"Ich muss mich auch immer wieder …

Ostfriese, Donnerstag, 30.05.2019, 08:27 (vor 1792 Tagen) @ Oblomow3249 Views

… in solche Themen ausführlich reindenken." – schreibt @Ashitaka am 10.09.2010, 16:36.

Hallo Oblomow,

dazu

Da kriegt also WER die Kohle? Was passiert mit den Krediten? Verdunstet die
Kohle?

möchte ich zum Beispiel – neben sehr vielen anderen Beiträgen – dottores Ausführungen vom 02.02.2003, 12:27 erneut ins Forum setzen.


"Re: Nochmal Schritt für Schritt erklärt, bitte:

Leider hat sich Crash Guru ja nicht darauf eingelassen seine Position zu verteidigen, nämlich dass fiat money auch bei Konkurs nicht verschwindet.

Was ist Fiat Money, nachdem es gefiatet (="geschaffen") wurde? Es besteht aus einem Kredit, der automatisch ein Guthaben und eine Schuld darstellt (sonst wärs keiner). Es muss immer erst ein Kredit geschaffen werden, bevor ein Guthaben entstehen kann. Vergibt die Bank einen Kredit, der anschließend nicht bei ihr abgerufen wird, dann wird der Kredit nicht verbucht und die Bank hat auch keine Forderung und der Bankkunde auch kein Guthaben bei der Bank, über das er als aus dem Kredit stammend verfügen könnte.

Die Bank kann zwar mit dem Kredit gleichzeitig dem Kunden ein Guthaben buchen, aber dann nicht doppelt, als Kredit und als Guthaben (zwei Positionen auf der Aktivseite der Bank).

Das Guthaben kann zediert werden (Überweisung, Scheck usw.), die Schuld nicht (Schuldnerzession nur mit Zustimmung des Gläubigers möglich).

Der Maschinenbauer hat von seiner Bank 1 Mio. als Gutschrift (Forderung gegen die Bank), die Bank hat sie auch als Gutschrift (Forderung gegen den Maschinenbauer). Wie die Bank sich refinanziert, spielt keine Rolle (also deren Passivposten).

Der Maschinenbauer hat mit dem Fiat Money jetzt seine Bilanz verlängert. Auf der Passivseite, müsste er eine Schuld gegenüber der Bank einstellen, er kann aber auch dort einen Gewinn ausweisen, diesen an sich selber auskehren und mit dem Geld verschwinden. Nur leider kann man nicht mit einer Buchung verschwinden, sondern nur mit Bargeld, also müsste er sich das Geld in Noten auszahlen lassen, was dann wiederum kein FIAT Money wäre, sondern Banknoten selbst.

Überweist der Maschinenbauer jetzt an seinen Lieferanten (Zession seiner Forderung an seine Bank) hat der Lieferant dann ein Guthaben gegenüber der Bank, die ihrerseits eine Forderung gegen den Maschinenbauer hat (sowie die übliche Passivseite, Refinanzierung, siehe oben).

Die Forderung der Bank (oder aller Banken, da es wurscht ist, wohin die Buchungen wandern) ist nun nur gegen den Maschinenbauer. Diese Forderung ist ein Kredit, der platzen kann. Was die Bank als Kredit verbucht hat, ist aber kein Fiat Money, da die Bank eine Forderung an jemand, dem sie Kredit gewährt hat, nicht an eine andere Bank weiterbuchen kann, so nach dem Motto: Ich habe jemand Kredit gewährt und dieses Guthaben, das ich als Bank bei dem habe, gebe ich jetzt an eine andere Bank weiter.

Daher sind die Bankbilanzen auch streng nach Fristigkeiten aufgebaut.

Banken buchen untereinander niemals Kredite, die sie an Kunden gewährt haben, sonst wäre die Welt sehr einfach (Bank A vergibt 100 Mrd. Kredite und bucht sie auf Bank B weiter, die sich dagegen nicht wehren kann). Banken verbuchen untereinander ausschließlich tägliche Fälligkeiten, was man bekanntlich den Geldmarkt nennt.

Nach der Pleite des Maschinenbauers geht also nicht Fiat Money dort verloren, um rätselhafterweise woanders (Lieferant) als "unsterblich" wieder aufzutauchen, sondern das einmal geschaffene Fiat Money (wie es so schön und zugleich falsch bezeichnet wird, da ein Kredit kein Fiat Money ist, sondern erst der in Money abgerufene oder in solches verwandelte Kredit) ist nach wie vor ein Guthaben gegenüber der Bank oder den Banken, die sich ihrerseits dafür refinanziert hatte(n).

Was geht nun wirklich verloren? Der Bank die Rückzahlung des Kredits, was sie aktiv ausbuchen muss, wobei sie gleichzeitig passiv ausbuchen muss (notfalls Rücklagen, Kapital usw.), es sei denn die aktiv vorhandenen, aber nicht bilanzierten stillen Reserven schlucken den Verlust, so dass kein Mensch, außer dem Bankbuchhalter, etwas von der Sache merkt.

Der Lieferant hat für den Aufbau seiner Forderung (Guthaben) gegenüber den Banken ja nicht etwa nichts getan oder geleistet, sondern er hatte an den Maschinenbauer geliefert, so dass sein Guthaben nicht etwa eine Luftnummer ist, sondern der Gegenwert echt erbrachter Leistung.

Das einzige, was alles passiert, ist letztlich ein Vermögensverlust der Bank, die einen Kredit abschreiben muss. Es wäre dasselbe, wenn die Bank dem Maschinenbauer 100 bankeigene Dienstwagen à 10.000 (= auch 1 Mio.) geliehen hätte, die dieser nicht zurückgibt, sondern Stück für Stück zu Schrott fährt.

Ich hoffe, dass dies zur Klärung der Frage, ob es Fiat Money (Guthaben) netto geben könne, beigetragen. Die Antwort lautet nämlich: Nein, niemals."


Viel Spaß beim Studium und Gruß â€“ Ostfriese


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