Dann stehe ich aber vor einem Paradoxon

Silke, Donnerstag, 20.06.2019, 21:15 (vor 1769 Tagen) @ Oblomow3893 Views

Lieber Oblomow,

"Politniks" als Kategorie mit ihren ganzen Betrügereien, Lügen und kriminellen Aktivitäten zu verabscheuen fällt mir nun wirklich nicht schwer.

Aber den einzelnen Feind, der zitternd am Boden liegt, nach zu treten ist nicht so meins.
Wenn Frau Merkel nicht die ganzen unpopulären Sachen gemacht hätte (sie hatte IMHO zu allem was sie tat die Befugnis/Legitimation als Kanzlerin), die sie gemacht hat, wer hätte es denn bitte anders/besser machen können und dann auch gemacht, und was genau hätte der dann gemacht?

Das Paradoxon für mich:
Politiker sind keine Volksfreunde sondern Selbstdarsteller, die hauptsächlich Eigeninteressen vertreten (die können materieller oder eben anderer Natur sein. Wen keiner mag, der kann es über Machtnahme probieren, sich Zuwendung zu verschaffen).
Wieso wählt das Volk sie dann?
Wenn wir jetzt mal alle aktiven und pensionierten Politiker wegen all ihrer Verfehlungen zuden verdienten Entschädigungen verdonnern könnten und ihres Amtes entheben würden, wir hätten auf einen Schlag keine Politiker mehr und wir würden auch keine mehr rekrutieren können, weil sich keiner mehr an den Trog trauen würde wenn Kontrolle und Haftung drohen würden.

Wer genau würde denn dann diesen widerlichen Job machen - den Leuten das verkaufen, was sehr viele von ihnen nicht wollen, was sehr vielen von ihnen richtig schadet?
Jeder, der reinen Herzens in diesen Sumpf eintritt lässt sich früher oder später von der Macht korrumpieren bis auf ein paar wenige wie meines Wissens die „Mutter Courage" des Ostens.

Diese Zombifikation habe ich selbst hautnah erlebt und begleiten müssen, wie es überzeugte Idealisten zerlegt hat, wie sie sich verändert haben und alles um sie herum zu Bruch gegangen ist, einschliesslich schliesslich sie selbst.
Also bei wem dürfte ich den wohlwollend nicken, wenn er sich als Repräsentant der Machthalter befleissigt?
Ich weiss es nicht.

"Wenn ich mich aber in so einer Situation befinden würde täte ich es sehr
schlimm finden, wenn Leute darüber solche Witze machen."

Ich fände das nicht schlimm und ich vermute, dass die abgefeimte Frau Dr.
Merkel es auch nicht schlimm fände.

Abgefeimt?
Wo und wann ist dir diese Eigenschaft z.B. aufgefallen?

Im Gegenteil, ich vermute, dass sie
schallend lacht, wenn ein politischer Gegner sich so derangiert zeigt.

Ich denke, sie ist in dem, was sie sagt authentisch (man schaue sich bitte ein paar Auftritte von ihr an).
Sie ist viel zu unflexibel zum lügen und eigeninitiiertem intrigieren (sie nimmt nur dies oder das mit, was sie bekommen kann).
Deshalb spricht sie öffentlich auch im Vergleich zu den politischen Plaudertaschen und Dumpfbacken vergleichsweise wenig und sitzt problematische Situationen lieber aus.
Sie ist mit Sicherheit der Überzeugung, eine gute Kanzlerin zu sein.
Und die Mehrheit der deutschen Bürger kann sich doch auch keine Alternative vorstellen.
Georg Schramm als Bundeskanzler?
Wenn der alles, was er zu recht kritisiert hat verändert hätte, was wäre aus diesem Land geworden?

Bitte keene Sentimentalitäten in politics.
Der kategorische Imperativ passt hier nicht, ooch wenn's Dir passt.

Das ist deine Meinung.
Die akzeptiere ich, auch wenn ich ihr nicht folgen möchte.

Liebe Grüsse
Silke


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