An Helmut und Neptun (mTuL)

DT, Sonntag, 23.06.2019, 18:53 (vor 1741 Tagen) @ neptun1140 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 23.06.2019, 19:28

Hallo,

wie schon gesagt war der NLC Himmel am 21.6.2019 der hellste seit vielen Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten. Es ist also nicht unbedingt zu erwarten, daß der Himmel am Abend darauf genauso hell ist.

Man braucht Glück, genau wie bei Polarlicht.

Hier sind die Beobachtungen von letzter Nacht:
https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=34&t=58782

Auch im Norden, sprich Schleswig usw. waren die NLCs eher am Morgenhimmel und dann auch nur bis 20° hoch und mit Helligkeit 2 (von 5) zu sehen.

Das kann heute abend wieder anders sein, aber eine 100%ige Voraussage gibt es nicht, auch weil der Zusammenhang zwischen den OSWIN-Echos in Kühlungsborn und den NLCs kein 100%iger ist:

https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=34&t=56626

Da die Wolken 80-85 km hoch sind sieht man sie auch aus dem Flugzeug (max 12-13 km hoch bei Verkehrsflugzeugen):

[image]
NLCs aus Flugzeug fotografiert

Normale Wolken in der Troposphäre sind nur max 13 km hoch.

Da die Sonne idealerweise max 16° unter dem Horizont stehen sollte, sieht man die NLCs am Nordhimmel hauptsächlich von Ende Mai bis Anfang August. Dann sind auch die notwendigen Bedingungen in der Mesosphäre gegeben, Wasser bzw. Eiskristalle und T<140K.

https://de.wikipedia.org/wiki/Leuchtende_Nachtwolke

Die NLCs sind viel dünner als die Wolken der Troposphäre und bekommen ihre Helligkeit aufgrund der Lichtreflexion, sie sind optisch viel weniger dicht und lassen daher das Sternlicht durch.

Was der Ursprung der Kristallisationskeime ist, ist noch ungeklärt, ob es Vulkanausbrüche sind, Meteorstaub, irdische Gase oder andere Ursachen.

"Der Ursprung der Kristallisationskerne ist noch nicht endgültig geklärt. Die Leuchtenden Nachtwolken wurden erstmals 1885, zwei Jahre nach dem Vulkanausbruch des Krakatau beschrieben und als Folgeerscheinung der Eruption interpretiert. Zur Überraschung der Wissenschaftler wurden sie jedoch auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten beobachtet. Selbst wenn Aerosole aus dem Krakatau-Ausbruch zeitweilig zur Entstehung Leuchtender Nachtwolken mit beigetragen haben, muss es folglich eine weitere und permanent vorhandene Quelle für Kristallisationskerne geben. Heute überwiegt die Auffassung, dass es sich dabei um Material handelt, das beim Verglühen von Meteoren freigesetzt wird. Tatsächlich leuchten Sternschnuppen typischerweise genau in der Höhenlage auf, in der sich die Leuchtenden Nachtwolken aufhalten. Die ebenfalls dort anzutreffenden Metallatomschichten sind das Produkt verglühter Meteoroide."

DT

PS: glaubt mir, wenn Ihr NLCs mit eigenen Augen gesehen habt, dann wißt Ihr, daß es etwas anderes ist als das "silbrige Leuchten des Nordhimmels um die Sommersonnenwende" herum. Die intensiven bläulichen und rötlichen Farben und vor allem die Wellenformen sind extrem speziell.

Hier ein Bild von ca Mitternacht:
[image]

Mittelhessen, nach 23 Uhr:
[image]

Hier noch ein Video, wo man die normalen troposphärischen Wolken als schwarze Flecke im Vordergrund sieht, sie werden nämlich nicht mehr von der tief unter dem Horizont befindlichen Sonne (um Mitternacht herum) angestrahlt:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=17&v=Iteg0u4nXfg

Und noch ein wunderbarer Zeitraffer:
https://www.youtube.com/watch?v=UbRLoPieVN4

PPS: Hier noch ein Post mit Vermutungen über die Ursache bzw. häufigere Sichtungen in letzter Zeit:

https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=34&t=58780&start=120

"Das Hauptproblem ist nicht der Mangel an Kondensationskeimen, die gibt es durch Meteore/Meteoroide genügend. Hauptproblem ist der Mangel an Wasser in der Mesosphäre. Aber das wird durch uns Menschen ja deutlich mehr:

Die bekannteste Hypothese dazu ist die starke Zunahme des Treibhausgases Methan (CH4) durch uns Menschen. Vorindustriell lag die Konzentration bei ca. 700 ppb und aktuell bei fast 2000 ppb. Also nahezu eine Verdreifachung.
Das Methan wird durch Sonnenlicht in der Mesosphäre zerlegt. Der freigesetzte Wasserstoff kann danach mit Sauerstoff H2O, also Wasser, bilden. Entsprechend kommt es zu einer Zunahme der Wasserkonzentration in der Mesosphäre.
Zweitens fällt die Temperatur der sommerlichen Mesosphäre durch die globale Erwärmung. Und je weiter die Temperatur im Sommer fällt desto besser können sich Eiskristalle bilden (relative Feuchte nimmt dann halt zu, wem sage ich das :) ). Mechanismus: Sommertemperatur steigt > Atmosphäre dehnt sich stärker als früher aus > mehr Hebung > mehr Abkühlung.
Und wenn dann noch günstige Nordwinde dazukommen, passiert halt so etwas.

Mit der fortschreitenden, menschengemachten Erwärmung und Freisetzung von Methan sollte so etwas jedenfalls wahrscheinlicher werden. Es ist also auch kein Wunder, dass die in immer mehr Regionen Richtung Äquator gesichtet werden. Neulich doch auch Sichtung aus San Francisco, 38°N!
https://watchers.news/2019/06/10/record-setting-noctilucent-clouds-nlcs-seen-over-san-f...
Also gute Zeiten für NLC."


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