Trotz großer Übereinstimmungen habe ich Diskussionsbedarf (mal wieder) :-)

Silke, Samstag, 18.05.2019, 12:41 (vor 1776 Tagen) @ Falkenauge3414 Views
bearbeitet von Silke, Samstag, 18.05.2019, 12:51

Du hast das alles so schön und aufwändig geschrieben bis auf die verunglückte Überschrift.

Lieber tar,

Das Posting ist gut für die Sammlung geeignet, um neuen und alten (noch)Nichtdebitisten weiter den Zugang zum Debitismus (doch noch?) zu erleichtern.
Es tauchen ja immer wieder die gleichen tauschtheoretischen Fehlleistungen im Forum auf und die Denkfehler der MMT sind hier auch nicht neu (Wesen von Geld und wichtigste Funktion nicht verstanden).

Diskussionsbedarf sehe ich immer noch z.B. hier:

Geld ist also im volkswirtschaftlich-rechtlichen Sinne ein
Leistungsnachweis für getane Arbeit, das dadurch gerechterweise einen
Anspruch auf Gegenleistung gewährt, hinter der die Arbeit anderer

steht.

Nehmen wir einmal den Hauptursprung des mehrheitlich verwendeten "Geldes":

Du wolltest wahrscheinlich schreiben "Geldbegriffes"? und meintes dabei hier "Guthaben auf Geld"?
Darüber hatten wir ja in einem (für mich damals sehr gewinnbringenden Faden - THX) schon diskutiert.

Eine Person geht zu seiner Bank und schließt einen Kreditvertrag ab.

Immer + Sicherheitenvertrag (sonst kann die Bank/MFI Kredit nicht vergeben).

Die
Bank schreibt ihm dabei Guthaben X gut. Hat die Person da bereits für X
geleistet?

Sicherheiten beigebracht, die einer Prüfung und Bewertung standgehalten haben.

Hat die Bank bereits für X bewertete Arbeit verrichtet?

Sicherheiten geprüft und für so risikoarm befunden einen Kredit zu besichern, der somit gewährt werden kann und dessen Refinanzierung zu ermöglichen bzw. eine Möglichkeit gefunden, die unzureichend besicherten Titel weiter zu verkaufen wie z.B. in der "Subprime-Krise" geschehen.

Wird mehr Geld geschöpft, ist der Geldbesitzer gegenüber dem
Warenbesitzer im Vorteil, weil er mehr Waren erwerben kann, als in

Bezug

auf Leistung und Gegenleistung gerechtfertigt ist.


Vorfinanzierung ist bei dir überhaupt kein denkbares Konstrukt und ohne
zugehörige Vorfinanzierung kann es keine von einem freien Markt bewertete
Waren und Dienstleistungen geben. Wo wäre auch deren Bewertungsgrundlage?
Stattdessen landet man in einem derartigen Staat (bspw. DDR) dann bei einer
Weisungsproduktion mit festgelegten Preisen in einer Spielwährung fernab
jeglicher Marktrealitäten.

Ganz genau.
Die Vorfinanzierungsproblematik wird im Debitismus nicht umsonst zentral behandelt.
Der Markt ist ein Machtbastard.
In der DDR stand er halt unter der "Diktatur der Arbeiiterklasse/Partei".
Im "Kapital"ismus steht er unter der Diktatur des aktuellen Zentralmachsystems.
Preise ergeben sich aus Machtverhältnissen im System und in Bezug auf das System (Paritäten zum Abgabesystem - wie viel Abgabeschuldentilgungsmittel kann ich aus dem Bepreisten ziehen.

Im Wirtschaftsleben herrscht Gerechtigkeit, wenn Leistung und
Gegenleistung einander entsprechen, also gleichwertig sind.


Was könnte dies besser entscheiden und bewerten als ein freier Markt?

Ein unfreier Markt (einen freien mit Fairness bei Angebot und Nachfrage gibt es nicht) in einem ZMS. dort werden die systemisch machbaren und nicht die erträumbaren Preise für Leistungen festgelegt/durchgesetzt und zwar in Abhängigkeit von der Summe aller Machtverhältnisse, die sich immer auf die Summe der einzelnen Wirtschaftssubjekte aufteilt (mächtig diktiere ich Preise).

der Zins ist geradewegs eine Risikoprämie, die auch die
Ausfallwahrscheinlichkeiten hinsichtlich Bewertungsverlusten beinhaltet.

