Das mit dem Tod als Urschuldtilgung (Schopenhauer) dachte ich früher auch.

Silke, Montag, 17.06.2019, 15:10 (vor 1768 Tagen) @ Naclador3741 Views
bearbeitet von Silke, Montag, 17.06.2019, 15:17

Jetzt bezweifle ich diese Zuordnung, lieber Naclador,

Die Schuld eines lebenden Systems ist sein Leben.
Der dazu gehörige Gläubiger ist mir nicht bekannt.
Ich weiss nicht wer oder was mich ins Leben geworfen hat.
Das werde ich vielleicht erst nach meinem Tod erfahren.


D'accord. Auch wenn es letztlich irrelevant ist, ob ich meine Urschuld als
"für den Tag getilgt" betrachte, und für den nächsten Tag einen neuen
Urschuldkontrakt annehme, oder ob ich von fortlaufender Finanzierung
ausgehe. Es gibt in diesem Fall ja keinen expliziten Buchungsvorgang.

Jeden Tag ein neuer Kontrakt? Interessant...
Von wann bis wann?
Möglicherweise in einer körnigen Welt eine endlose Reihe von Kontrakten.
Isch abe keine Ahnung.

Wie soll die Schuld denn vollumfänglich weiter gegeben werden? Kann
jemand anders meine Urschuld übernehmen? Keinesfalls.

Das passiert ununterbrochen.
Du zwingst Nachschuldner.
Du kannst nur essen, was du anderen Lebewesen wegnehmen musst.
Du lebst nicht von Sand und Stein.

Schulden sind Summen und keine Mengen.
Die Menschheit als ganzes hinterlässt eine exponentiell wachsende Spur der Verschuldung (so sind die Regeln im Debitismus mit Vorfinanzierungs-Gap).
Das gleiche mache ich als Subsystem "Silke".

Solange ich am Leben
bin, schulde ich der Welt noch einen Tod.

Das bezweifle ich.
Schopenhauer konnte nicht @dottore lesen.
Das was dich ins Leben geworfen hat braucht deinen Tod nicht.

Ob man das Sterben nun als Ereignis oder Prozess betrachtet, halte ich
für relativ gleichgültig. "Media vita in morte sumus", sagt der Lateiner,
mitten im Leben sterben wir. So gesehen beginnt das Sterben mit dem Tag
unserer Geburt.

Davor.

Aber wir sind zu jedem Zeitpunkt entweder tot oder
lebendig, und nichts dazwischen.

Die Summe aus beiden.

Wird die Schuld wirklich ausgebucht.
Nein.
Meine Kinder und deren Kinder (mit allem um sie herum) sind meine
Nachschuldner.


Doch, wird sie. Deine Kinder machen ihr eigenes Konto auf.

Sie müssen mich beerdigen, meinen Nachlass verwalten und alles mit sich herum schleppen, was ich ihnen mitgebe.

Sie haften
nicht für Deine Restschulden dem Universum gegenüber.

Doch.
Baue ich mir ein KKW, weil ich haufenweise Energie haben will, müssen sie den Mist irgendwann entsorgen.
Lagere ich die Kohlenstoffverbindungen durch Verbrennen um, müssen sie sie irgendwann wieder einlagern.

Du fallierst, und
damit bist Du raus aus der Bilanz.

Noch einmal:
Ich bin nicht nur die abgegrenzte und individuelle Person "Silke".
Ich bin die Summe aus meinen Interaktionen mit Eltern, Kindern, Kindeskindern und der ganzen Welt.

Dieses Phänomen können nur wir Menschen aus tricksen, indem wir

unsere

Bewusstheit verändern.


Genau, und diesen Trick werde ich mir doch nicht verderben lassen [[top]]

Doch.
Die Evolution ist ja nicht blöd.
Sie schenkt dir Kinder und Liebe zu anderen Menschen.
Und schon bist du in Sippenhaft.

Eigentum, nicht Besitz...


Ja, das verwechsle ich immer wieder.

Und dann immer weniger.

Andererseits: Ohne Staat kein Eigentum. Aber durchaus Leben und Besitz.
Und Urschuld.

Das stimmt.
Da wird es aber vollends problematisch.

"Dem Mensch ist nichts zu eigen"
@Ashitaka

Will heissen: alles kommt von aussen = Potentialverleihung.
Spätestens da machen dann die meisten dicht.

Ungesunde Urschuldminimierung und -maximierung sind

problematisch

und führen zum Aussterben des Systems (der Art).


Hmm. Und was wäre denn "gesunde" Urschuldminimierung und -maximierung?

Nicht einmal das weiss ich genau.
Soviel, dass die Art weiter kommt.
Je mehr ich mich verschulde, desto mehr Optionen habe ich, um vermögender zu werden oder überschuldet zu fallieren (Kritikalität).
Kann ich als Menschheit den Mars kolonialisieren (so es diesen den überhaupt gibt - Simulation?), dann kann der Himmel auf die Erde fallen, ohne dass die Menschheit unter geht.

Ohne Kritikalität keine Befähigung zur weiteren Finanzierung.
Wer sich in der Komfortzone verbarrikadiert ist schon verloren.
Wer sie verlässt, der verschiebt das "verlieren" auf bestimmte oder

sogar

unbestimmte Zeit.


Die Buddhisten kennen einen Weg raus aus dem Debitismus: Ihre Großen
konnten aus der Urschuld entkommen, in dem sie dem eigenen Überleben keine
Bedeutung mehr beimaßen. Wer nicht überleben will, der ist auch nichts
schuldig. Der löst einfach sein Konto auf. Nirvana.

Es bleibt aber die Sippenhaft.
Wer sich egoistisch (das ist nicht negativ besetzt) durch schummelt, dessen Anteil am Leben stirbt aus.
Das ist nicht die Intention, dessen, was uns ins Leben geworfen hat.

Liebe Grüße
Silke

Mit dem Begriff "Nutzen"/"Nutzwert" kann ich noch nichts anfangen.


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