Das eine ist Mystik, das andere aussterbende Realität

helmut-1, Siebenbürgen, Samstag, 01.06.2019, 16:33 (vor 1781 Tagen) @ stokk1271 Views

https://www.amazon.de/Die-Ursitory-Zigeunerroman-Mat%C3%A9o-Maximoff/dp/3717512722/ref=...

Daran kann man glauben, oder auch nicht. Der Rumäne ist, zum überwiegenden Teil - sehr kenntnislos, was natürliche Zusammenhänge um ihn herum betrifft. Naturwissenschaftliche Dinge, die Kombination aus Physik, Chemie und Biologie, das ist ihm nicht geläufig. Der Zigeuner aber toppt das alles noch um ein Vielfaches. Ich hab ja erst das Beispiel mit der Blindschleiche gebracht, die meine Zigeuner als Klapperschlange identifiziert haben, und dabei den Begriff Ringelnatter verwendeten.

Also, diese Unterschiede kenne sogar ich als Stadtkind, - der eigentlich naturverbundene Zigeuner hat da nichts in petto. Insofern ist es erklärbar, dass z.B. ein Mitschüler, der das wusste, einem Zigeunerjungen eine Blindschleiche auf die Schulter warf. Der Zigeunerjunge blieb sein Leben lang schreckhaft, er hat als Erwachsener bei mir gearbeitet, deshalb weiß ich das.

Zwei Beispiele:
Wir arbeiteten an einem UNESCO-Objekt, Generalrenovierung, etc. Um die Wehrkirche herum befanden sich verschiedene kleinere Bauwerke, unter anderem eine Gruft mit den Grabmalen von Bischöfen. Ich wollte denjenigen, die besagten Mitarbeiter oftmals wg. seiner Schreckhaftigkeit hänselten, eine Lektion erteilen. In einem unbedachten Moment (wir arbeiteten dort bis in die Dunkelheit, wg. der vielen Touristen) verschwand ich unbemerkt in dieser Gruft.

Dann begann ich mit tiefer hohler Stimme leise zu brummen, das ich zunehmend verstärkte. Hörte sich natürlich in dem steinernen Gebäude seltsam an. Alle haben daraufhin die Flucht ergriffen. Keiner stellte die Verbindung mit der Tatsache her, dass der Chef, der vorhin noch da war, fehlt. Und dass Tote nicht brummen können.

Das andere:
Ich arbeitete mit einem Siebenbürger, der genauso den Schalk im Nacken hatte wie ich, mit einem Zigeuner auf einem Friedhof. Das war die Zeit kurz nach 1989, als es den Asylantenschub aus Rumänien in Deutschland gab. Ich hatte damals auch einige davon beschäftigt, in der Firma in Deutschland. Das Doppelgrab gehörte einem Kunden, und wir sollten das neu gestalten. Alles Pflanzliche herausgenommen und die ganze Fläche erstmal umgegraben.

Ich gab dem Siebenbürger versteckt ein Zeichen. Dann begann ich plötzlich mit dem Spaten flach auf den Boden zu schlagen und Schimpfwörter zu rufen, dann rief ich "gehst Du wieder runter, ...". Der Zigeuner, der ohnehin nur schlecht deutsch konnte, wusste nicht, was geschah. Der Siebenbürger übersetzte ihm, was ich dann sagte: So ein Kerl, - da streckt der doch die Hand aus der Erde heraus und zeigt mir den Stinkefinger. Darum habe ich da draufgeschlagen und dem gesagt, dass er wieder nach unten abhauen soll.

Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass ich den Zigeuner an diesem Tag nicht mehr gesehen habe.[[rofl]]

Das alles erklärt, warum gerade bei diesem Volk die Mystik und der Aberglaube weit verbreitet ist. Das ist der Nährboden für den Stoff, aus dem die Träume sind. Und daraus kann man dann auch ein Buch machen.


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Es ist eine ganz bestimmte Stilrichtung. Aber sie ist in dieser Qualität im Aussterben begriffen. Früher gab es aus der Gruppe der Roma hervorragende Musikanten, auf vielen Instrumenten. Sie spielten sogar die deutsche Blasmusik der Siebenbürger oftmals besser, als die Siebenbürger selbst, was diese auch neidlos eingestanden. Das Abdriften der Kultur brachte mit sich, dass das abflachte und man die letzten aus dieser Generation schon fast zur Gänze beerdigt hat.

Eigentlich schade, denn das war schon was Besonderes. Ich habe (damals noch im tiefen Kommunismus) diese Romagruppen auf dem internationalen Festival in Straßnitz (Mähren) selbst gesehen und gehört. Die ganze Nacht wurde dort im Schlosspark musiziert. Hab denen Wein spendiert und dann haben sie bei mir am Tisch weiter gemacht.

Alles vorbei. Anstatt die Kinder an die Musikinstrumente zu bringen, erziehen sie die Kids zu Smombies. Als ich noch in Deutschland war, da kannte ich gute Musikanten aus der Gruppe der Sintis (gibts fast nicht in RO). Die hatten da noch mehr "Vorrat" an Talenten. Wie es bei denen heute ist, weiß ich nicht.

Gruß zurück!


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