Revolutionäres gefällig?

Tempranillo, Samstag, 20.07.2019, 14:40 (vor 1735 Tagen) @ Tempranillo2985 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 20.07.2019, 14:44

La folle journée ou Le mariage de Figaro (Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit) ist eine Komödie in fünf Akten von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (1732–1799). Sie bildet den zweiten Teil seiner Figaro-Trilogie und diente als Vorlage zur Oper Le nozze di Figaro von Mozart und Da Ponte. Das Stück entstand vor der Französischen Revolution, als die Gesellschaftsordnung des Ancien Régime am Wanken war.

Die Publizität, die ihm Beaumarchais verlieh, machte Ludwig XVI. misstrauisch. Nachdem er sich und der Königin Le mariage de Figaro durch Madame Campan hatte vorlesen lassen, rief er laut dieser Zeugin: „Das ist abscheulich, das wird niemals gespielt werden; man müsste die Bastille schleifen, damit die Aufführung dieses Stücks nicht eine gefährliche Inkonsequenz wäre.

Napoleon Bonaparte, den Edouard Drumont als Juden bezeichnet: *Le Mariage de Figaro c'est déjà la révolution en Action.* (In der Hochzeit des Figaro war schon die Revolution am Werk.)

Das gilt bis in unsere Tage, nur mit geänderten Vorzeichen, als schier unauslotbar tiefes und ureuropäisches Manifest gegen die angloamerikanische Bestialisierung.

Europa hat leider einen großen Haken. Was es hervorgebracht hat, ist derart anspruchsvoll und schwierig, daß es noch 233 Jahre später die Ausführenden vor manchmal unüberwindbare Probleme stellt.

Obwohl ich nicht zu denen gehöre, die an Menschen herumnörgeln, die ihr Bestes geben, sich auf der Bühne seelisch ausziehen, und ihre materielle Existenz riskieren, mache ich heute eine Ausnahme.

Sie betrifft Marcella Orsatti Talamanca und die Geigen des Scala-Orchesters:

https://www.youtube.com/watch?v=_OYtlGpApc0#t=48m15s

Bei der Sopranistin fallen stimmliche Härten auf, die in den etwas zu scharfen Geigen ihre Entsprechung finden.

Der mir bis vorgestern unbekannte Dirigent gibt endlich einmal das richtige d.h. flüssige und atmende Tempo vor, aber daran, daß die Stimmung im Vergleich zu Mozarts Zeiten zu hoch liegt, konnte er nichts ändern.

Die Besonderheit der Cavatine *Porgi Amor* liegt weniger darin, daß geziegt wird, wie eine nicht mehr ganz so heiße Tussi allmählich knatschig wird, sie wäre in Mozarts Vertonung zu sehen, eine dezent von Streichern getragene Bläserserenade, also Freiluftmusik zu schreiben und dennoch eine Melancholie darzustellen, die das Vordergründige übersteigt, so daß man die von ihrem Mann ignorierte Contessa mit etwas gutem Willen als Verkörperung des von allen protegierenden Elementen verlassenen Europa betrachten könnte.

Um Verlassensein geht es, wie im vierten Akt von Verdis Otello und dem Ave Maria Desdemonas.

Tempranillo

https://de.wikipedia.org/wiki/Le_mariage_de_Figaro_(Beaumarchais)

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*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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