Wasser = Leben

Fairlane, Dienstag, 23.07.2019, 22:58 (vor 1732 Tagen) @ Mephistopheles2657 Views

Hallo Mephistopheles!

Aber Wasser! Wasser braucht jeder, in der BRD liegt der Verbrauch bei
123l/Tag
oder etwa 44 Kubikmeter/Jahr pro Einwohner.

Die Zahlen zweifle ich nicht an; wir verbrauchen zu viert um die 100 Kubikmeter pro Jahr, wobei man aber berücksichtigen muß, dass davon der wohl größte Teil für nicht überlebenswichtige Dinge genutzt wird; sprich nicht dem Körper zugeführt wird. Ganz gewiss ist Waschen, Klospülung und Körperhygiene wichtig, dass keine Seuchen ausbrechen und man nicht wegen banaler Dinge krank wird (ungewaschene Hände, komplett verwatzte Kleidung usw.), aber der Anteil, der wirklich aufgenommen wird, dürfte lediglich ein Bruchteil davon sein.
Überschlägt man das grob mit drei Litern pro Tag, dann sind es pro Kopf 1.095 Liter.

Wir trinken unser Leitungswasser auch und kaufen kein Sprudel bzw. Tafel- oder Mineralwasser.

Uns hier ist definitiv der Wert von sauberem Trinkwasser bewusst, entsprechend wird damit umgegangen und nichts durch nachlässiges Handeln verschwendet. Andererseits ist uns bewusst, dass übermäßiges Sparen Auswirkungen auf die Kanalisation hat; im Sommer stinkt in manchen Straßen die Kanalisation merklich und ich bin mir sicher, dass Wassersparsamkeit die Ursache ist.

Über diesen Wasserverbrauch lässt sich größenordnungsmäßig relativ
genau abschätzen, wie viele Einwohner in der BRD zu einem bestimmten
Zeitraum gelebt haben müssen.

Lange Vorrede, kurzer Sinn: Das gilt aber nicht nur für die BRD, sondern
genau so gut für sämtliche Zivilisationen in der Vergangenheit.
Jetzt setze ich eine Annahme: frühere Zivilisationen haben am Tag in etwa
gleich viel Frischwasser benötigt wie wir heutzutage, es ist aber
unwahrscheinlich, dass sie mehr benötigten.

Es wird sich sicherlich um diesen Wert bewegt haben; Städte konnten in der Vergangenheit nur in der Nähe von Flüssen entstehen und eine Stadt kann nur bestehen wenn genügend Ressourcen in sie verbracht werden. Große Städte übersteigen deutlich das, was das Umland an Ressourcen liefern kann, dies ist bei Lewis Mumford in "The Myth of the Machine" nachlesbar.

Die Stadt Rom verbrauchte im Jahr etwa
300
Millionen Kubikmeter Wasser
, davon 200 Millionen in
Trinkwasserqualität. Es ist also realistisch, wenn man annimmt, dass
damals etwa 4-5 Millionen Römer damit versorgt wurden. Das letzte
Aquädukt wurde im Jahre 109 n.Chr. errichtet; man kann also annehmen, dass
die Bevölkerung Roms seit diesem Zeitpunkt nicht mehr zunahm.

Die ganzen Wasserleitungen, die ihr Wasser ausschließlich über
natürliches Gefälle nach Rom lieferten, müssen für ihren Bau und
Unterhalt enorme Summen verschlungen haben. Man kann weiter annehmen, dass
die Kaiser das nicht aus Jux und Dollerei finanzierten, sondern weil ohne
genügend Frischwasser Leben in einer Millionenstadt nun mal nicht möglich
ist. Der Frischwasserbedarf liegt um mehrere Potenzen höher als der
Trinkwasserbedarf.

Die Römer hatten das meisterlicht im Griff mit ihren Aquädukten; heute sind Tiefbrunnen erforderlich...Wasserwerke und ohne Stromversorgung ist auch die Wasserversorgung sehr schnell beendet.

Ohne Frischwasser hast du Seuchen in wenigen Tagen.

So, und nun der Grund, warum ich das schreibe: Frischwasser kommt bei uns
nicht über natürliches Gefälle, sondern ausschließlich über
elektrischen Strom. Der Frischwasserbedarf liegt um mehrere Potenzen höher
als der Trinkwasserbedarf.

Den Rest kann sich jeder ausmalen, was los ist wenn mal der Strom
ausfällt. Von wegen dass da der BiBaButzemann in der Nacht kommt, weil es
dunkel ist, von wegen das plündernde Horden durch die Gegend ziehen: Was
wollen sie denn erreichen ohne Frischwasser? Von wegen, dass Nahrungsmittel
gesucht werden. Was wollen sie damit anfangen ohne Frischwassser? Nicht
einmal Langschwein ist ohne Frischwasser genießbar.

It`s the Wasser, Stupid!

Absolut; bevor man verhungert, verdurstet man in einem derartigen Szenario zuerst.

Alle Vorsorgemaßnahmen wie eingelagerte Wasserflaschen oder
Katadyn-Wasserfilter oder ein eigener Brunnen sind angesichts des enormen
Bedarfs an Frischwasser nur lächerlich.

Das sehe ich nicht so; gerade in Sachen Wasseraufbereitung kann man mit relativ geringem Aufwand viel erreichen, zumindest um ausreichend Trinkwasser verfügbar zu haben; den ganzen Luxus einer täglichen Dusche kann man vergessen, Wäsche notdürftig waschen findet dann eher einmal die Woche und nur für das Nötigste statt.

Man kann Regenwasser sammeln und mit Micropur oder Bleiche entkeimen.
Man kann Wasser aus fließenden oder stehenden Gewässern z. B. mit einem Sawyer Filter quasi trinkbar sauber bekommen; im Winter kann man Schnee schmelzen und auch dieses Wasser (mineralisiert) zu sich nehmen (abgekocht, gefiltert, mit Micropur). Eine 100g Dose Micropur reicht für 10.000l Wasser.

Wasser und unsere Wasserversorgung sind absolut notwendig und wenn der Tag kommt an welchem diese dauerhaft oder für einen längeren Zeitraum ausfällt, wird nichts mehr so sein, wie wir es gewohnt waren und gekannt haben; das ist eine Tatsache. Ewig wird man sich nicht mit Vorkehrungen "über Wasser" halten können - es wird eben so sein, dass es für viele den sicheren Tod bedeuten wird, für eine Minderheit vermutlich nicht.

Unsere komplexe, arbeitsteilige und hoch-technisierte Gesellschaft hat eben Schwachstellen, die den meisten in Folge eines langen Gewöhnungsprozess nicht mehr bewusst sind...oder verdrängt werden, weil es so unentspannt ist darüber zu phantasieren "Was wäre wenn...." - im Fernsehen mögen solche Katastrophenfilme spannend sein; abe weiter mag es kaum jemand an sich lassen.
Etwas selbst für den Fall der Fälle tun? Nein...das wäre bereits ein Eingeständnis, dass es möglich ist <img src=" />


Gruß Mephistopheles

Gruß, Fairlane


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