Unsterblichkeit

Silke, Montag, 17.06.2019, 19:29 (vor 1746 Tagen) @ Naclador3616 Views
bearbeitet von Silke, Montag, 17.06.2019, 20:28

Darauf läuft es scheinbar irgendwie hinaus, lieber Naclador,

Leben als Gesamtsystem kommt mir in der Tat ziemlich unsterblich vor.
Wie das kommt?
Selbst an schwarzen Löchern bleibt die Information der verschlungenen Strukturen irgendwie erhalten.
Wenn Leben=dissipative Strukturen Ergebnis von Einwirkungen solchen Ausmasses sind, wie z.B. unserer Sonne (POTENTIALVERLEIHUNG von für Normalsterbliche sehr schwer vorstellbarem Ausmass), dann sind wir ziemlich dicht an "unsterblich" dran, wenn dieses System noch um die 4 Mrd. Jahre hält, bis es zum roten Riesen wird und wir es nicht total vermasseln (können wir es überhaupt vermasseln?).
Sind die Grössenordnungen, von denen hier die Rede ist, nicht von ganz anderen Dimensionen?

Silke, 13:57:

"Diese Schuld "lebendig sein/existieren" ist IMHO nicht tilgbar sondern
endet nur für ein einzelnes Individuum, wenn sie nicht mehr bedienbar
gehalten werden kann = individueller Tod bei Weiterexistenz des
übergeordneten Systems (Familie, Stamm, Art)."

Silke, 15:10:

"> Wie soll die Schuld denn vollumfänglich weiter gegeben werden? Kann

jemand anders meine Urschuld übernehmen? Keinesfalls.


Das passiert ununterbrochen.
Du zwingst Nachschuldner.
Du kannst nur essen, was du anderen Lebewesen wegnehmen musst.
Du lebst nicht von Sand und Stein."

So liebe Silke, das passt aber so nicht zusammen.


Wenn man es partout nicht zusammen haben will, dann nicht,
Wenn man will, dann schon.

Das kompliziertere Betrachtungskonzept der Urschuld kann man bis ins letzte Detail durchhalten, wenn man genug Wissen dazu hat.
Ich habe vielleicht noch nicht alles zusammen.
Ob es andere schon haben weiss ich nicht.
Ich kann, so wie @Ashitaka, @Ostfriese u.a. auch, komplexere Überlegungen hin- und her wälzen, bis mir die Wörter und Bilder ausgehen.
Dann schreibe und lese ich das aber zunehmend allein, weil der angehende Debitist sich bald ausklinkt und zurück in seine Simulation, in die Welt der Dinge, flüchtet.

Hier im Forum hat sich die Vereinfachung etabliert:
"Urschuld im Punkt T1 resultiert aus dem Zwang, sich das verschaffen zu müssen, was man zu seiner Existenz haben muss, um zu T1+n zu kommen."
Das ist für jedes debitistische System etwas anderes in unterschiedlicher Größenordung und Ausprägung.
Die Vereinfachung kann man (wenn es soweit ist) komplexer betrachten, da jedes debitistische System bei aller Unterschiedlichkeit den gleichen Gesetzmässigkeiten unterliegt:
- (Vor)finanzierungsproblem,
- Zins/Steuer/Abgabeproblem (zum Systemerhalt) um aufschulden zu können,
- Vermögens-/Komplexitäts- und Kritikalitätsproblem (zusätzliche Ressourcen/Potential),
- Nachschuldnerproblem (Müll/Entsorgung/Entropie/Verschuldung und schliesslich
- Überschuldungsproblem mit Fallieren des Systems

Zuerst sagst Du, die
Urschuld ist nicht tilgbar, sondern kann nur finanziert werden.