Ist dem wirklich so?
Die globalen Risiken bezüglich Kreditausfällen sind gewachsen, die Kreditzinsen aber gesunken.
Die Kreditgeber müssen vergleichsweise immer höhere Risiken hinnehmen, wenn sie Einnahmen aus Krediten generieren wollen.

Man schaue auf exorbitante antike Zinssätze zurück, die sich durch den
Schweinezyklus (damals: Erntezeit = plötzlich hohes Angebot an Getreide)
herleiten lassen.

Nach meinem Verständnis nicht sondern aus den Abgabeschulden, dem census und dem folgenden Rattenschwanz - kein Schweinezyklus.

Mal ganz dinglich: Leihe ich dir bspw. im Frühjahr 3
Sack Getreide, sind die bei deinem Rückzahlungstermin im Herbst
(Erntezeit) freilich weniger wert.

Nur bei einer guten Ernte.
Du hattest sie im Frühjahr sowieso übrig (sonst hättest du sie nicht verleihen können). Vielleicht wären sie bis zum Herbst für dich futsch gewesen. So hast du zum allgemeinen Abgabetermin im Herbst garantiert einen Titel auf 3 Sack Getreide und wirst deine Abgabe sicherer leisten können als ohne das Kreditgeschäft (kein Verlustrisiko für diese Menge über 1/2 Jahr da der Schuldner entweder Getreide liefern wird, oder Silber oder Familienmitglieder als Sklaven, die du verkaufen kannst.
Der Wert der 3 Sack Getreide hing für @tar in Mesopotamien immer davon ab, wann @tar sie haben musste.
War die Ernte schlecht war der Wert der gleichen Menge Getreide ein anderer als nach einer guten Ernte - die Abgabehöhe war ja die gleiche.

Wäre es dahingehend gerecht, dass du
noch weniger Getreide zurückzahlen musst oder wäre da ein exorbitanter
Zins nicht nachvollziehbarer?

Verliehen wurde nach @dottores Quellen in den abgabepflichtig gemachten Stämmen und unter den zu den Stämmen gehörenden Verwaltern, die das Soll eintrieben und dafür selbst hafteten, erst einmal zinsfrei und erst die unplanmässige Notwendigkeit der vorzeitigen Rückforderung führte zur Diskontierung der Titel bei der Verschaffung des Getreides von Dritten und zu Usura bei der Ausnutzung von Notlagen durch die externen Wucherer.
Die Zinshöhe resultierte also immer aus den Machtverhältnissen (also in Bezug auf die Abgabetermine, -höhe und allgemeine Verfügbarkeit des Abgabeschuldentilgungsmittels) und nicht nur aus Risiken.
War es riskant, dann wurde überhaupt nicht verliehen (IMHO Streitpunkt zwischen Eigentumsökonomen und Debitisten).
"In Mesopot wurde dem säumigen (IST < SOLL) Verwalter (und dessen Unterverwaltern usw.) gleich ein Minimum-Zins von 33,3 % (Gerste) bzw. 20 % (Silber) aufgedrückt. Michael Hudson spricht vom "agrarian usury". Ausführlichste Postings dazu."
@dottore

"Dottore ging die Sache von Grund auf an. So sieht er auch den Ursprung des Zinsen ganz klar nicht in dem Verlust einer Eigentumsprämie des Gläubigers, sondern erklärte fein säuberlich, dass das Eigentum selbst überhaupt keine Prämie (Zins) bietet, dass es aber sehr wohl die Prämie erzwingen kann (siehe Mietzins). Um dies zu verdeutlichen musste Dottore nur eine Frage in den Raum stellen, damit der Zirkelschluss in dem Theoriengebäude H/S's bewusst wurde:
"Wer sollte sie (die Prämie) bezahlen?""
@Ashitaka

So weit erst einmal aus Zeitmangel.

Liebe Grüße
Silke


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