Absenken der Sicherheitsstandards und institutionelle Haftung

Silke, Sonntag, 30.06.2019, 20:36 (vor 1759 Tagen) @ Naclador1807 Views
bearbeitet von Silke, Sonntag, 30.06.2019, 20:47

Lieber Naclador,

verspätete Antwort, ich habe auch zu viel zu tun...[[sauer]]
Trotzdem will ich so viel wie möglich hochwertige Antworten anbieten, wo es mir noch sinnvoll erscheint.
Mag sein, dass das wieder etwas zu lang wird.[[herz]]

Die EZB muss doch zunehmend alles in die Bücher nehmen, was ihr

überhaupt

noch irgendwie angeboten werden kann


Richtig, aber wenn sie das tut, und dabei Geld schöpft und "alte Socken"
als Sicherheit akzeptiert, dann ist es halt plötzlich doch Fiatgeld.

Moment...
1. Der Vorgang, den du meinst ist eine Geldschaffung und keine Geldschöpfung.
2. So lange die neu geschaffenen Geldsummen mit Verschuldung besichert werden sind sie besichert, egal wie nicht vertrauenswürdig die Sicherheiten auch seien mögen. Notenbankfähig war, ist und wird auch weiter keine alte Socke sein (trotz immer weiterem Absenken der Sicherheitsstandards) sondern Verschuldung, egal wie kritisch deren Bedienbarkeit, Terminierung, Verzinsung auch ist.
3. Schuldgeldsysteme werden erst kritisch, wenn die Besicherung nur noch ein reiner Strohmann ist, wie bei den Mefo-Wechseln. Bis dahin ist das Geld in einem Schuldgeldsystem im Zeitablauf zwar immer schlechter, aber eben nicht nicht besichert. Das reicht um das System nicht zusammenbrechen zu lassen (und kann locker noch deutlich erhöht werden, wenn nicht immer Wirrköpfe und Marktschreier der ZB rein kreischen würden, als wenn da lauter Trottel hocken würden).
Knochenharte Besicherung mit Sicherheiten höchster Qualität kann man heutzutage nur noch fordern, wenn man das Phänomen der institutionellen Haftung und deren dem System Verschnaufpausen verschaffende Funktion (Ausweitung der systemischen Finanzierbarkeit) nicht verstanden hat oder wenn man einen Deflationären Kollaps herbei faseln will (z.B. 100 %iger Goldstandard und andere völlig unsinnige und kreuzgefährliche Vorschläge).

Sobald offensichtlich ist, dass dem geschaffenen Zahlungsmittel nur
Luftschlösser gegenüber stehen und keine irgendwie zu erwartende
zukünftige Wirtschaftsleistung, ist es "money out of thin air".

Geld hat nichts mit Wirtschaftsleistung zu tun sondern mit Machzession, Verschuldungsfähigkeit, Vertrauen und mit Haftung - letztlich mit privater Haftung. Das hat dem Kollege @Calbaer sein Prof.Werner auch nicht verstanden.

Dass diese
Geldschöpfung gegen nix noch nicht zu merklicher Teuerung geführt hat,
ist nur ein Beweis dafür, wie effizient die Umverteilung nach oben
inzwischen geworden ist.

Die Summen der Guthaben auf Geld sind so gewaltig, dass eine Verwässerung der Besicherung des Geldes selbst durch die ZB nicht mehr ins Gewicht fällt.
Sie muss nur genug "Liquidität" zur Verfügung stellen, also genug Verschuldung herein nehmen, damit sie genug Geldsummen beurkunden kann, um die deflationäre Spirale nach innen nicht zu schnell in einem Teufelstanz enden zu lassen.
Inflationsgefahr besteht aktuell in keiner Weise. Die Karte der Hyperinflation kann ein Währungsraum nur einmal und für kurze Zeit ziehen, bevor er genau durch diese Entscheidung innerhalb kürzester Zeit zerfliegt.
In diese Richtung muss aber überhaupt nicht angedacht werden, weil ja die ZB beim festhalten an Null- und Minuszins nur eine weitere QE-Runde fahren muss, die auch gerne mal deutlich höher als bisher ausfallen kann. Es ist systemisch nicht so relevant. Relevant wird der nicht verhinderbare Zusammenbruch eines großen systemrelevanten Beteiligten.
Die Geldschaffung ist weiterhin mit privater Verschuldung besichert und ermöglicht, dass das Kollabieren von Banken und andere systemrelevanten Institutionen (too big to fail) verhindert werden.
Einen solchen Zusammenbruch könnte das System viel schwieriger händeln, als diese Aufweichung der Sicherheitsstandards, die Nullzinspolitik und die weiteren kommenden Phänomene wie Negativzinsen, (fast) Bedingungsloses Grundeinkommen usw..

