Da liegst Du m.E. vollkommen falsch.

Dieter, Montag, 24.06.2019, 12:35 (vor 1762 Tagen) @ M. S.1912 Views

Hallo M.S.
da ich ca. 35 Jahre lang Unternehmer war, möchte ich doch gerne darstellen, wieso ich Deine Aussage für falsch halte:

Servus,

In unserem System bringen die Arbeitnehmer kein Kapital ein; sie sind
reine Schmarotzer.
Deswegen zahlen auch nicht die Arbeiter Abgaben, sondern sämtliche
Abgaben und Steuern zahlt der Unternehmer.

der Unternehmer selbst zahlt gar nix, er bekommt das Geld vom Markt, bzw.
den Kunden seiner Produkte. Die zahlen mit dem Endpreis des Produktes
sämtliche Kosten wie Zinsdienst für das Fremdkapital, Material,
Maschinen, Energiekosten, Sozialabgaben, Löhne und Profite des
Unternehmers.

Das ist Wunschdenken, denn der Unternehmer weiß zum Zeitpunkt seiner Investition nicht, ob er seine Produkte zum kalkulierten Preis (innerhalb eines funktionierenden Marktes) verkaufen kann, da das Spiel von Angebot und Nachfrage den Preis regelt und nicht die mit der Produktion anstehenden Kosten oder staatl. Abgaben. Er geht das Risiko ein, aufgrund eigener Überzeugung. Andererseits muß man wissen, daß die meisten Unternehmer die ersten 3 Jahe nicht überstehen und in Konkurs gehen. Um es anders auszudrücken, die meisten Unternehmer liegen mit ihren Entscheidungen falsch. Und die, die übrigbleiben haben entweder ausreichend Marktmacht um sich zu behaupten oder sind einfach besser in Ihrem Gefühl für den zukünftigen Markt. Schließlich muß man als Unternehmer immer die gesellschaftlichen Entwicklungen im Auge behalten, um auch zukünftig mit seinen Produkten oder Dienstleistungen Abnehmer zu finden.

Persönlich komme ich aus einer Branche, bei der die Produktionszeit der anzubietenden Güter von 12 Monaten bis zu 20 Jahre beträgt, im Mittel bei 6 Jahren. In dieser Zeit wird alles vorfinanziert, dabei entstehen am Verkaufspreis im Mittel 50% Lohn- und Lohnnebenkosten, der Rest Material, sonst. Kosten, Steuern, Abgaben, Kapitalkosten (fast nur Eigenkapital durch aufgesparten Konsum).
In der Zwischenzeit können sich die Marktbedingungen komplett geändert haben, was auch regelmäßig dazu führt, daß sogar Artikel, in die man jahrelang investiert hat, vernichtet werden oder zu Preisen abgegeben werden, die gerade über den Kosten der Vernichtung liegen. Das Risiko der Produktion ist deutlich höher als wenn man mit Optionen handelt mit Stop-Loss.

Natürlich gibt es auch andere Branchen, deren Risiko geringer ist. Es gibt auch Branchen, an denen der Staat ein großes Interesse hat, und eine Gesetzgebung oder Handlungsweise schafft, sodaß dann fast kein Risiko mehr entsteht, dann findet man Zustände, wie sie von Dir als Ausgangszitat beschrieben wurde. Aber das ist kein normales Unternehmertum, das ist extremer staatlicher Markteingriff aufgrund von Eigeninteressen der Staatsverwaltung oft auch im Verbund mit Erledigung von hoheitlichen Aufgaben durch entspr. Branchen. Die haben dann eigentlich kein untern. Risiko.

Gruß Dieter


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