Kleine Erlebnisse aus Bangkok ....

NST, Südthailand, Donnerstag, 30.05.2019, 05:31 (vor 1787 Tagen) @ Ostfriese6096 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 30.05.2019, 05:52

"Lohnabhängige stehen nicht in einem ökonomischen Generationenvertrag.
Sie können sich für Notfälle also nicht absichern durch Übergabe eines
Eigentums (Hof, Handwerk, Fabrik, Laden etc.) an den Nachwuchs, der als
Gegenleistung für das Erbe die Eltern bei Alter und Krankheit versorgt.
Lohnabhängige haben keine wirtschaftlichen Interessen an
eigenen Kindern. Fortpflanzung gibt es bei Straffreiheit von
Geburtenkontrolle nur noch aus emotionalen Gründen. Weil über 90%
der Bevölkerungen der OECD-Staaten lohnabhängig sind, tendieren sie alle
unter die Erhaltungsrate von 2,1 Kindern pro

Hallo,

bin jetzt knapp 2 Wochen in Bangkok und jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs. Ich bewege mich derzeit nur entweder zu Fuss oder mit dem Fahrrad - das wollte ich schon immer einmal machen und erst jetzt hab ich die Gelegenheit dazu.

Jeden Tag rund 5 Stunden unterwegs. Nach 10 Uhr geht es los - ein grobes Ziel wird gesetzt, z.B Chinatown. Dann fahre ich los, zuvor habe ich eine Stadtkarte studiert. Ich fahre in jede Gasse die mich interessiert und komme so an Orte die ich sonst nie gefunden hätte. Wenn ich die Orientierung komplett verloren habe, finde ich mit Google-Maps und GPS in die Zivilisation zurück.

Es gibt sehr viele Menschen, die auf Bangkoks Strassen leben, also keine Wohnung haben. Es sind vor allem alte Menschen, Frauen wie Männer. Ich vermute, sie haben keine Familien. Ich kann allerdings nicht klar sagen, ob das mehrheitlich Thais sind oder Leute aus Burma, Kambotscha etc. die schon lange hier sind. Wenn man mit der Hochbahn, U-Bahn oder dem Taxi unterwegs ist, sieht man das in dem Ausmass überhaupt nicht, man ist zu schnell unterwegs.

Ich bin durch Bezirke gekommen, dort waren die ganzen Gassen voll mit Betrieben (gearbeitet und geschlafen wird - alles an dem gleichen Ort) dort wird alles zerlegt, repariert und wieder zusammengebaut, was es an Autoteilen so gibt. Drehmaschinen, Fräsmaschinen - keine CNC-Maschinen, in engsten Räumen wo gerade der Arbeiter und die Maschine Platz finden. Manchmal steht ein Ventilator daneben, eher selten und wir haben Temperaturen 3x Grad.

Die Arbeit in den engen Märkten in China Town, dort wo das ganze Zeugs verhökert wird, das Touristen interessiert, dort ist das Arbeiten schon einem Bürojob vergleichbar komfortabel. Der Tourist denkt aber, das ist unmenschlich und harte Arbeit ....

Aus diesen Gassen raus, auf eine Hauptverkehrsader, das dauert vielleicht 10min. finde ich sofort einen Einkaufstempel der Edelklasse, dort gehe ich dann rein und kühle mich ab in der Aircon. Dort werden dann Gucci Täschchen verkauft - für 1000 Euro. Von den Arbeitern in den Gassen, war noch keiner in so einem Kaufhaus - das nur 10 min. entfernt von seinem Leben steht und in BKK gibt es hunderte davon, eines luxuriöser als das andere. Um diese Kaufhäuser herum fahren mehr Daimler, BMW und Porsche als in Stuttgart um die Häuser.

So ungefähr sieht es hier aus - aus Sicht eines Fahrradfahrers.

Ich kann Barbara verstehen - mit 6x Jahren begibt man sich nicht mehr in die Tretmühle und bezahlt davon ca. 70% an Steuern und Abgaben. Wer derzeit noch Möglichkeiten findet, an Sozialtransfers heran zu kommen sollte das noch tun, gut möglich, dass das bald ein Ende hat und asiatischen Verhältnisse einziehen.

Ich werde hier wieder verschwinden, sobald ich meinen neuen Pass in Händen halte. Mein Sohn und seine Klassenkameraden lassen sich von der Glitzerwelt in BKK noch beeindrucken, sie leben auch auf der Sonnenseite - von denen ist auch noch niemand mit dem Fahrrad durch die Gassen gefahren, die kennen nur den kilometerlangen Fussweg der neuerdings die ganzen Einkaufstempel verbindet. Die wurden in ca. 5m Höhe oberhalb der Strassen gebaut. Skywalk Bangkok - und das ist schon schweisstreibend, von einem Tempel zum nächsten ..,,
Gruss

PS: jetzt überlegt einmal, wie viele eurer Konsumprodukte im Westen in Asien produziert werden und auf wessen Kosten. Bin mal gespannt, wenn die Menschenrechte bei euch eingeführt werden, wie das dann dort aussieht.

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Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!


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