Eine Rückschau kann manchmal nicht schaden.

nereus, Dienstag, 25.06.2019, 16:23 (vor 1767 Tagen) @ Revoluzzer3985 Views

Gold und Jacques Rueff waren eineiige Zwillinge. [[zwinker]]
Auch @dottore hatte einst von ihm „ehrfurchtsvoll" berichtet.

Der Artikel ist zwar schon 54 Jahre alt, doch nach wie vor interessant.

Porträt: Jacques Rueff:

Verliebt in das Gold

Sein Name wird in den Presseberichten kaum genannt, doch fällt sein Schatten breit und drohend auf die besorgten Gespräche, die hinter verschlossenen Türen in Paris, Rom, Bonn, London und anderen Hauptstädten stattfinden. Denn bei der Europa-Rundreise, die der amerikanische Finanzminister Henry Fowler und sein diplomatischer Wegbegleiter, der stellvertretende Außenminister George Ball, angetreten haben, handelt es sich vor allem darum, über die Reform des internationalen Währungssystems zu verhandeln.
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Seine wirklich große Stunde schlug aber erst, als Rueff nach der Rückkehr General de Gaulles an die Macht Finanzminister Antoine Pinay dabei half, Frankreichs arg zerrüttete Finanzen wieder in Ordnung zu bringen, der Kapitalflucht ins Ausland ein Ende zu setzen und die Währung des Landes durch die Einführung des Nouveau Franc zu stabilisieren.

Bei der Sanierung des Franc im Jahre 1958 machten sich Pinay und Rueff geschickt die tiefverwurzelte Vorliebe der Franzosen für das Gold zunutze.
Während bisher alle Versuche, die ansehnlichen Bestände der privaten Goldhorter zur Stärkung der Währungsreserven abzuschöpfen, am Widerstand der Besitzer gescheitert waren, legte die Regierung nun eine sogenannte "goldindexierte" Staatsanleihe auf, die mit dem Börsenwert des "Napoleon" (20-Franc-Goldmünze) verknüpft war.

Die Zeichner der Anleihe erhielten eine Garantie, daß ihre Papiere unter keinen Umständen einen Verlust erleiden würden, wie dies bei fast allen vorhergegangenen Staatsanleihen infolge der Franc-Entwertung der Fall gewesen war.
Wenn nämlich der Preis des Napoleon über den bei der Ausgabe der Anleihe gültigen Kurs von 3600 (alten) Francs hinaussteigen sollte, so hieß es in der Ankündigung, dann sollten die Inhaber der neuen Staatspapiere eine Prämie erhalten, die dem Preisanstieg der Goldmünzen entspräche.

Praktisch bedeutete das für den Sparer eine Kombination des Vorzugs der Goldanlage mit denjenigen der Verzinsung und der Sicherheit gegen Verlust.
Das leuchtete dann auch den hartgesottensten Goldhortern ein, und die im Sommer 1958 aufgelegte Staatsanleihe hatte einen durchschlagenden Erfolg.
Sie führte der schon fast erschöpften Devisenreserve Frankreichs 140 Tonnen Gold zu und legte damit den Grundstock zu der heute allgemein anerkannten Stabilität des Nouveau Franc.

Quelle: https://www.zeit.de/1965/37/verliebt-in-das-gold/komplettansicht

Die bösen bösen Goldhorter.
Das sind die, welche der unendlich großen Weisheit der Notenbanker, der Politiker UND Geldtheoretiker [[freude]] nicht über den Weg trauen.

Mitte April hielt der französische Finanzmann vor dem im Waldorf Astoria Hotel in New York versammelten National Industrial Conference Board einen Vortrag, in dem er die amerikanische Finanzpolitik ganz unverblümt abkanzelte – und dafür recht lebhaften Beifall erntete.
Wie schon bei früheren Gelegenheiten, schlug Rueff auch in dieser Rede vor, den Goldpreis "annähernd" zu verdoppeln, so daß die amerikanischen Goldbestände von derzeit knapp 15 Milliarden Dollar einen Wert von rund 30 Milliarden erhalten würden. Davon sollten 13 Milliarden dazu verwendet werden, die Dollarforderungen des Auslandes in Gold abzutragen, so daß als neue Währungsreserve rund 17 Milliarden Dollar verbleiben würden.
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Zuletzt hat Rueff in der ersten Hälfte des August in einem Interview im Deutschlandfunk erneut für eine Abkehr von dem in Bretton Woods geschaffenen Währungssystem und die Wiedereinführung eines Goldwährungssystems plädiert. Den Gold-Devisenstandard bezeichnete er dabei als "lächerliche Karikatur einer wirklichen Währungsordnung" und als ein "kindisches System, das niemals zu einem Fortschritt führen könne". Rueff setzte sich damit scharf in Gegensatz zu den meisten Währungstheoretikern, die einer "milden Reform" des Währungssystems den Vorzug geben.

Wie gesagt, der Artikel erschien im September 1965, da war der Goldtausch (US-Dollar gegen Gold) noch erlaubt. 1971 war es dann vorbei und die Geld-Zauberer erschienen auf der Bühne.

Vermutlich geht diese atemberaubende, nahezu 50 Jahre währende, Vorstellung jedoch demnächst zu Ende.
Daher an dieser Stelle einen Toast auf diesen weitsichtigen Denker! [[top]]

mfG
nereus


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