Weiter finanziert werden, ja, immer weiter (Grenzen für die weitere Existenz ausweiten).
Die Urschuld beginnt und endet für jedes sogenannte autopoietische System nach gleichen Regeln.
Der Ausdruck "autopoietisch" ist wie gesagt irreführend, weil sich diese Systeme nur "selbst" entfalten (erschaffen schon gar nicht) können, wenn die äusseren Umstände ihnen das ermöglichen (Potential verleihen).
Es kommt in die Welt, wenn es jemand oder irgendwas vorfinanziert, es bleibt in der Welt bis es dem 2. HS der TD folgend wieder verschwindet (nicht mehr weiter seine Komplexität finanzieren kann), weil von allen Systemen am Ende des Tages nur Abwärme übrig bleibt, wenn sie ihre Komplexität nicht mehr verteidigen können.

Wie bist du entstanden?
Weil deine Eltern und deren Eltern und deren Eltern dies und jenes taten.
Du tust es auch und einen historischen Wimpernschlag später verschwindest du wieder.
Ende der Geschichte...
...für dich.
Nicht ganz. Dein Körper verrottet. Deine Informationen bleiben zum nicht unerheblichen Teil.
Also nicht "Ende" für das "Lebewesen Menschheit".
Alle deine "erlebten" Informationen (du konntest diese durch deinen aktuellen Komplexitätsgrad und das verliehene Potential erleben, die alten Ägypter konnten das noch nicht, weil die eben nur ihren Komplexitätsgrad hatten z.B. ohne Smartphone und PC) gehen in dem "Lebewesen Mensch" auf, weil du sie auf verschiedensten Wegen weiter gegeben hast. Sie wurden erfasst, gespeichert, verarbeitet und verbreitet wie eine Seuche.
Ein paar verschwinden von der Oberfläche, ein paar bleiben sehr virulent.
Darauf setzen zukünftig noch komplexere Strukturen auf, weil die das dann können und dank höherem Vermögen der Systeme die zugehörige Verschuldung verteidigt werden kann - sie sind noch geordneter/entropieärmer als die historisch früheren.

Das Phänomen "Leben" wird also über alle Menschlein hinweg getragen und wird dabei immer komplexer, kritischer, aber auch verteidigungsfähiger und VERSCHULDETER - es ist und bleibt urschuldig über die Jahrtausende hinweg bis zu seinem Ende.

Und dann
erkläst Du mir, ich kann die Urschuld auf Nachschuldner übertragen?

Das hatten @dottore und @Ashitaka schon einmal andiskutiert.
Kann man Schulden übertragen?

Nein, kann man nicht.
Ein Schuldverhältnis endet (das ist ganz genau definiert) zum Termin.
Ein neues startet, wenn der Schuldner einen neuen Gläubiger findet (wieder ganz genau definiert).
Wer wäre so verrückt, sich Schulden über helfen zu lassen?
Der, der gezwungen wird, und es erdulden muss.
Wer denn?
Das gejagte Tier. Die gerupfte Pflanze.
Beide waren urschuldig und sind es nun nicht mehr weil sie tot sind.
Ich esse diese und kann meine Urschuld dadurch bedienbar halten - ich lebe ein bisschen weiter.

Das
kann ich ja wohl höchstens mit den Finanzierungskosten tun, aber nicht mit
meiner Urschuld. Das wäre ja sonst der Weg in die Unsterblichkeit, denn
wer schuldenfrei ist, kann auch nicht fallieren.

Die Urschuld aller drei Systeme war die gleiche - ÜBERLEBEN.
Die war irgendwie finanziert, bei diesen besser, bei jenen schlechter.
Ich hatte mehr Vermögen aufgebaut, das eine erjagd und das andere abgerupft.

Zwei Systeme sind also überschuldet falliert - ich habe sie gegessen.
Nur ich habe überlebt.
Meine Urschuld besteht fort.
Zwei Schuldverhältnisse sind übertragen worden.
Ein ganz anderes besteht ab jetzt fort (meine Schuldsumme ist eine ganz andere als vor der Jagd und dem Abrupfen).

Wo ist das Verständnisproblem?

Liebe Grüße
Silke


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