Islam und von wegen Kultur

Falkenauge, Sonntag, 02.06.2019, 09:48 (vor 1761 Tagen) @ harryinfo2661 Views

In dieser
gelungenen
Rezension
von Thomas Bauers Buch "Warum es kein islamisches
Mittelalter gab" wird sichtbar, wie pfiffig der "Gutmensch" Bauer
einerseits die arabische Kultur vom "wilden Westen" der Europäer
abgegrenzt hat, aber trotzdem den Zusammenbruch der Kultur im
Weströmischen Reich hinter einer neugegliederten antiken Epoche versteckt.
Das ist schon meisterhaft - und gleichzeitig beunruhigend. Offenbar merken
Menschen wie der Arabist Bauer nicht mehr, wie ideologisch sie inzwischen
ausgerichtet sind.

Ein lehrreicher Artikel, der noch etwas Wesentliches übersieht:

"Zum Stichwort „Analphabetismus“ fällt der Vergleich auf Anhieb katastrophal aus. Im mittelalterlichen Europa waren Lese- und Schreibkenntnisse in der breiten Bevölkerung nicht mehr üblich. Nicht einmal im Adel durfte man Schreibkenntnisse voraussetzen, höchstens und noch längst nicht bei allen passive Lesekenntnisse (so sind Lese- aber keine Schreibkenntnisse z. B. bei Karl dem Großen überliefert). Nur noch Geistliche, wenn überhaupt, konnten Lesen und Schreiben.

Im islamisch beherrschten Gebiet seien dagegen Lese- und Schreibkenntnisse im neunten und zehnten Jahrhundert sogar in Handwerkerkreisen verbreitet gewesen, wie die zahlreichen Literaten, die dieser entstammten, zeigen würden. Der westliche Bildungsrückstand sei auch noch zur Zeit der Kreuzzüge spürbar gewesen, denn die meisten Kreuzritter wären Analphabeten gewesen. Und nach Einführung des Papiers als Beschreibstoff (Stichwort „Papier“) wurde die islamische Kultur zu der Buchkultur schlechthin, während die wenigen Schreibkundigen im Westen mühsam schon beschriebene Pergamente abschabten, um sie neu beschreiben zu können."

Die berechtigte Kritik des Rezensenten an dem Buch übersieht noch einen fundamentalen Fehler des Wissenschaftlers Bauer, der den Islam mit Teilen der arabischen Kultur des Mittelalters gleichsetzt. Beide haben ganz verschiedene Ursprünge und waren sogar starke Gegensätze: Der Islam hat seinen Ursprung im Koran Mohameds, die schon ältere und parallel dazu verlaufende arabische Wissenschaft geht auf die in der persischen Akademie von Gundischapur gepflegte griechische Philosophie und Naturwissenschaft zurück; sie gründet also nicht im Islam. Dass die Gelehrten dieser Wissenschaftsströmung – unausweichlich – zugleich Muslime waren, macht ihre Wissenschaft nicht islamisch.

Die auf die Koran-Offenbarungen Mohameds aufbauende dogmatische Gesetzesreligion des Islam war und ist im Grunde wissenschaftlich steril. Sie erkennt prinzipiell die menschliche Vernunft und daraus entstehende Wissenschaften als unabhängige Wissensquelle neben den göttlichen Offenbarungen überhaupt nicht an. Die Ausbreitung dieser frühen ins Arabische transformierten Wissenschaften griechischen Ursprungs fand gegen den Widerstand der gesetzestreuen Vertreter des Islam und nur in dem Maße statt, in dem islamische Kalifen ihr aus persönlichen Gründen Raum gaben. Und der Islam hat dieser arabischen Wissenschaftskultur in den islamischen Ländern nach 1200 schließlich auch ein Ende bereitet, bis heute.

Siehe genauer Islam und Kultur.


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