Ich bin Berliner Mieter und bin gegen das Einfrieren

MI, Dienstag, 18.06.2019, 17:21 (vor 1746 Tagen) @ Dieter3528 Views

Hallo Dieter und alle,

vielleicht gehöre ich zu den wenigen Mietern in Berlin, die über diese Mietendeckelung nicht glücklich sind.

Bevor wir die Sache in Bausch und Bogen verdammen muss ich vorweg nehmen:

1) Der Wohnungsmarkt, so wie er jetzt ist, konnte nicht weiter gehen, das ist meine grundlegende Überzeugung. Wir haben dann früher oder später brennende Straßen, weil sich "die ganz normalen Leute", die so eine Stadt erst am Laufen halten, das Wohnen nicht mehr leisten können, und weil die Familien keine Perspektive mehr haben, und weil immer mehr Menschen entwurzelt werden. Die wählen dann irgendwann radikal.

2) Mietendeckelung und Wohnungsbau sind zwei verschiedene paar Schuhe. Immerhn wurde vom Mietmoratorium der Neubau ausgeschlossen. Mit einer Mitendeckelung wird freilich keine einzige Wohnung gebaut und kein Wohnungsproblem gelöst. Darum geht es aber auch nicht. Es geht erst mal darum, Ruhe in den völlig freidrehenden Markt zu bringen. Wie sehr sowas allerdings nach hinten losgehen kann, sieht man nun auch daran, dass noch schnell jede Menge Mieterhöhungen verschickt wurden.

3) Ich finde außerdem sehr wichtig, den "normalen Vermieter" vom "Investor" zu unterscheiden. Zuletzt haben "Investoren", ich meine diejenigen, die eigentlich Spekulanten sind, nur noch Angst und schrecken verbreitet. Da wird bspw. im Hinterhaus innenhofseitig völlig sinnlos eine Balkonreihe vor einen Fahrstuhl gebaut, nur um die Miete massiv erhöhen zu können. Ob dabei Existenzen vernichtet werden (und zwar speziell die der ohnehin schon präker Lebenden), spielt keine Rolle.

Alles in allem: Es MUSSTE was passieren, der liberale Ansatz für den Wohnungsmarkt ist gescheitert und wird den Menschen und seinem Grundbedürfnis nach Wohnen nicht mehr gerecht.

Was ich mir allerding gewünscht hätte: Alle Vermieter, die unterhalb des Mietspiegels vermieten, in Ruhe lassen. Alles, was größer oder gleich Mietspiegel ist, auf 2% pro Jahr beschränken, alles was nur noch exorbitant genannt werden kann, zurückführen in einen Bereich der ortsüblichen Vergleichsmiete.

Damit können die sozial ausgerichteten Vermieter ihr Geschäft unbehelligt weiter machen, die mit der Miete auf der Höhe der Zeit sind, werden zumindest bei der Inflationsrate gehalten. Und allem Spekulativem wird die Luft rausgelassen, was ich das Wichtigste und Eigentliche finde. Mit Grundbedürfnissen spekuliert man nicht!

So ist es nun leider nicht gekommen, und so trifft es eben auch die "guten Vermieter", wie in meinem Fall. Und dann kann ich verstehen, wenn so jemand dann mal sagt, ich habe keinen Bock mehr auf meine Hütte.

Der Häuserkampf tritt in seine nächste Phase...

Grüße,
MI


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