betrieb befindliche Meßinstrument, und das läuft seit 1960. Es gibt ein zweites in Basel, das ähnlich lange läuft, wo man aber nicht weiß, ob es unter genau denselben Umständen (Umgebung, Wiese usw) mißt.

Bei Locarno ist man sicher, es steht auf einer Wiese in Locarno-Monti, und dort hat sich seit der Aufstellung nichts geändert.

Wir reden hier über Veränderungen im sub-Prozent-Bereich, und die Globalstrahlung mit dieser Genauigkeit über so lange Zeiträume VERGLEICHBAR aufzunehmen ist kein einfaches Unterfangen, wie man in dem Bericht glasglar lesen kann.

Die Klimaforscher sind also nicht "blöd", sondern es GIBT schlichtweg keine 100-jährigen oder längere Zeitreihen unter denselben Bedingungen der Globalstrahlung. Temperatur, Niederschlag, Luftdruck und Wind konnte man sehr genau mit Thermometern und Regenmessern schon seit 1781 auf dem Hohenpeißenberg messen, und somit ist dort die ÄLTESTE durchgehende Wetterstation der Welt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Meteorologisches_Observatorium_Hohenpei%C3%9Fenberg

https://de.wikipedia.org/wiki/Societas_Meteorologica_Palatina

Die Societas Meteorologica Palatina, auch Mannheimer Meteorologische Gesellschaft genannt, wurde 1780 als 3. Klasse der Mannheimer Akademie der Wissenschaften von Kurfürst Karl Theodor gegründet. Sie war die erste Gesellschaft, die weltweit Wetterbeobachtungen organisiert, durchgeführt und veröffentlicht hat. Diese Daten waren späteren Meteorologen wichtige Grundlagen für die Berechnung von Klimazonen und Wetterkarten.

Die Beobachter wurden als auswärtige Mitglieder der Akademie gezählt. Jeder Beobachter erhielt auf kurfürstliche Kosten einheitliche Messinstrumente, Beobachtungsanleitungen und Formulare zur Erfassung der Daten. Den Transport der Pakete und Briefe übernahm die kurpfälzische Diplomatenpost.

Die Messinstrumente waren 2 Thermometer, 1 Barometer, 1 Hygrometer und eine Deklinationsnadel, die von Hemmer in Mannheim geeicht und justiert worden waren, bevor sie an die Beobachter verschickt wurden. Die Beobachter wurden gebeten, zusätzliche Messinstrumente selber herzustellen, dies waren Elektrometer zur Messung der Luftelektrizität, Windmesser, Regenmesser und Verdunstungsmesser.

Die Messungen sollten zu bestimmten Uhrzeiten erfolgen, täglich um 7, 14 und 21 Uhr. Diese Stunden erhielten in der Wetterbeobachtung die Bezeichnung Mannheimer Stunden. Zusätzlich sollten noch phänologische und nosologische Beobachtungen gemacht werden. Dazu gehörten Austrieb, Blüte und Fruchtzeiten von Pflanzen; Ankunft und Abflug von Zugvögeln; Aussehen von Wolken und Bewölkungsgrad; Veränderungen und Krankheiten bei der Bevölkerung. In die Formulare sollten einheitliche Symbole zur Kennzeichnung der Beobachtungen eingetragen werden.

Zur Beobachtung wurden einheitliche, geeichte und justierte Instrumente benutzt.


Man sieht, Kurfürst Karl Theodor war 1781 seiner Zeit schon weit voraus, leider wurde die Gesellschaft von den Österreichern nach 1795 aufgelöst.

Ich plädiere somit für die genaue und detaillierte Datensammlung!

Die Messungen wurden von Beobachtern an 39 Stationen durchgeführt:

Deutschland: Andechs, Berlin, Düsseldorf, Erfurt, Göttingen, Meteorologisches Observatorium Hohenpeißenberg, Ingolstadt, Mannheim, München, Regensburg, Sagan (Schlesien), Tegernsee, Würzburg, St. Zeno.
Österreich: Ofen, Prager Clementinum
Schweiz: Genf, St. Gotthard
Italien: Bologna, Chioggia, Padua, Rom
Frankreich: Dijon, Marseille, La Rochelle
BENELUX: Brüssel, Delft, Den Haag, Middelburg
Skandinavien: Eidsberg (N), Spydeberg (N), Kopenhagen, Stockholm
Russland: Moskau, Pyschminsk (Ural), St. Petersburg
Außerhalb Europas: Godthaab (Grönland), Bradford (MA), Cambridge (MA)

Die Ergebnisse wurden gesammelt und unter der Redaktion von Hemmer zeitnah in den Ephemeriden veröffentlicht. Die Ephemeriden erschienen von 1783 bis 1795.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung