Wie wird "die Schuld, leben zu müssen" getilgt?

Silke, Dienstag, 18.06.2019, 09:30 (vor 1766 Tagen) @ Silke3451 Views
bearbeitet von Silke, Dienstag, 18.06.2019, 09:42

Dadurch, dass man lebt, und nicht dadurch, dass man stirbt.

Lieber Naclador,

Die Tilgungsmöglichkeit der Schuld "Leben eines Systems" ist mir nicht
bekannt.

Jetzt ist es mir klar geworden.
Die Urschuld eines lebenden Systems ist - immer weiter leben zu müssen.
Schopenhauer und andere liegen mit ihren Aussagen (Tod sei die Tilgung der Urschuld) falsch und ich habe sie früher falsch übernommen.
Das muss über jede stets einer vergangenen Zeiteinheit folgende weitere Zeiteinheit und über jede Veränderung im Raum hinweg gewährleistet werden.
Dabei verändert sich die Schuldsumme ununterbrochen.

Der Tod ist aber nur ein individuelles Ausbuchen einer Teilsumme dieser
gesamten Schuld "Leben der Menschheit" in der größeren Schuldsumme "Leben
insgesamt".

Der Tod eines einzelnen Menschen, einer Familie, eines Stammes, einer Art ist der Verlust der Befähigung zur Schuldendienst-Leistung/Zinszahlung "alles zu ermöglichen um überleben zu können".
Die Bemühungen und Bestrebungen von Menschen, die Befriedigung von basalen und hierarchisch höheren Bedürfnissen zu leisten, ist die in dieser Beziehung mehr oder weniger effektive und erfolgreiche Bedienbarhaltung der Urschuld "überleben müssen" samt Fortpflanzung und vorausschauendem agieren wie bei den Menschen in der Landwirtschaft und Tierhaltung und extrem dann beim arbeitsteiligen wirtschaften in einem Staat oder einem anderen Zentralmachtsystem (z.B. kriminelle oder religiöse).
Menschen können vorausschauend vorher investieren und auf den Profit längere Zeit warten. Das können nur wenige andere Lebewesen in diesem enormen Ausmass, weil sie keine mentalen Zeitreisen in Vergangenheit und Zukunft leisten können.

Die individuelle Tilgung kann aufgeschoben werden, dann ist dafür immer
Zins zu zahlen.

Aufgeschoben in dem Sinn, dass man auch Zeiten überbrücken kann, in denen man nichts oder nicht genug zum überleben der nächsten Zeiteinheiten in der definierten Umgebung leisten kann.
Das wird ermöglicht durch Gruppenbildung, die Befähigung zur Vorratshaltung, die viele Tiere zwar auch, aber doch begrenzt, drauf haben wie Raubtiere, die grosse Teile der Beute verscharren, Maulwürfe lagern Regenwürmer mit abgebissenen Köpfen ein, Bären produzieren Speck durch Lachse-fressen für den Winterschlaf, Schlangen würgen einen vergleichsweise grossen Nahrungsvorrat runter usw.
Menschen werden fett (wird das zuviel können sie schlechter jagen) und bauen volle Speicher und Geldvermögen auf (Optionen auf "haben zu müssendes" zum Termin das gekauft und bezahlt werden kann).

Finanzierung = die Grenze bis zur Tilgung weiter ausweiten = Termin für
Tilgungsnotwendigkeit in die Zukunft verschieben -> dafür muss Zins
bezahlt werden.

Das ist die Technik der Überbrückung, wenn die Schuld (leben müssen)gerade mal nicht ausreichend aus dem laufenden Austausch mit dem Umfeld getilgt werden kann, sondern auf Reserven zurückgegriffen werden muss und kann, weil ich vorgesorgt habe.
Um die Schuld "überleben müssen" ständig in Zeit und Raum neu tilgen zu können (diskrete Phänomenologie/ Körnigkeit), muss halt beständig portioniert entropiearme Energie beigebracht und entropiereiche Energie entsorgt werden.
Dieser einfache Vorgang muss mittels Verteidigung des Vehikels dazu per Kooperation und Konkurrenz, per fressen usw. und Vermeidung von gefressen werde über ausreichend lange Ausdehnungen in Raum und Zeit sicher gestellt werden.
Das ist alles.

Was existiert, ist immer verschuldet.
Ein Auto verrottet und ein einzelner Mensch stirbt mit Zeitablauf
(Thermodynamik/ Debitismus). Das System Menschheit stirbt aber nicht so
ohne weiteres.

Ein Auto ist kein autopoietisches, debitistisches und dissipatives System.
Es ist nicht urschuldig.

Die Schuld "zu leben" kann ich nicht tilgen.

Doch, indem ich lebe und dafür sorge dass das so bleibt.

Wo ist der Termin?

Beständig jagt ein Termin den nächsten. Kaum habe ich diesen Augenblick überlebt, steht schon der nächste an (Körnigkeit der Welt).

Leben kommt von irgendwo, saust durch meinen Stammbaum, meine Grosseltern,
Eltern und ist in mir, um sich (trotz meines individuellen sterbens
irgendwann) über meine Kinder und Kindeskinder und im Prinzip über die
ganze zukünftige Menschheit fortzusetzen.

Das gilt für das Lebewesen "Menschheit".
Das Lebewesen "Silke" muss auch für sein Überleben sorgen (mit etwas verschiedenen Techniken als das Lebewesen Menschheit aber mit vielen Parallelen.

Ich kann nur finanzieren = Aufschub der Tilgung erwirken.

Ich tilge ununterbrochen, indem ich lebe.
Ich muss das aber finanzieren und Vermögen aufbauen, weil ich nicht genau in jeder Zeiteinhaeit alles in der Menge und Ausprägung habe, wie ich es aber zu diesem Termin "haben muss" (ein Taucher kann nur lange tauchen, weil er die O2-Flasche dabei hat).

Genau das müssen wir von Geburt an machen: Aufschieben der
Tilgung
.

Besser ausgedrückt: der Befähigung zur ständig notwendigen Tilgung.
Darum kümmern sich in der Gesellschaft erst die Eltern und das ZMS, dann zunehmend das Lebewesen selbst mit seinem Umfeld.

Die Schuld eines lebenden Systems ist sein Leben.

Leben und Überleben in "Zeit und Raum" unter sich ständig verändernden Umgebungsbedingungen.

Liebe Grüße
Silke


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