Das EU-System garantiert für eine ordnungsmäßige Abwicklung

Silke, Freitag, 07.06.2019, 04:16 (vor 1778 Tagen) @ Dieter2979 Views
bearbeitet von Silke, Freitag, 07.06.2019, 04:28

so lange es im Demokratie-Modus übersteht.

Lieber Dieter,

ein sehr interessantes Posting.

Mit dem Debitismus bin ich wenig vertraut, obwohl ich Teilnehmer des
EW-Forums (später DasGelbeF) vom ersten Tag an war. (Ich hatte nie die
Zwangsläufigkeit für die Menschheit gesehen, höchstens für den
eingeschlagenen Weg, möchte ich aber nicht diskutieren.)

Erstaunlich, aber gut, warum nicht...

Meine Gedanken und Vorstellungen resultieren in erster Linie aus der
intensiven Beobachtung meiner Umwelt und versuche daraus Lehren und meine
pers. Philosophie zu ziehen und falls nötig, nach pragmatischen Lösungen.

Dann würde ich heute noch Geld für ein Tauschmittel, Regierungen für mächtig, Politik für möglicherweise richtig wenn halt nur mal die richtigen dran wären und Steuern zahlen für meine erste Bürgerpflicht halten weil doch der Staat für mich so viele Schulen, Brücken und Straßen baut und mich beschützt.
Ich hätte noch die Illusion, dass wir uns nur alle doller anstrengen müssten, damit dann doch noch alles gut werden wird und dass ich mit immer mehr Arbeit immer reicher und glücklicher werde.
Ich würde nicht verstehen warum immer gerade die gewählten Politiker so problematisch sind und wieso unser Geld tendenziell immer wertloser wird und warum immer mehr Leute verarmen und immer weniger verreichen.

Als Planer in der grünen Branche, auch Unternehmer bin ich weder Volks-
noch Betriebswirt, aber sehr wohl mit politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Prozessen gut vertraut. Bin zwar noch nicht im
Rentenalter, aber habe vor ca. 6 Jahren aufgehört, gegen Bezahlung zu
arbeiten, habe die Firmen nicht verkauft, sondern einfach aufgehört und
die Aktiva liquidiert.

Gratulation. Nur wer mal unterbrechen kann hat überhaupt die Möglichkeit, mal nachzudenken, was er da so treibt und ob das denn in Ordnung für ihn ist oder ob entscheidende Veränderungen zu vollziehen sind.

Aufgrund meiner bisherigen Lebenserfahrungen ist mein Verhältnis zu
Schuldnern ein sehr angespanntes. Ich erlebte immer wieder, daß Schuldner
sich gerne der Begleichung ihrer Schulden entziehen, wann immer irgend eine
Chance sich bietet. (Bei ganzen Volkswirtschaften ebenfalls zu beobachten)

Ich weiss was du meinst und kenne das selbst, verstehe dadurch deine Sorgen, sehe aber nach den vergangenen Krisenjahren mit vielen kritischen Zeiträumen und gefährdeten Regionen alles ein bisschen anders als in meiner Anfangszeit im Forum.

Insofern versteh bitte meine Skepsis über die Begleichung von
Schulden/Forderungen, wenn deren Erfüllung in letzter Konsequenz von
politischen/demokratischen Entscheidungen abhängt, da
Besicherungsmöglichkeiten fehlen, bzw. nicht durchsetzbar sind.

Die Besicherung der BuBa-Forderungen erfolgt durch die EZB und die EU und besteht so lange, wie die EU handlungsfähig bleibt.
Wie z.B. bei der Griechenland-Sache wird vieles so lange schwebend gehalten, bis kein weiterer Zeitgewinn mehr möglich ist. Bisher wurde aber immer weiter Zeit gewonnen. Zumindest das wollen die meisten Akteure auch zukünftig. Also sind auch zukünftig alle fleissig beim Aufschulden und beim "alle werden allen alles garantieren" mit dabei.