Von der Kohle wird halt so gut wie nichts
nachfragewirksam.

Das stimmt IMHO nicht.
Die Verteilung der Nachfrage ist halt das Problem.
Dann kommt halt irgendwann sowieso das BGE, wie @pigbonds ausführlich beschrieben hatte.

Kauf von Monsanto mit Steuergeldern finanziert.


Liebe Silke, wo hast Du dieses Zitat denn her? Von mir jedenfalls nicht,
kannst Du gerne nochmal nachlesen.

Die Behauptungen im verlinkten Artikel und nicht in deinem Text sind falsch.

Das ist falsch.
Was denn für Steuergelder?
Die verstehen die Geldschaffung überhaupt nicht.
Mit Hereinnahme von Verschuldung werden durch die EZB Geldsummen (das

ist

vom System akzeptierte Verschuldung) beurkundet.
Mit Hereinnahme von mehr Verschuldung werden durch die EZB mehr

Geldsummen

beurkundet und die werden auch oberdringend gebraucht, weil ja immer

mehr

Staatsanleihen von irgendjemandem gekauft werden müssen (überrollen +
aufschulden) – und zwar mit Geldsummen (nicht mit „Guthaben auf
Geldsummen“ = GB-Giral).


Ist alles klar und sollte eigentlich keiner Erläuterung mehr bedürfen.

Für dich vielleicht nicht, aber ich schreibe auch für die Mitleser, die es interessiert, und die es brauchen.
Das mag dann auch mal mehr sein, als auf dich zugeschnitten.
Mir ist aber auch die Aussenwirkung des DGF wichtig und dir wahrscheinlich auch.
Wenn sogar der legendäre @miprox [[top]] einige Texte von mir verlinkt, können sie so nutzlos und falsch auch wieder nicht sein, wie hier von einigen getan wird.

Offensichtlich ist aber auch, dass wir uns dem GO nähern, wenn sich
niemand mehr ohne direkte Zentralbank-Refinanzierung über Wasser halten
kann.

Jain.
Die Verwässerung der Sicherheitsstandards kann noch deutlich ausgeweitet werden, ohne dass es kritisch wird - es ist halt leider keine Lösung sondern nur ein Aufschub mit gleichzeitiger Zunahme der Kritikalität des Gesamtsystems.
Dann können noch so Dingen wie teilweise Zwangsenteignung (10% wie bei "Back to Mesopotamia" oder besser erst einmal 5 %, dass die Leute sich freuen, dass es nur so wenig geworden ist) andiskutiert werden.
Bei Null- oder Minuszinsen kann die Staatsverschuldung auch noch deutlich erhöht werden, wie unsere "Partner" beweisen.

Das Wirtschaftssystem hatte noch nie mit PrivatWirtschaft zu

tun.

Wirtschaften (StZM jagen) ist ein zentral aufgezwungenes und
kontrolliertes Phänomen.
Wir leben in einem ZENTRALMACHTSYSTEM (Staat bzw. Staatenbund EU).
Wie der Name schon verrät, wird Geldschaffung = Machtzession zentral
(durch die ZB) beurkundet, weil sie von der Zentralmacht dazu

ermächtigt

wurde (EZB-Gesetzgebung).


Da sehe ich keinen Gegensatz. In einer Privatwirtschaft werden Privatleute
durch Zwangsabgaben zum Wirtschaften genötigt.

Zwangsabgaben sind nicht Kernphänomen von privatem agieren sondern von Zentralmachtsystemen.
Privat wären Barter, Schwarzmarkt, Nachbarschaftshilfe usw. aber eben nicht Abgabenerhebung vom System, um die Aufschuldung zu besichern, die die Systemverteidigung erst ermöglicht.

Viel Text mit wenig Bezug zum eigentlichen Thema. Du brauchst mir nicht
immer wieder die gleichen Grundlagen vorzukauen, die habe ich doch vor
Jahren schon verdaut (Vielen Dank für Deinen Beitrag dazu[[top]]).

Das sehe ich nicht so. Aber ich werde mich bei Antworten dir gegenüber zukünftig so kurz fassen, wie ich kann.

Wenn Du nur sagen wolltest, "Die EZB macht halt ihren Job.", dann hast Du
völlig Recht.

Yepp. That's it.
Sie macht ihren Job, und ich finde, sie macht ihn sehr gut.
Das ist aber in meinen Augen eine etwas dürftige Ansage.

Aber das passt immer weniger zur vorherrschenden Simulation.
Das war alles, was ich feststellen wollte.

Ich werde zukünftig besser aufpassen.[[zwinker]]

Liebe Grüße
Silke


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