So oder so?

nereus, Donnerstag, 04.07.2019, 07:40 (vor 1757 Tagen) @ D-Marker2273 Views

Hallo D-Marker!

Du schreibst: Wer in Verantwortliche Position kommen will, muss erpressbar sein. Genügend Dreck am Stecken haben, damit er pariert.

Das würde ich fast unterschreiben. [[zwinker]]

Als Edathy Chef der Untersuchungskommission wurde, um noch mehr zu vertuschen, fand sich ein Anständiger, der mal ein paar Fakten zu Pädathy likte.
Wurde bis zum Abwinken vertuscht, aber es kam so viel ans Licht, dass er nicht mehr zu halten war.

Nein, diesen Fall würde ich ganz anders bewerten.
Edathy spielte nicht so mit, wie man das von ihm erwartet hatte.
Er stellte nämlich sehr kritische Fragen und machte im Ausschuß eine „unerwartet“ gute Figur.
Anders ausgedrückt, er wurde zur Gefahr für die, die das NSU-Narrativ um jeden Preis am Leben erhalten wurde.
Erst dann wurde bekannt gegeben, welche Vorlieben er hat.

Der Link zum NSU-Blog gibt dazu auch wenig her.
Hier wird es etwas konkreter.

Warum fragt eigentlich niemand, wie es sein kann, dass ein Politiker zum Leiter des Untersuchungsausschusses gemacht wird, welcher einen der größten Skandale der Nachkriegsgeschichte aufklären sollte, der persönlich in einer Weise diskreditiert ist, dass seine Unabhängigkeit als schlechter Witz angesehen werden muss? Wie kann ein Politiker, der davon ausgehen muss, dass diejenigen, deren Rolle er u.a. im NSU-Komplexx aufzuklären hat, wissen, dass er sexuellen Vorlieben nachgeht, die, so sie denn bekannt würden, ihn sofort vernichten würden – wie kann ein solcher, durch und durch kompromittierter Politiker einen Untersuchungsausschuss leiten, der unter anderen die Rolle des BKA und der Geheimdienste im NSU-Komplex beleuchten sollte?

Quelle: https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/03/04/damokles-schwert-edathy-zum-wohle-des-t...

Das war die Ausgangslage inkl. eingebauter Notbremse.
Doch dann machte sich der „Zug“ selbständig.

Christian Hoppe (51), Kriminaldirektor, BKA-Chefermittler für die „Ceska“-Morde, die sich später als Terror-Serie des NSU-Neonazi-Trios herausstellten. Er war einer der wichtigsten Zeugen im NSU-Untersuchungsausschuss – hart befragt von Ex-Ausschusschef Sebastian Edathy (44). Und ausgerechnet dieser Mann wird nun zu einer der zentralen Figuren in der Kinderporno-Affäre um den SPD-Politiker.

Hart befragt vom Ausschusschef!
So so.
Das ganze Skandälchen drum herum (Vorwarnung durch SPD, Geldstrafe in Höhe von 5.000 € usw.) wurde nur aufgeblasen, um den echten Skandal (NSU als Pappkamerad des tiefen Staates) zu verschleiern.

Man kann von Thomas Moser und seiner Rolle bei der NSU-Aufklärung halten was man will, aber hier hat er mehr Durchblick gezeigt als der NSU-Blog, wobei ich einschränkend hinzufügen muß, nicht alle Dokumente und Artikel des fast unüberschaubaren Rechercheverbunds gelesen zu haben.
Vielleicht könnte @Taucher dazu etwas mehr sagen.

Moser schrieb zum Fall Edathy u.a.:

Ein Verdacht hält sich hartnäckig: Soll der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy kriminalisiert werden? Abgestraft für seine kritische Rolle als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses?
..
Sebastian Edathy: Zuletzt bekannt und berüchtigt als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses im deutschen Bundestag. Er war derjenige, der am frechsten fragte und am weitesten ging. Ein Beispiel: Den früheren BND-Präsidenten und BMI-Staatssekretär August Hanning konfrontierte er so:

Edathy: „Wie viele Fälle gab es in jenen Jahren, in denen so erfolglos ermittelt wurde, wie bei den Ceska-Morden?“
Hanning: „Es war der einzige.“
Edathy: „Hätte man einen anderen Ermittlungsweg beschritten, wenn nicht neun ausländische Kleinhändler ermordet worden wären, sondern neun Vorstände von großen Unternehmen oder Banken?“
Hanning: „Wenn wir neun ermordete Polizisten gehabt hätten, hätten wir dann einen Untersuchungsausschuß gehabt?“
Edathy: „Wie kommen Sie auf die Idee, wir hätten keinen Ausschuß, wenn neun Polizisten ermordet werden würden? Das ist unverschämt.“

Umso irritierender, daß Edathy dann im Frühsommer 2013, just als in München der NSU-Prozeß begann, die große Kehrtwende vollzog, indem er erklärte: Der Ausschuß habe keine Anhaltspunkte dafür gefunden, daß irgendeine Behörde an den Taten des NSU beteiligt gewesen sei oder sie auch nur billigte.
Das stand im Widerspruch zur eigenen Aufklärungsarbeit des Ausschusses.
Und steht in noch größerem Widerspruch zu dem, was ein Jahr später der NSU-Ausschuß in Thüringen konstatierte: LKA und LfV halfen beim Abtauchen des Trios Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe mit und sabotierten die Fahndung nach ihnen.

Dann ist der Held gefallen. Und die Frage ist, ob das eine mit dem anderen zu tun hat: die Aufmüpfigkeit des Abgeordneten mit seiner Kaltstellung.

Quelle: https://wolfwetzel.wordpress.com/2014/12/14/der-fall-edathy-ein-gastbeitrag-von-thomas-...

So wird ein passender Schuh aus dem gesamten Geschehen.
Man hievt einen belasteten Kandidaten auf eine Position in der Annahme, er spielt mit.
Doch dann begann er sich der Strippen seines Marionetten-Daseins zu entledigen, ob aus Dummheit, Übermut oder Ahnungslosigkeit bleibt dahingestellt.
Daher wurden Dinge bekannt gemacht, die intern längst bekannt waren und Michel Steuerzahler hatte wieder einen Skandal über den er sich aufregen konnte.

Wenn das SYSTEM Scheinwerfer einrichtet, um die Masse auf ein Problem hinzuweisen, sollte man als politischer Beobachter immer genau dahin schauen, wo es gerade ziemlich dunkel ist. [[zwinker]]

mfG
nereus


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