In dem Zusammenhang wäre es mir lieber, wenn Forderungen in etwas
Materielles Werthaltiges gewandelt würden. Das dürfen auch ein paar
spanische oder ital. Häfen sein, das muß kein Gold sein, oder die
Franzosen könnten den Eifelturm beisteuern, deren tour. Einnahmen sicher
auch eine Rendite abwirft.

Das Problem mit dem Debitismus ist eben, dass er nur funktioniert, so lange er funktioniert, so holprig-poltrig das auch immer mal wieder wird.
Er kann nicht halb funktionieren oder per Plan B.
Sämtliche Besicherungen sind wie auch die Bürgerrechte, Eigentum und Bemächtigungen nur im noch funktionierenden System relevant und verschwinden mit dem Aufhören des Funktionierens. Die EU ist nicht mehr abwickelbar und die Nationalstaaten sind nicht heraus lösbar (noch sehe ich keinen Brexit).

Mir ist schon klar, daß das politisch nicht durchsetzbar ist. Es wäre
aber ein ganz normaler Vorgang, wenn Forderungen anders besichert würden
als es derzeit bei der EZB passiert.

Draghi's Stellungnahme hatte ich verlinkt.
Wer raus will muss seine Verbindlichkeiten bedienen (die lauten auf € und nicht auf Sachwerte). Forderungen werden von der EZB in € beglichen. Eine Druckerpresse kommt dabei nicht ins Spiel sondern die Eigentümer der EZB.

Wenn Merkel ein Messer in der Tasche
hat, dann hat sie es m.E. noch nie gezeigt.

Das "Messer" ist die Fähigkeit, einen BRD-Exit leisten zu können, ohne dass das Land in hoffnungslose Lage gerät. Wer könnte das sonst von sich behaupten. Die Briten?

Ein Austritt wäre haarig, wird von sehr vielen Leuten nicht gewünscht wäre aber für BRD kein Weltuntergang, da die Forderungen nicht einfach abgeschrieben werden dürfen.
Na ja, schauen wir mal.
Das Thema ist nach meiner Überzeugung sowieso nur spekulativ, da BRD nicht austreten und die EU nicht zerfallen wird.

Weitere Argumente zum Thema habe ich aber nicht.

Ich möchte es hierbei bewenden lassen. Ein wenig gelernt habe ich auch
(doch verzinst, deshalb andere gesetzl. Bilanzbewertung) durch Deine
Einwände und die darauf von mir erfolgten Recherchen. Gleichwohl sehe ich
nach wie vor einen extrem hohen Abschreibungsbedarf, der eines Tages einer
im Fallen begriffenen dt. Volkswirtschaft den Rest gibt. Wenn die
Bundfuters neg. rentieren, dann dürfte da auch jede Menge Fluchtgeld aus
anderen europ. Ländern dabei sein und die Target2-Salden weiter
beflügeln. Die Banken werden weiter schwächeln, die Sicherheiten sind
dahin. usw. usw.

Ja, es bleibt holprig und es wird holpriger.

Es geht letzten Endes darum, ob eine Volkswirtschaft sich ein wenig vom
allgemeinen Strudel abkoppeln kann, indem sie weniger Forderungen sondern
mehr Realvermögen hat.

Ich meine, das geht nicht und ist auch strategisch nicht klug weil sich jeder Teilnehmer von irgendwelchen Machtkonstellationen vorwärts verteidigen muss, entweder durch Wirtschaftskrieg oder durch militärisches Agieren.
Du kannst als Unternehmer am Markt auch nicht die Konkurrenz einfach machen lassen und dich in deine Ecke zurückziehen.
Gleiches gilt für eine VoWi.

Bislang habe ich aber noch keine Indizien finden können, wieso die Dt.
Bundesbank ihre Target2-Forderung gegenüber der EZB nicht anderweitig
verwerten darf.

Weil das vertraglich nicht festgelegt wurde.
Wenn ich Spielregeln zugestimmt habe muss ich Änderung beantragen und nachverhandeln.
Weidmann hatte 2012 noch gewarnt und versicherte 2018, dass die Salden wieder sinken werden.

Liebe Grüße
Silke


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